Guten Abend. Ich hätte zwei Fragen zur Stellung der Negation.
1- Man sagt:
„Der Bewerber entspricht nicht unseren Erwartungen“ (zitiert aus Duden)
Hier geht NICHT dem Dativ-Objekt voran.

Aber man sagt:
„Die Suppe schmeckt den Kindern nicht“
Hier steht nicht nach dem Dativobjekt.

Gibt es da einen bestimmten Grund dafür, oder kann man die Stellung von NICHT in beiden Sätzen wie folgt ändern?
"Der Bewerber entspricht unseren Erwartungen NICHT"
"Die Suppe schmeckt NICHT den Kindern"

2- Wie lautet die negative Antwort auf die Frage „Gehst du mit Erika ins Kino?“?
a- „Nein, ich gehe nicht mit ihr ins Kino“
b- „Nein, ich gehe ohne sie ins Kino“
c- „Nein, ich gehe mit ihr nicht ins Kino“

Ich verstehe nämlich nicht, worüber man sich eigentlich durch diese Frage informieren will: über die Person, mit der man ausgeht, oder über den Zielort?

Vielen Dank im Voraus!
MfG
giovanna

Hallo Giovanna,

"nicht steht meist vor dem, was es verneint" (H. Genzmer, Deutsche Grammatik, Darmstadt 1995, S. 41).

Zu 1:
Der Bewerber entspricht nicht unseren Erwartungen. (Möglicherweise entspricht er den Erwartungen anderer, keinesfalls aber unseren. - Der Bewerber entspricht unseren Erwartungen nicht ist völlig in Ordnung, die erste Variante betont aber stärker 'unsere Erwartungen'.)

Die Suppe schmeckt nicht den Kindern, 'sie schmeckt aber den Erwachsenen' oder etwas Ähnliches möchte man zufügen. In Die Suppe schmeckt den Kindern nicht wird die gesamte Satzaussage verneint.


Zu 2:

Je nach Betonung, die man beim geschriebenen Wort nicht erkennen kann, kann mit Gehst du mit Erika ins Kino? Verschiedenes erfragt werden:

A: Gehst Du mit Erika ins Kino?
B: Nein, ich gehe nicht mit ihr ins Kino.
Nein, ich gehe ohne sie ins Kino.
Nein, ich gehe mit Giovanna ins Kino.

A: Gehst Du mit Erika ins Kino?
B: Nein, ich gehe mit ihr nicht ins Kino.
Nein, ich gehe mit ihr nicht ins Kino sondern ins Theater.
Nein, ich gehe mit ihr ins Theater.

Ich hoffe, das hilft.

Gruß

Stefan

Hallo Stefan und vielen Dank für die Erklärung!
Zum Punkt 1: Eigentlich wei§ ich, dass "nicht meist vor dem steht, was es verneint", aber es ist nicht immer so: z. B. wenn ich mich nicht irre, steht es vor den Angaben/Ergänzungen mit Präposition, auch wenn man den ganzen Satz verneinen möchte ("Ich gehe heute nicht ins Kino").

Beim Infinitiv und Partizip II steht NICHT gleich vor diesen Verbformen("ich will ihr das Buch nicht schenken" / "ich habe ihr das Buch nicht geschenkt". Aber wenn man nur "das Buch" verneinen möchte, dann fällt die eben erwähnte Regel aus und deine Regel wird gültig. Also muss man auch den "Vorrang" der Regeln kennen!.

Dazu kommen Sätze wie:
"ich bin oft mit ihnen ausgegangen"
Wie kann man den Satz verneinen? Nach der eben zitierten Infinitiv/Partizip-Regel, sollte es hei§en:

1- ich bin oft mit ihnen nicht ausgegangen (klingt aber falsch, oder?)
2- ich bin nicht oft mit ihnen ausgegangen (verneint wird "oft")
3- ich bin oft nicht mit ihnen ausgegangen (verneint wird "mit ihnen")

Bei all diesen Sätzen bin ich mir SEHR unsicher!
Wer wei§ dann, ob die Stellung von NICHT vielleicht von weiteren Regeln auch noch abhängt, die z. B. mit der bestimmten Bedeutung des konkreten Satzes zu tun haben.

Was die Verben entsprechen und schmecken angeht, auf die ich relativ oft gesto§en bin, hatte ich nämlich die von dir vorgeschlagenen Alternativen nie gehört. Deshalb fragte ich mich, ob die allgemeine Regel hier auch zutrifft und die Stellung von NICHT auch in diesen Fällen frei ist.

Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich immer wieder mit den gleichen Fragen störe, aber es gibt so viele unterschiedliche Fälle und auch viele Regeln...!

Nochmals vielen Dank für die Beratung!
Gute Nacht
giovanna





1-mal bearbeitet. Zuletzt am 18.10.06 22:46.

Hallo Giovanna,

die Stellung der Verneinung nicht entzieht sich einer allgemein gültigen Regel. Es besteht die Tendenz, wenn die gesamte Satzaussage verneint werden soll, nicht ans Satzende vor das Nachverb zu stellen. Wird es kontrastierend verwendet, dann vor dem Wort, das verneint werden soll, z.B.: Ich bin oft nicht mit Erika ausgegangen, sondern mit Giovanna. Hier wird Erika mit Giovanna kontrastiert. Typischerweise wird in solchen Sätzen sondern verwendet.
Zu entsprechen und schmecken siehe bitte die Beispiele in meinem Beitrag oben.
Weitere Beispiele mit nützlichen Erklärungen findest Du hier.

Gruß

Stefan

Hallo Stefan!

Ich danke dir auch für diese Antwort sowie für den Hinweis auf die Canoo-Grammatik (hab mir sofort etwas ausgedruckt)!

Gute Nacht,
giovanna

Ich habe mir in bezug auf dieses Thema auch überlegt, ob ich beides sagen kann:

Ich helfe nicht dem Nachbarn. (das heißt, vielleicht einem anderen Nachbarn helfe ich schon.)
Ich helfe dem Nachbarn nicht. (das heißt eher, dass ich nicht helfen werde).

Weiß allerdings nicht, ob es so richtig ist.

Doch, das ist so richtig.