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„Wer ist er?“ / „Wer ist das?“
geschrieben von: giovanna ()
Datum: 15. Dezember 2006 18:25

Hallo!
Könnte mir jemand bitte sagen, in welchen Situationen „Wer ist er?“ bzw. „Wer ist das?“ jeweils verwendet werden?

Kann man z. B. auf die erste Frage („Wer ist er?“) antworten:
„er ist der Vater von...“

Herzlichen Dank im Voraus
giovanna

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Re: „Wer ist er?“ / „Wer ist das?“
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 16. Dezember 2006 10:16

Hallo Giovanna!

Wie du weißt, ist die ganz normale Frage: Wer ist das? Wenn du aber eine besondere Situation hast, zum Beispiel dort in der Ecke stehen ein Mann und eine Frau, und du willst nur wissen, wer der Mann ist, dann kannst du schon fragen: Wer ist er? Besonders höflich ist das nicht, aber er hört's ja nicht. ;-)
Die Antwort wäre "Er ist ..." oder "Das ist ...". Mir gefällt in jedem Fall "Das ist ..." besser.

Tschüs und vielleicht bis später!

Franziska

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Re: „Wer ist er?“ / „Wer ist das?“
geschrieben von: giovanna ()
Datum: 17. Dezember 2006 20:44

Herzlichen Dank, Franziska! Auch diesmal hast du mir eine klare und praezise Antwort gegeben, vielen Dank!
Liebe Grusse
giovanna

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Re: „Wer ist er?“ / „Wer ist das?“
geschrieben von: jero ()
Datum: 18. Dezember 2006 09:20

Guten Morgen,

"Wer ist er?" klingt für mich auch sehr ungewöhnlich. Das erinnert mich eher an "Gutsherrensprache", wo der Gutsherr den Knecht fragt: "Wer ist er, dass er mir zu widersprechen wagt?!".

(Nebenbei gesagt, ich finde auch die "Anrede" in der 3. Person Singular - wenn Leute offenbar nicht wissen, ob sie duzen oder siezen sollen - sehr, sehr unangenehm.)

jero
www.cafe-deutsch.de



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 18.12.06 13:21.

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Re: „Wer ist er?“ / „Wer ist das?“
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 18. Dezember 2006 10:36

Guten Morgen Jero,

"Anrede" in der 3. Person?

Ich hatte Sie Ihrem Ton nach auf Mitte/Ende 20 geschätzt. Erst Ihr Plädoyer für Schulz/Griesbach (1955) und nun "Gutsherrensprache"?

Komische Leute kennt er!


Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker

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Re: „Wer ist er?“ / „Wer ist das?“
geschrieben von: Stefan ()
Datum: 18. Dezember 2006 12:32

Übrigens wird die sehr direkte Frage Wer ist er/das? häüfig dadurch höflicher und (im übertragenen wie wahrsten Sinne des Wortes) indirekter gemacht, dass man Sie z.B. so formuliert: Können Sie mir sagen, wer das/er ist?.

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Re: „Wer ist er?“ / „Wer ist das?“
geschrieben von: giovanna ()
Datum: 18. Dezember 2006 17:34

Ich danke auch Jero, Michael und Stefan fuer die zusaetzlichen Beitraege.
Ich habe allerdings nicht verstanden, was Michael meint, wobei seine Antwort auch nicht an mich adressiert war.
Schoenen Nachmittag noch an alle,
giovanna

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Re: „Wer ist er?“ / „Wer ist das?“
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 18. Dezember 2006 21:55

(Grins, das mit den Gutsherren finde ich lustig)
Für Giovanna: Vor langer Zeit war es in Deutschland üblich, dass zum Beispiel Knechte mit "er" und Mägde mit "sie" angesprochen wurden. Sie wurden als Person nicht wahrgenommen, wage ich mal zu behaupten:
"Putz er mir die Schuhe, aber schnell!"
Auch heute noch gibt es in einigen Regionen Deutschlands die seltsame Gewohnheit, Leute in der dritten Person anzusprechen, wenn man sich nicht zwischen "du" oder "Sie" entscheiden kann. Ich habe auch schon ein "ihr" gehört, das nur meiner Person galt. Komisch!
Aber auf diese Weise ist ja auch unsere Anrede "Sie" entstanden.

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Re: „Wer ist er?“ / „Wer ist das?“
geschrieben von: jero ()
Datum: 19. Dezember 2006 09:31

Guten Morgen,

wie meinst du das, Franziska, dass "auf diese Weise" unsere SIE-Form entstanden ist?

Ursprünglich war es wohl wie in anderen Sprachen auch die 2. Person Plural als die angesprochene Person (wie im Singular), also "du" bzw. "ihr/Ihr". Dann ist man irgendwann auf die SIE-Form "umgestiegen". Wie ging das vor sich?

