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Deutsche Grammatik-total überflüssig???
geschrieben von: Hajnal ()
Datum: 31. Mai 2004 19:48

Hallo an euch alle!

Diese Seite gehört zu meinen Lieblingsseiten, weil ich hier immer etwas Interessantes finde!

Ich wäre auf eure Meinung neugierig.....

Ich lebe seit 3 Monaten in Deutschland, ich bin Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache. In Ungarn, wo ich mein Studium absolviert habe, und wo ich die meiste Zeit unterrichtet habe, hält man die deutsche Grammatik für wichtig, und sie ist ein fester Bestandteil des Deutschunterrichts.

Hier habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass die Kursteilnehmer nur sprechen wollen. Sprechen und sprechen, ohne Grammatik zu lernen. Anscheinend stört sie nicht, dass sie lauter Blödsinn reden. (Ich hatte das Gefühl zumindestens)

Ich denke, Sprechen ist wichtig, aber die richtige Wortfolge, Deklination...usw. sollte auch unterrichtet werden.

Die Frage wäre: Bin ich altmodisch, dass ich die richtige Grammatik für wichtig halte? Muss ich meine Unterrichtsmethoden total verändern, und mit meinen Schülern nur plaudern? (keine Tabellen, keine Adjektivdeklination, keine Wortfolge.....) Oder ist das nur ein Trend, der bald wieder vorbei ist?

Was meint ihr?

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Re: Deutsche Grammatik-total überflüssig???
geschrieben von: Jürgen ()
Datum: 31. Mai 2004 20:07

Das Ziel und Zweck des Sprachenlernens ist ja, dass man verstanden wird und selber die anderen versteht. Insofern ist der Ansatz, die Leute einfach reden zu lassen meines Erachtens schon gut und sinnig. Wenn die Leute durch diese Methode auch noch Spaß am Sprachenlernen haben, um so besser. Solange man verstanden wird, ist eine mangelhafte Grammatik nicht so schlimm.

Nun, das Verstehen ist als die Pflicht, die korrekte Grammatik die Kür. Wenn man nicht nur einfach so das Notwendigste mitteilen und verstehen will, kommt man um gute Grammatikkenntnisse (und Wortschatz!) nicht herum. Am Anfang allerdings sind die meisten Leute eher verschreckt, wenn der Unterricht wg. Grammatik-Paukerei zu trocken und/oder anstrengend wird. Wenn sie dann die Lust völlig verlieren, ist ihnen ja auch nicht geholfen.

Es gibt aber auch unterschiedliche Arten von Lernern. Die einen bevorzugen das spielerische Herangehen und "quatschen frei von der Leber weg" reden also "wie ihnen der Schnabel gewachsen ist". Andere wiederum mögen vielleicht tatsächlich mehr eine theoretischere Herangehensweise, mit sachlichen Erklärungen, warum das und das so und so ist, Konjugationstabellen usw. Wieder andere bevorzugen als Lerner eine Mischung aus beiden Ansätzen. Letztlich muss man also schauen, welchen Lernertyp man vor sich hat.

Generell würde ich aber auch den weniger theoretischen Ansatz bevorzugen. Ein Lerner, der mit Fehlern redet, den man aber dennoch hinreichend versteht, hat sicherlich mehr Erfolgserlebnisse, als ein Lerner, der theoretisch sattelfest ist und problemlos alle Deklinationen, Konjugationen usw. aufsagen kann, aber nicht in der Lage ist (oder sich nicht traut, vielleicht einfach schon aus Angst, Fehler zu machen) ein Gespräch zu führen - was oft auch dazu führt, dass die Grammatik und der Wortschatz gut sind, aber die Aussprache zu ungeübt ist, so dass man ihn kaum versteht.

