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Ja, tue ich
geschrieben von: Xiaochun ()
Datum: 19. Dezember 2007 11:45

Hallo!

Von den synchronisierten amerikanischen Sendungen im deutschen Fernsehen höre ich manchmal: "Ja tue ich", dazu Beispiele vielleicht: "Sprechen Sie Deutsch?" "Ja, tue ich." / "Liebst du mich?" "Ja, tue ich." -- Ich dachte, dass das nur direkt aus dem Englischen übersetzt wird: "Do you speak German?" "Yes, I do." / "Do you love me?" "Yes, I do."

Meine Frage ist, ist dieser Ausdruck in Deutschland üblich? Zumindest ich höre im Alltag in Deutschland relativ weniger "Ja, tue ich." Wenn man mich fragt, ob ich Deutsch spreche, würde ich nur mit "Ja" antworten, ohne "I do / ich tue". (Abgesehen davon, wenn man mich bittet etwas zu tun, und ich werde sagen: Ja, mache ich.)

Also, das ist nur eine kleine Frage als Ausgangspunkt. Was mich wirklich interessiert ist, was sagt ihr Deutschen dazu? Besteht wirklich ein Unterschied zwischen dem übersetzten Deutschen (z.B. Desperate Houswives) und dem originalen Deutschen (z.B. Gute Zeiten schlechte Zeiten) im Fernsehen? Wie sieht denn noch die übersetzte Literatur aus? Wir Nicht-Muttersprachler können es nämlich kaum unterscheiden. :-)

Danke vielmals!!!

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Re: Ja, tue ich
geschrieben von: Der Lette ()
Datum: 19. Dezember 2007 18:09

Hallo Xiaochun,

sehr gut beobachtet, das ist in der Tat kein richtiges Deutsch, sondern wörtlich übersetztes Amerikanisch. Kein Mensch würde so reden, außer vielleicht kommende Generationen nach langem Fernsehkonsum dieser Serien. (Apropos, sollte ich mir vielleicht auch mal ansehen... scheint sich zu lohnen!)
"Liebst du mich?" - "Ja, tue ich." klingt komisch, vielleicht ironisch, patzig ("Ja, tue ich doch den ganzen Tag, und nun lass mich in Ruhe!"). Mein Favorit ist der: Amerikanischer Film, jemand reitet und fällt vom Pferd. Ein anderer kommt ihm zu Hilfe und fragt, ob er sich verletzt hat. Antwort, während der Gestürzte sich mühsam aufrappelt: "Es geht mir gut!"
Man hört das in synchronisierten Amifilmen oft, wenn ein Unfall o.ä. passiert ist. Echt super, was denkt sich der Übersetzer dabei wohl? Vielleicht, dass es Masochisten wirklich gut geht, wenn ihnen etwas weh tut?!

In diesem Sinne frohe und schmerzfreie Weihnachten...

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Re: Ja, tue ich
geschrieben von: Xiaochun ()
Datum: 20. Dezember 2007 13:16

Hey der Lette!

Vielen Dank für deine Antwort, es hat mir sehr geholfen!! Genau das, was du geschildert hast, meinte ich. Und dein Beispiel hätte mir auch einfallen müssen: In der Sitcom »Friends« hat sich Ross witzigerweise sehr oft an irgendetwas gestoßen und es hat ihm richtig wehgetan, als Rachel ihn fragt:"Are you OK? Does it hurt?" Sagt er:"No no, I'm fine." -- und dieses "I'm fine" wurde in der deutschen Version von »Friends« immer als "Es geht mir gut" übersetzt. :-D

Ehrlich gesagt, bevor ich deine Antwort lese, dachte ich, dass man IN SOLCHER SITUATION so was WIRKLICH SAGEN KANN, schließlich lernen wir Deutsch auch durch Fernsehen. Aber nun, finde ich es ziemlich blöd, haha, denn "es kann einem in diesem Fall überhaupt nicht gut gehen", sondern als richtige authentische Antwort vielleicht nur: "Nichts passiert, es ist nicht schlimm, alles in Ordnung" oder so.

Also, es scheint nun kein richtiges typisches Deutsch zu sein. Beim Fernsehengucken muss ich ja dann vorsichtig sein. :-D

Vielen Dank nochmal und wünsche dir noch ein frohes Fest! ^_^

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Re: Ja, tue ich
geschrieben von: Redaktion ()
Datum: 21. Dezember 2007 14:32

Diese mehr oder weniger wörtlichen Übersetzungen kommen zumeist daher, dass man sich im Film ja auch bemühen muss/will/soll, lippensynchron zu übersetzen. Das haut mit nem kurzen deutschen "Ja" natürlich nicht hin, wenn der Schauspieler stattdessen im Original gleich nen ganze Satz sagt.

