Ich bin am Grübeln über eine Frage des Konjunktivs,
und wäre dankbar für Rat.

Der Konjunktiv I ist ja so gedacht, dass man
an ihm sofort sehen kann, dass nicht die sprechende
Person, sondern eine andere Person etwas
behauptet oder sagt, also für die Wiedergabe von Rede-

meine Frage ist, ob der Konjunktiv I in der
Standardsprache notwendig und gefordert ist, wenn man durch
das sprechaktbezeichnende Verb (oder das Prädikat) schon sehr deutlich
macht, dass es sich beim Gesagten um die Worte eines
anderen Menschen handelt. Beispiel:

Für ihn ist wichtig, dass Sprache Unterschiede macht.

oder

Für ihn ist wichtig, dass Sprache Unterschiede mache.

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Er fügt hinzu, dass man Sprache nicht
reinigen kann.

oder

Er fügt hinzu, dass man Sprache nicht
reinigen könne.

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Seine These ist, dass Sprache keine Unterschiede zwischen
Männern und Frauen macht.

oder

Seine These ist, dass Sprache keine Unterschiede zwischen
Männern und Frauen mache.

Verzwickt ist es außerdem dadurch,
dass hier nicht die eigentliche Rede wiedergegeben wird,
sondern teilweise die Interpretation der Rede.



Vielen Dank!
Karsten

Guten Abend Karsten,
Ihre Frage beantworte ich mit "nein".
Sie kennen ja sicherlich die einschlägigen Seiten in der DUDEN-Grammatik zum Konjunktiv I, vor allem die Paragraphen 274ff., bes. 293ff. Hier steht (299) die Behauptung: "Im lockeren Gespräch fällt gewöhnlich die Wahl nicht auf den Konjunktiv I, sondern auf den Indikativ und Konjunktiv II, auch ohne daß damit die Absicht verbunden wäre, mit dem Indikativ den Wahrheitsgehalt bzw. mit dem Konjunktiv II den nicht verbürgten Charakter des Berichteten zu unterstreichen." Der Konjunktiv I kommt in der gesprochenen Sprache, die ja nicht Standarddeutsch sein muss, kaum noch vor. Selbst der DUDEN, der ja eine Art normativer Grammatik des Standarddeutschen ist, erläutert in einem langen Kapitel "Zur Modusumwandlung in indirekter Rede", Paragraphen 1313ff. den stattfindenden Sprachwandel: "Je mehr sich die geschriebene Sprache in ihrem Stil- und Normniveau der gesprochenen Sprache annähert, desto größer die Neigung, den Indikativ zu setzen (...).
Und weiter: "Der Indikativ steht bei indirekter Rede mit "daß" vor allem dann, wenn diese etwas Allgemeingültiges wiedergibt, also etwas, was auch zum Zeitpunkt der Berichterstattung wahr ist".
Möge es Ihnen weiterhelfen.
Mit freundlichen Grüßen aus Thailand,
Michael

Ich sehe es so, dass man beides sagen kann, aber verschiedene Varianten werden auch unterschiedliche Deutungsmöglichkeiten signalisieren:

Seine These ist, dass Sprache keine Unterschiede zwischen
Männern und Frauen macht.
- Ich teile diese Meinung.

Seine These ist, dass Sprache keine Unterschiede zwischen
Männern und Frauen mache.
- Da habe ich meine Zweifel.


Gr. Rumia

Hinzufügung:

Oder deutet auf die Distanz immer nur Konj.II?

Rumia

Vielen Dank, ich freue mich über die Nachrichten!