MUSS in den folgenden Fällen jeweils ein Komma stehen, oder handelt es sich um ein "KANN-Komma". Mir wurden in einer Deutscharbeit deswegen nämlich insgesamt zwei Zeichensetzungsfehler berechnet, was ich nicht so ganz einsehe.


Hier die Sätze:

"..., nachdem sie vergeblich versucht hatte[,] ihre Schwester Ismene mit einzubinden."

"..., da er den Mensch dazu verleitet[,] faul zu sein."

Macht es also Sinn, den Lehrer nochmal darauf anzusprechen, oder hat er doch Recht??? - Wenn ich falsch liegen sollte, bitte ich euch um eine Erklärung, weshalb das Komma im Satz "Sie weigerte sich[,] uns zu helfen." laut Rechtschreibduden ein KANN-Komma ist.


mfg
Tilo

Guten Morgen Tilo,

in Ihrem ersten Satz ist das Komma gerechtfertigt, da ein Nebensatz eingeschoben ist:

"..., nachdem sie vergeblich versucht hatte, ihre Schwester Ismene mit einzubinden."


In Ihrem zweiten Satz ist das Komma gerechtfertigt, da mit dazu auf den folgenden erweiterten Infinitiv verwiesen wird:

"..., da er den Mensch dazu verleitet, faul zu sein."

Mit freundlichen Grüßen

Michael


Michael Redeker



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 27.04.06 07:04.

Hallo Tilo,

ich verlinke dir eine Seite mit sämtlichen Kommasetzungsregeln - am Ende dieser Seite steht der Infinitiv mit zu - ich hoffe, das hilft dir weiter: klicke hier

Grüße
Lori

Im ersten Satz ist es ein "Kann-Komma", das nicht notwendig ist, weil das der komplette Nebensatz ist, hier ist nichts eingeschoben. Ich hätte hier kein Komma gesetzt. Leider ändert sich diese Regel im Sommer wieder und die alte Regel mit dem erweiterten Infinitiv kommt wieder. Aber nach den aktuellen Regeln muss das nicht sein.
Im zweiten Satz allerdings schon, weil das hinweisende Fürwort "dazu" danach verlangt: Nach dazu, dafür, damit usw. müssen wir es setzen.
Wie auch unter Loris Link zu lesen ist ...

F.

Guten Morgen Tilo,

Sie sehen, dass es zu Ihrem ersten Satz unterschiedliche Auffassungen gibt. Wie heißt der vollständige Satz?

Mit freundlichen Grüßen

Michael

Michael Redeker

Der erweiterte Infinitiv wird laut der alten Rechtschreibung immer mit Komma abgetrennt und dies wird auch in der "reformierten neuen Rechtschreibung" der Fall sein. Zur Zeit herrscht aber die unsichere "Kann-Bestimmung", wobei aber meines Erachtens gerade bei so ausgiebig erweiterten Infinitiven wie dem ersten Beispiel das Komma durchaus angebracht wäre (die Sprechpause gilt als Indiz für eine Kommasetzung).

Kajjo

Ich finde übrigens keinen Hinweis darauf, dass der "erweiterte Infinitiv" obligatorisch mit einem Komma abzutrennen sei - hier nochmal die Regeln:

[www.duden.de]

F.

Hallo Franziska,
ja, warten wir mal die endgültige Formulierung der Regeln ab. Die schon in der Juristerei so verachteten Kann-Bestimmungen sind wohl mal wieder nicht vermieden worden. Schade eigentlich.
Schon die Anweisung "um Mißverständnisse zu vermeiden" würde ja verlangen, daß man sich jedesmal die Mühe macht, den vorliegenden Satz genau zu analysieren, ob vielleicht Wortspielchen oder Mißverständnisse möglich sind. Dies hebt jedoch mehr auf Semantik, Phantasie und Intellekt ab als auf Grammatik, finde ich. Letztlich wird man nach Sprechpausen und Satzgliederung gehen müssen -- und dann wird in den meisten Fällen des erweiterten Infinitivs wieder ein Komma gesetzt werden wie eh und je.
Grüße,
Kajjo

Jau, ich bin auch gespannt. Hier in unserem Beispiel aber würde ich doch Tilo ermutigen, seiner Lehrerin zu widersprechen. Es ist eine Kann-Regelung!