(Bei ausgewanderten Deutschen z.B. blieb die "Ihr-Form" scheinbar erhalten - es kann aber auch z.B. eine Angleichung an das Russische gewesen sein. In Russland sprachen mich nämlich die Russlanddeutschen auch an "Wollt Ihr noch etwas trinken?" und ich fragte zuerst immer: "Wer? Ich?", bis ich begriffen hatte, wer gemeint war. *schmunzelgrins*). Vielleicht hast du das auch hier von "ehemaligen" Russlanddeutschen gehört. Da haben die Kinder teilweise noch die Eltern gesiezt.

Die 3. Person Singular als "Verlegenheitsanrede" (wenn man nicht weiß, ob "noch per du" oder "schon per SIE" bzw. umgekehrt) ist meinem Eindruck nach erst nach der Wende bei uns im Nordosten aufgekommen. Ein "Westimport" also??? Oder aber ich habe das vorher nicht wahrgenommen, weil ich noch zu jung war?! (Aber gehört haben hätte ich es doch müssen, nicht wahr?! => was für eine Satzkonstruktion?! *grins*)

Ich empfinde die "Verlegenheitsanrede" als sehr von oben herab. Ich bin niemandes Knecht! *frechgrins*

jero
www.cafe-deutsch.de



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 19.12.06 09:32.

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Re: „Wer ist er?“ / „Wer ist das?“
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 19. Dezember 2006 09:59

Ja, das mit dem "Sie" ist schon ganz interessant. Einerseits entstand die höfliche Anrede daraus, weil man den Herrn als Diener nicht direkt anreden durfte:
"Euer Gnaden (sie) haben gut geruht."
Andererseits wollte der Herr die Bedienstete nicht direkt ansprechen, wenn er zu ihr hinabblickte. Er sagte also:
"Hat Sie Ihren Auftrag erledigt?"
Sie auch hier übrigens großgeschrieben, wie ich gerade entdeckt habe.
Aber das ist veraltet und war aus verständlichen, mir sympathischen Gründen in der DDR sowieso verpönt.

Franziska


[blog.nextz.de]

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Re: „Wer ist er?“ / „Wer ist das?“
geschrieben von: jero ()
Datum: 20. Dezember 2006 18:46

Guten Abend,

du meinst, aus der "Gutsherrenanrede" in der 3. Person Singular für eine Magd z.B. ist dann die 3. Person Plural als "Höflichkeitsform" geworden?

Hast du dafür Belege? (Und bist du dir sicher, dass die Großschreibung der 3.Pers.Sg., wo du das gefunden hast, nicht nur ein Fehler war? Gibt es ausreichend viele Belege dafür um das auszuschließen?)

jero
www.cafe-deutsch.de

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Re: „Wer ist er?“ / „Wer ist das?“
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 20. Dezember 2006 20:29

Nein, nicht die herablassende "Gutsherrenanrede" wurde höflich, sondern die Anrede für den Grafen wurde später für andere hoch- oder höhergestellte Personen genommen. Wichtig hier der Unterschied dritte Person Singular und Plural.
Diesmal habe ich einfach mein großes, dickes Duden-Universalwörterbuch unter "sie" aufgeschlagen. War alles drin!

;-)

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Re: „Wer ist er?“ / „Wer ist das?“
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 21. Dezember 2006 04:59

Guten Morgen,

ja, Bücher sind wahrhaftig noch recht nützlich, nicht wahr?

Und wenn Sie von einer gut ausgestatteten Bibliothek ganz abgeschnitten sind, gibt es ja immer noch das Internet.

Wie heißt es im Wörterbuch der Brüder Grimm:

"eigenthümlich ist ferner die verwendung von sie (sing.) als anrede an eine weibliche person, die im 17. jahrh. aufkommt, anfangs als feinere und ehrendere ausdrucksweise gegenüber der älteren höflichkeitsform ihr (wie ja auch ital. Ella vornehmer ist als voi), dann aber schnell im gebrauche sank, durch den plur. sie (s. 4) verdrängt und auf dienstboten und personen niedern standes eingeschränkt wurde und in unserm jahrh. ganz ausgestorben ist"

und ferner, weiter unten im gleichen Artikel:

"der plur. sie (immer grosz geschrieben) gibt zugleich die jetzt allgemein übliche höflichkeitsform der anrede her. sie ist hervorgegangen aus der ältern verwendung von er, sie (sing., s. 1, h) in gleichem sinne, indem man statt des sing., der bald nicht mehr hinreichend fein war, den plural (als 'pluralis majestaticus') setzte."

Also, aus der feineren Anrede im 17. Jahrhundert wird die Dienstbotenanrede. Das singularische "sie" wird durch das pluralische "Sie" ersetzt und wird (immer grosz geschrieben) zur üblichen Höflichkeitsform.

In diesem Sinne und immer hinreichend höflich...

Mit freundlichen Grüßen




Michael Redeker



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 23.12.06 10:34.

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