Dass das eine Mode ist, glaube ich eigentlich nicht, dafür existiert dieser "spielerischere" Ansatz auch schon zu lange und ist auch wissenschaftlich untermauert (fragt mich aber jetzt nicht nach Literatur dazu! ;-))

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Re: Deutsche Grammatik-total überflüssig???
geschrieben von: Gunnar ()
Datum: 31. Mai 2004 21:02

Dabei muss man auch dazusagen, dass wir (als Muttersprachler) es den Deutschlernern nicht immer ganz einfach machen. Wir sind mit dieser Sprache aufgewachsen, da reicht dann der "Slang" auf minimalstem Niveau, um sich auszutauschen ... wobei diesem Verfall ja auch z.T. mit der Rechtschreibreform nachgeholfen wird, wenn man so will. Denn es werden sinnvolle Regeln über den Haufen geworfen, die ein Ableiten von verschiedenen Wörtern z.B. sehr schwierig machen. Ich möchte damit aber nicht gesagt haben, dass es nicht grammatikkonform ist, was die Herren da entworfen haben. In dem Sinne ist das schon in Ordnung, es wird nur nicht leichter.

Wenn man zum Deutschlernen die weniger theoretische Methode heranzieht, die ich durchaus nicht schlecht finde, sollte aber auch ein korrigierender Muttersprachler dabei sein, sonst ist das Ganze für meine Begriffe witzlos, weil sich dann die Fehler festsetzen. Ich kann mich noch gut an den Orchesteraustausch nach Amerika im letzten Sommer erinnern, als ich mit einem Minimalstwortschatz in die Staaten geflogen bin, und auch nicht verhungert bin. Ergo, man kann sich trotz allem verständlich machen, wenn auch auf der anderen Seite genug Verständnis vorhanden ist, solche Fehler zu tolerieren bzw. zu verbessern.
Aber ich palaver hier die ganze Zeit! Ich denke man sollte beides verbinden: Die Kontaktfreudigkeit aufbauen, bzw. die -scheu abzubauen, dabei aber eine ordentliche Portion Grammatik vermitteln, denn ohne solche wirkt ein Gespräch schnell zu simpel ...

Also "rettet dem Genitiv!!" (achtung, das ist kein korrektes Deutsch, das soll ein Witz sein *g*)
in diesem Sinne
Grüße Gunnar

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Re: Deutsche Grammatik-total überflüssig???
geschrieben von: Stefan ()
Datum: 01. Juni 2004 07:00

Natürlich ist Grammatik im Fremdsprachenunterricht nicht unwichtig - die Frage ist nur, ob Grammatik das Ziel des Fremdsprachenunterrichts ist oder ein Vehikel, um eine Sprache zu beherrschen bzw. um in einer Sprache zu kommunizieren.
Ich bin der festen Überzeugung, dass es das Ziel des Fremdsprachenunterrichts sein muss, die Lernenden in die Lage zu versetzen, in einer Fremdsprache zu kommunizieren. Früher wurde in der Tat Fremdsprachenlernen mit Grammatiklernen gleichgesetzt. Glücklicherweise ist in modernen Unterrichtsbüchern dieser Ansatz überwunden. Das heisst ja nun nicht, dass es dem Lehrer verboten ist, in seinem Unterricht auch explizit Grammatik zum Zentrum einer Unterrichtsstunde zu machen. Zum erfolgreichen Kommunizieren ist es auch nötig, Grammatik zu lehrern bzw. zu lernen. Aber wie gesagt: Grammatik muss ein Weg, nicht das Ziel sein.
Ich denke, dass in vielen Ländern Fremdsprachenunterricht noch als Grammatikunterricht aufgefasst wird: 40 Minuten Erklärungen in der Muttersprache der Studenten, fünf Minuten "Anwendung" der Zielsprache. Als Fremdsprachenlehrer in einem Land, in dem diese Auffassung von Fremdsprachenunterricht vorherrscht, kann ich sagen, dass die Studenten, die einen solchen Unterricht vorgesetzt bekommen, mehrheitlich nicht in der Lage sind, auch nur einfachste Dinge in der Fremdsprache auszudrücken.

Gruss Stefan

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Re: Deutsche Grammatik-total überflüssig???
geschrieben von: Hajnal ()
Datum: 01. Juni 2004 17:51

Hallo,

vielen Dank für die Meinungen! In Ungarn wurde die deutsche Sprache bis zu den letzten Zeiten so unterrichtet, wie das Stefan beschrieben hat. Ich habe auch so gelernt, aber ich unterrichte nicht mehr so. Ich unterrichte gern spielerisch, auch ältere Schüler oder Erwachsene. Und zu fast jedem grammatischen Thema habe ich Spiele, oder kommunikative Aufgaben. (das Barkochba-Spiel zum Beispiel) Aber zu jedem Thema schreiben wir etwas auch in das Heft, Tabelle, Beispielsätze, Regel u.s.w.

