Ich wollte fragen, ob im Nebensatz auch das Plusquamperfekt möglich ist und welche Form üblich ist?

Ich fuhr nach Hause, weil ich die ganze Zeit meine Familie vermisst hatte.

Ich fuhr nach Hause, weil ich die ganze Zeit meine Familie vermisste.

Hallo Elena,

Das Plqpf im Nebensatz ist prinzipiell möglich.
In der Gegenwart würde dein Satz lauten: "Ich fahre nach Hause, weil ich ... vermisst habe."
Wenn das genau deiner intendierten Aussage entspricht, dann passt es.

Ich persönlich würde in diesem Beispiel jedoch eher das Perfekt in den Nebensatz setzen.

LG
Bia

Wenn Du das Perfekt nehmen würdest, heißt das, dass ich Präteritum und Perfekt in einem Satz verwenden darf?

Ich fuhr nach Hause, weil ich meine Verwandten vermisst habe.

Ich habe bisher gedacht, man sollte diese zwei Formen (außer von sein, haben und den Modalverben) nicht in einem Satz verwenden.

Mir gefällt die Version mit dem Plusquamperfekt besser - in der Tat ist die Mischung mit dem Perfekt nicht so perfekt.

F.

Die Regel ist schon gut so. Perfekt/Imperfekt zu mischen ist kein guter Stil und macht auch nur selten wirklich Sinn.

In dem Beispielsatz ist das Plusquamperfekt völlig in Ordnung.

Kajjo

Im Prinzip kann man Plusquamperfekt, Perfekt und Futur II als Formen betrachten, die eine abgeschlossene Handlung ausdrücken, also etwas, was bereits erledigt ist. Präsens, Präteritum (oder Imperfekt) und Futur I drücken hingegen die "aktuellen", laufenden Handlungen aus. Auf diese Weise kann man Vorzeitigkeit und Nachzeitigkeit regeln, also ausdrücken, was man zuerst getan hat und was danach. Vergangenheit: Nachdem ich gegessen hatte, spülte ich. Gegenwart: Ich habe gegessen und spüle. (Okay, die Beispiele sind etwas langweilig.) Oder im Futur: Wenn ich gegessen haben werde, werde ich spülen. (Schon klar, wir verwenden das alles nicht korrekt, das Futur ist uns zu umständlich und wird durch das Präsens ersetzt, im Mündlichen dominiert das Perfekt ... aber egal.) In deinem Beispiel ist nicht so klar, ob überhaupt eine Vor- und Nachzeitigkeit besteht. Dein Protagonist vermisst sein Zuhause vermutlich noch, während er schon nach Hause fährt. Also wäre sehr wohl korrekt: Ich fuhr nach Hause, weil ich euch vermisste. Oder: Ich fahre nach Hause, weil ich euch vermisse.
Lieben Gruß, Uli (DaZ-Lehrerin)

Hallo Johanna,

eine kurze Antwort auf deine Frage gibt es leider nicht ....

Die Tempusverteilung für die Vergangenheitsformen im Deutschen ist nicht wie in vielen anderen Sprachen durch die temporalen Gegebenheiten geordnet, sondern gewisse Verben tendieren dazu, gewisse Formen zu gebrauchen. Zu allem Überfluss muss man dann noch zwischen der Schriftsprache und dem mündlichen Ausdruck unterscheiden:


1) Das "nach Hause fahren" und das "Vermissen" ist gleichzeitig:

Ich fuhr nach Hause, weil ich meine Familie vermisste.
Ich bin nach Hause gefahren, weil ich meine Familie vermisst habe.
Ich fuhr nach Hause, weil ich meine Familie vermisst habe.
Ich bin nach Hause gefahren, weil ich meine Familie vermisste.
(Alle Sätze haben praktisch die gleiche Bedeutung).

2) Das "Vermissen" ist vorzeitig, zu dem "nach Hause fahren", also erst habe ich meine Familie vermisst, dann bin ich nach Hause gefahren:

Ich fuhr nach Hause, weil ich meine Familie vermisst hatte.
Ich bin nach Hause gefahren, ich meine Familie vermisst hatte.
(Alle Sätze haben die gleiche Bedeutung).

und so weiter ...

Verben wie "sein" und "haben", und die Modalverben, benutzt man oft im Präteritum, wo andere, nicht so geläufige Verben, im Perfekt stehen. Aber auch "kommen, fahren, gehen", und andere Verben benuzt man oft im Präteritum ...

Ich hoffe, ich habe dir weiterhelfen können

Michael Tarragona/Spanien

(Fragt sich, ob Johanna diesen Beitrag nach fast zwei Jahren noch liest ...;-)

Dass Franzika ihn gelesen hat, reicht mir schon ... :-)

Liebe Grüsse

Michael