hallo,
ich habe einen bekannten, mit dem ich permanet über bestimmte äußerungen streite. er kommt aus bautzen und ist der meinung, daß das regional bedingte redewendungen seien, wogegen ich sage, daß es grundsätzlich falsch ist, zu sagen: "...wir mit Maik...", da es sich für mich um mindestens drei personen handelt.
zudem kommen noch diese wortschöpfungen wie "wennste", die für mich schlichtweg schlechtes deutsch sind und kein dialekt.
was meint ihr?
gruß dagmar

Ein jeder spreche, wie ihm der Schnabel gewachsen ist.

Hallo Dagmar,

Deine Frage hat mich sehr interessiert, weil ich solche merkwürdigen Pluralformen auch kenne. Allerdings von Deutschlernern aus Polen. Es ist dann ein Polonismus, d.h. eine Übertragung von polnischen Grammatikstrukturen auf das Deutsche. Dort sagt man z.B. "Wir sind gestern mit meiner Freundin ins Kino gegangen", und meint: Ich bin mit meiner Freundin.... Mein Argument, dass "Wir mit jemandem..." immer mindestens drei Personen bedeutet, wurde auch immer leicht ungläubig lächelnd aufgenommen. Bautzen ist ja Sorbenregion, kann es sein, dass Dein Bekannter (auch oder als erste Sprache) Sorbisch spricht? Dann könnte es daher kommen. Oder es ist eine in dieser Region allgemein übliche Struktur. Ganz sicher ist es ein vom linguistischen Standpunkt aus interessantes Phänomen und kein "schlechtes Deutsch", auch wenn es hochsprachlich nicht korrekt ist bzw. missverständlich sein kann (wenn man tatsächlich nicht weiß, um wieviele Personen es sich handelt).

Wennste das verstehen tust... - das klingt für mich auch scheußlich, aber solche subjektiven Einschätzungen sind fast immer regional unterschiedlich. Ein "Dialekt" ist das sicher nicht, aber es ist dialektal bedingt. Ich habe mir, wenn ich so etwas höre, schon abgewöhnt, in Kategorien wie "schlechtes Deutsch" zu denken. Hochdeutsch hat andere Standards, und es sollte jedem klar sein, in welcher Situation er "hochdeutsch" zu reden hat. Ein "wennste" im Bewerbungsgespräch, und schon biste unten durch!

Schönen Gruß, auch an den Bautzener Bekannten

Jürgen

"Ein "wennste" im Bewerbungsgespräch, und schon biste unten durch!"


Wobei das Wort "biste" in deinem Satz auch mit "bisse" zu ersetzen wäre. ;-)
Nebenbei: Eine Abwandlung von "wennste" wäre "wennse" - "st" getrennt auszusprechen bereitet mir Zugenschmerzern.

Patrick

Eine weitere Ergänzung fällt mir da noch ein: "Wennste" wäre auch gleichzusetzten mit "wenne": "Wenne dat schaffs, bisse gut!" Solch einen Satz dürfte man allerdings nur im Ruhrgebiet hören.

Kleine Tipp: Jeder der sich diese Abwandlungen der deutschen Sprache antun möchte, sollte im Ruhrgebiet entweder einen Kleingartenverein besuchen oder sich vor dem Eingangstor eines sich noch in Betrieb befindlichen Kohlebergwerks stellen.