Ich kann mir vorstellen, dass man am Anfang auch ohne Erklärung einfache Sätze erlernen (und unterrichten) kann, aber wie unterrichte ich Passivsätze, oder Konjunktiv für Fortgeschrittene ohne Erklärung, ohne Beispielsätze, nur so "per Plaudern und Tratschen"? (Wenn jemand gute Idee, oder Erfahrung hat, lerne ich gern!)

Und noch etwas, was ich überlegt habe....Wenn man spricht, geht es, wenn man Fehler hat, aber schreiben muss man manchmal auch, und schriftlich kann es peinlich sein, wenn die Sätze voll mit Fehlern sind - denke ich. (Naja, ich habe sicherlich auch Fehler, aber ich bemühe mich möglichst wenig zu haben.)

Ich lebe jetzt in Deutschland, und ich möchte hier arbeiten, deshalb muss ich mich (meine Kenntnisse und meine Einstellunen) an die Methoden hier "anpassen".

Viele Grüße von Hajnal

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Re: Deutsche Grammatik-total überflüssig???
geschrieben von: Gunnar ()
Datum: 01. Juni 2004 18:01

Hallo Hajnal,

das mit dem Umformen ins Passiv oder den Konjunktiv kann sehr trocken sein. Ich würde aber zum Konjunktiv vorschlagen, beispielsweise eine Talkshow oder eine wirkliche Diskussion "nachzuerzählen". Wenn man dann noch das Ergebnis anzweifeln will, muss man noch den Konj. II benutzen. Man könnte also quasi eine Diskussion in der Zielsprache führen, mit Bezügen auf andere (fiktive) Argumente. Denn sowas macht richtig Spaß. Wichtig ist nur, dass alle mit einbezogen werden und das Gespräch nicht zwischen drei, vier Leuten abläuft.

Grüße Gunnar

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Re: Deutsche Grammatik-total überflüssig???
geschrieben von: antwort ()
Datum: 01. Juni 2004 21:38

hi hajnal,
ich finde eine echte lernergrammatik wichtig. die frage nach dem unterricht kommt dann sozusagen erst an zweiter stelle. was es alles an unterschieden, erfolgen, usw. gibt, wissen wir ja - und auch aus eigener erfahrung.
der schwerpunkt liegt aber in ungarn und genauso bei uns darauf, die grammatik, wie sie ist, an den mann zu bringen. ich finde das oft nicht sehr "kundenfreundlich".
konjunktiv II und passiv sind da schon zwei gute beispiele, wo man den ball ruhig flach halten kann...oder soll das thema einfach nur gelernt werden? dann passt doch alles.
soll ich, grob gesagt, nur deutsch lernen, komme ich mit "wuerde" und "werde" - spielen oder reden - abwechslung oder wiederholung - kontext oder woerterbuch -...doch schon ganz weit.

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Re: Deutsche Grammatik-total überflüssig???
geschrieben von: Petra ()
Datum: 23. September 2004 08:53

Hallo an Alle,

aus eigener Lehr- und Lernerfahrung im fremdsprachlichen Bereich kann ich nur sagen, dass ich die "Ochserei" mit Grammatik und ihren schwierigen Begriffen nicht nur als überflüssig, sondern in weiten Teilen auch als lernbehindernd empfinde.

Der Lernende beschäftigt sich überwiegend mit dem Lernen von grammatikalischen Begriffen und Formen. Besser wäre doch, er würde sich mit der zu erlernenden Sprache beschäftigen.

Seit einigen Jahren unterrichte ich DaF und bin immer wieder erstaunt, dass man Menschen, die noch nie etwas von einem Verb oder einer Präposition gehört haben, da sie herkunftsbedingt über sehr wenig Bildung verfügen, nun mit der 3. Pers. Singular Perfekt u. ä. quält.

Und immer wieder treffe ich auf Schüler, die virtuos "dem Dativ retten können", aber leider auch nach 5 Jahren Deutschunterricht noch immer kaum einen geraden Satz sagen können.

Dankbar wäre ich für jeden Hinweis auf Material, Didaktik, Bücher..., die einem eher intuitiven Deutschlernen den Vorzug geben.

Herzliche Grüße

Petra

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