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noch mal Artikel
geschrieben von: Johanna ()
Datum: 14. August 2006 15:42

Ich habe einige Fragen zum Artikelgebrauch:

1) Soll ich einen unbestimmten Artikel hier nehmen: "Dieser Terminus kann man in einer weiten und in einer engen Bedeutung verstehen" (Irgendwie finde ich die Formunlierung nicht so toll).

2) In einigen wissenschaftlichen Arbeiten wird die Reihenfolge der Kapitel so beschrieben: "In einem ersten Teil..... In einem anschließenden Teil ... Im dritten Teil". Ich möchte wissen, ob es üblich ist, hier "ein" vor "Teil" einzusetzen, oder wäre der bestimmte Artikel besser? In "einem anschießenden Teil" finde ich sehr komisch, weil dieser Teil einzigartig ist. Ähnliches habe ich bei "Schritt" gelesen: "In einem ersten Schritt", "in einem zweiten Schritt".

3) "Fachkompetenz", "Mitgefühl", "Reaktanz" - ich nehme an, dass das Abstrakta sind und sie ohne Artikel gebraucht werden können.
"Er verfügt über Fachkompetenz".
"Es kommt zu Reaktanz bei anderen".
"Er soll Mitgefühl zeigen".

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Re: noch mal Artikel
geschrieben von: Kajjo ()
Datum: 14. August 2006 16:54

zu 1)
Dein Vorschlag ist bezüglich des Artikels OK. Üblicher ist aber die Verwendung mit dem Komparativ: "in einer engeren und einer weiteren...". Im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit würde ich solche einleitenden Sätze weglassen. Ich empfinde sie immer als unnötige Dehnung! Warum nicht gleich zur Sache kommen:

"Im engeren Sinne bezeichnet der Terminus 'XX' das Verhalten ..., während es im weiteren Sinne auch allgemein als ... verstanden werden kann."

zu 2)
Hier ist der unbestimmte Artikel unnötig.

"Im ersten Teil werden wir ... diskutieren"
"Im abschließenden Teil werden ..."


Auch hier empfinde ich die Formulierung wieder sehr schulmäßig. Warum gibt man den Teilen nicht Namen, zum Beispiel:

Im Kapitel "Globale Bedeutung" wird zunächst auf die Verbreitung ... eingegangen, bevor dann unter "Pathogenese" Details zur Entstehung... erläuert werden.

Daß die Einleitung einleitet und die Zusammenfassung zusammenfaßt, muß nicht extra genannt werden -- ebenso wenig, daß der "Allgemeine Teil" Grundlagen vermittelt. Wer das nicht weiß, sollte einfach nicht weiterlesen.

Ich bin sicher, daß ein Text ohne diese Standardfloskeln wesentlich lebendiger klingt und reifer empfunden wird. Selbstverständlich ist das nur meine persönliche Meinung nach Lektüre von viel zu vielen solcher Arbeiten.

zu 3)
Das siehst Du richtig. Einige kurze Anmerkungen zu Deinen Beispielen:

"Er verfügt über die nötige Fachkompetenz." -- Nur unbekleidete Abstrakta stehen ohne Artikel. Tragen sie Adjektive, so steht auch der bestimmte Artikel.

Tip: Wenn Du Dir im Einzelfall unsicher bist, rettest Du Dich auf die sichere Seite, indem Du ein Adjektiv ergänzt!

Die Verwendung von "soll" in wissenschaftlichen Texten sollte gut überlegt sein. Häufig steht der Konjunktiv (sollte) oder man kann die Absicht oder Zielsetzung anders besser formulieren. Natürlich gibt es aber genug Fälle, wo "soll" tatsächlich paßt.

Kajjo



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Re: noch mal Artikel
geschrieben von: Johanna ()
Datum: 15. August 2006 13:56

Vielen Dank, Kajjo!

Mit "Kapiteln" habe ich verstanden. Zum Wort "Schritt" möchte ich noch nachhacken: Die Muttersprachler schreiben doch in ihren Hausarbeiten "in einem ersten Schritt", "in einem zweiten Schritt", "in einem letzten Schritt" . Was wird denn damit gemeint und warum nicht "im ersten Schritt" etc.?

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Re: noch mal Artikel
geschrieben von: Kajjo ()
Datum: 15. August 2006 16:49

Grammatisch ist beides korrekt, "im ersten Schritt" und "in einem ersten Schritt". Inhaltlich kann man, wenn man denn will, Unterschiede hineinlesen:

"In einem ersten Schritt [von vielen oder weiteren]"
"Im ersten Schritt [von den hier aufgezählten bekannter Anzahl]"

Ich halte es aber für regelrecht schlechtes Deutsch in einem Bericht zu schreiben: "In einem vierten Schritt haben wir..."

Was soll das bedeuten? In dem einen vierten Schritt haben wir es so, in dem anderen vierten Schritt anders gemacht? Quatsch!

Ich glaube, daß manch ein Wissenschaftler einfach zu wenig sprachliche Qualifikationen hat, als daß Du Dich auf fremde Hausarbeiten stützen darfst. Wer weiß, wieviele Dozenten beim Lesen dieser Arbeiten die Stirn runzeln?

Sicher ist, daß es durchaus etliche Beispiele mit "in einem vierten Schritt" gibt. Dies soll auflockern und die große Schrittzahl betonen, z.B.:

"Das Material wird zunächst von Hand sortiert, dann gebrochen und anschließend in der Kugelmühle fein zermahlen. In einem vierten Schritt wird der Staub schließlich per Laser in Einheiten zerlegt, die nur wenige Moleküle umfassen."

Hier kann man "in einem vierten Schritt" durchgehen lassen. Nicht aber hier:

"In einem ersten Schritt wird das Material..., in einem zweiten Schritt..."

Das klingt grauslich. Richtig wäre dann:

"Im ersten Schritt wird das Material, im zweiten dann gebrochen..."

Schon die Wiederholung von "Schritt" kann also ausbleiben. ich würde das Zählen der Schritte 2-4 ganz sein lassen, es sei denn, es ist jeweils ein neuer Absatz nötig und die Nummer des Schrittes taucht später wieder im Bericht auf, z.B. "Im Rahmen unserer Bemühungen zur Optimierung des siebten Schrittes fiel uns auf, daß...". Selbst hier wäre es aber besser zu schreiben: "Im Rahmen... der vollständigen Desorption..." Denn welcher Leser lernt schon beim ersten Durchlesen die Nummern der Schritte auswendig? Klar, der Autor kennt sie in- und auswendig, aber wer sonst?


Kajjo

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