Na ja, und dann gibt es ja sowieso je nach Situation die verschiedenen Übersetzungsphilosphien. Ich erinnere mich, dass früher in amerikanischen Filmen, wo zB der Protagonist Quarterback einer Football-Mannschaft war, in der deutschen Fassung vom Libero der Fußballmanschaft die Rede war. Heutzutage dagegen weiß fast jeder in Deutschland so ungefähr, was es mit einem Quarterback einer Footballmanschaft auf sich hat, da "muss" man das nicht mehr "übersetzen".

Was die Redeweisen angeht, kann man zum einen natürlich so übersetzen, dass man den Sprecher so reden lässt, als wäre er Deutscher, also auch deutsche Floskeln und Redewendungen in die Übersetzung nimmt, oder man versucht dabei zu bleiben, dass der Sprecher ja nun mal eben US-Amerikaner ist und eben auch anders redet als ein Deutscher, andere Floskeln, Redewendungen, andere Metaphern verwendet usw. Am besten zeigt sich das, wenn es um kulturelle Aspekte der Sprache wie zB Höflichkeitsformulierungen geht: Was in der einen Sprache höflich und normal klingt, klingt in der anderen gestelzt und womöglich arrogant, und umgekehrt kann es passieren, dass das eine in der einen Sprache ganz normal und freundlich klingt, in der anderen aber rüde und unhöflich.

Na, und so gibt es eben noch haufenweise weitere Aspekte. Nicht umsonst ist Literaturübersetzen ein eigener Studiengang.

Beim Deutschlernen ist man mit deutschen Filmen und Büchern auf der sicheren Seite. Wenn man deutsche Übersetzungen von Filmen und Büchern nimmt, sollte man sich immer bewusst sein, dass da eben keine Deutschen handlen und sprechen, sondern eben Nicht-Deutsche, die übersetzt wurden. Dass ein zB Mexikaner, der in einem mexikanischen Film, der in Mexiko spielt, nicht unbedingt so denkt, handelt und redet wie ein "typischer" Deutscher, sollte einem klar sein. Bei US-Amerikanern fällt das vielleicht nicht so leicht auf wie bei Mexikanern oder Chinesen oder oder oder, ist aber dasselbe Problem.

Und gerade synchronisierte Filme sind da besonders heikel, weil sie so tun, als ob die Leute da in Mexiko, USA, China etc.pp. tatsächlich Deutsch sprechen würden (was manchmal komische Situationen produziert, zB wenn jemand fragt, ob der andere die eigene Sprache versteht und dann auf Deutsch fragt, ob der andere Englisch kann und der andere dann drauf auf Deutsch antwortet. Noch seltsamer wäre es natürlich, wenn er fragen würde, ob der andere Deutsch versteht, wenn es sich zB um einen US-Amerikaner und einen Chinesen handelt, die ansonsten mit Deutsch im ganzen Film nichts zu tun haben, außer dass sie eben auf Deutsch synchronisert sind :-))

U.a. darum bin ich ein großer Fan von Filmen im Original mit deutschen Untertitelen :-)

Jürgen

(edit: einige Tippfehler korrigiert)

Online-Redaktion deutsch-als-fremdsprache.de
[www.iik-duesseldorf.de]



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 21.12.07 14:36.

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Re: Ja, tue ich
geschrieben von: Xiaochun ()
Datum: 23. Dezember 2007 19:38

Hey Jürgen,

vielen Dank für deinen Beitrag! Das ist echt eine gute Lektion. ^_^

Da hast du völlig recht. Ich selber habe schon mal versucht, ein sehr gutes deutsches Buch ins Chinesische zu übersetzen (nur zum Spaß). Es war ziemlich schwierig als ich dachte. Den Sinn, die Logik, das Sprachgefühl, den kulturellen Hintergrund, und und und, muss ich immer berücksichtigen, das war echt keine leichte Aufgabe. Jetzt verstehe ich warum du sagst dass Literaturübersetzen nicht umsonst ein eigener Studiengang ist. ^_^

Tja, wenn die ganze Welt nur eine einzige Sprache sprechen würde! ^o^ Das wäre im Übrigen auch langweilig, oder? -_-!

Jedenfalls wünsche ich dir schon mal Shengdan Kuaile (fröhliche Weihnachten)!! ^_^

Xiaochun

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Re: Ja, tue ich
geschrieben von: jero ()
Datum: 25. Dezember 2007 20:19

Guten Abend,

zufällig sah ich heute einen Film mit Heinz Rühmann im Fernsehen, etwa aus den 50-er Jahren. Da sagte er (nicht-synchronisiert) auch an einer Stelle. "Tu' ich!".

Sowas gibt es im Deutschen auch. Man muss je nach Situation entscheiden, ob das üblich ist oder nicht.

Fröhliche Weihnachten!

jero
www.cafe-deutsch.de

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