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vereiratet sein
geschrieben von: dennisb ()
Datum: 28. April 2009 14:41

"Ich bin verheiratet."

Ist das hier eigentlich als Zustandspassiv zu verstehen?

Oder wird das Partizip "verheiratet" hier adjektivistisch verwendet (und hat somit auch eine passive Tendenz)und geht eine feste Verbindung mit "sein" ein?

Vielen Dank (steh vlt. im Moment auch auf dem Schlauch).

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Re: vereiratet sein
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 28. April 2009 15:12

Guten Tag,

m. E. ist das ein Zustandspassiv vom Verb "verheiraten".

Der Beamte verheiratet uns. - Nun sind wir also verheiratet.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker

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Re: vereiratet sein
geschrieben von: dennisb ()
Datum: 28. April 2009 17:49

Vielen Dank. MAcht Sinn.

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Re: vereiratet sein
geschrieben von: jero ()
Datum: 28. April 2009 17:58

Hallo,

da schließe ich mich Herrn Redeker prinzipiell an und möchte nur die Herleitung ergänzen.

Vorgangspassiv: Ich bin verheiratet worden.
=> etwas geschieht mit jemandem

Zustandspassiv: Ich bin verheiratet.
=> ein Zustand ist eingetreten, der eine gewisse Zeit anhält

jero
www.cafe-deutsch.de

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Re: vereiratet sein
geschrieben von: Der Lette ()
Datum: 29. April 2009 11:42

Da ich, in einem Land lebend, in dem Mädchen durchaus noch verheiratet werden, einige Mühe darauf verwende, den Unterschied zwischen jdn. verheiraten und heiraten zu erklären, möchte ich protestieren:

Ich bin verheiratet ist nicht Zustandspassiv von verheiratet werden, das würde ja heißen, dass jemand mich ohne mein Zutun verheiratet hat. Verheiratet ist hier ein Adjektiv und nicht das Partizip II von verheiraten.

Die Herleitung von Der Beamte verheiratet uns halte ich auch für ziemlich weit hergeholt. Sagt man so? Ich glaube nicht.

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Re: vereiratet sein
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 29. April 2009 12:20

Guten Tag,

zum Heiraten gehören immer zwei, zum Verheiraten mindestens drei.

Das Wort "verheiraten" ist ein gutes, altes und deutsches Wort. Sie dürfen dafür auch "vermählen" oder "trauen" sagen.

Zitat

Verheiratet ist hier ein Adjektiv und nicht das Partizip II von verheiraten.

Nun, schauen Sie in das DWDS.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker

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Re: vereiratet sein
geschrieben von: jero ()
Datum: 29. April 2009 16:48

Zitat
Ich bin verheiratet ist nicht Zustandspassiv von verheiratet werden, das würde ja heißen, dass jemand mich ohne mein Zutun verheiratet hat. Verheiratet ist hier ein Adjektiv und nicht das Partizip II von verheiraten.

Ich würde sagen, doch, -verheiratet- ist unabhängig von unseren Befindlichkeiten das Partizip II von -verheiraten- und -verheiratet sein- ist Zustandspassiv, das aus dem entsprechenden Vorgangspassiv hervorgeht, besser natürlich historisch hervorgegangen ist. Der eigentliche Vorgang, jemanden mit jemandem verheiraten, ist real nicht mehr aktuell im deutschen Sprachraum (normalerweise, bei "Deutsch-Türken" allerdings???). Der dadurch eingetretene Zustand ist quasi "übrig" und sprachlich gebräuchlich geblieben. Wir haben hier nun also eine sprachliche Form, deren Ursprungsform wir gerade mehr oder weniger verlieren bzw. verloren haben. (Aber noch meine Grundschullehrerin erzählte uns, dass ihre Tante jemanden hatte heiraten müssen - mit jemandem verheiratet worden war -, den ihre Eltern ausgesucht hatten. Und das ist man gerade etwa zwei Generationen vor mir.)

Der aktive Vorgang heißt -heiraten-: Er/sie heiratet sie/ihn.

jero
www.cafe-deutsch.de



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.04.09 16:49.

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Re: vereiratet sein
geschrieben von: Der Lette ()
Datum: 29. April 2009 17:28

Zitat
jero
[...] -verheiratet- ist unabhängig von unseren Befindlichkeiten das Partizip II von -verheiraten- und -verheiratet sein- ist Zustandspassiv, das aus dem entsprechenden Vorgangspassiv hervorgeht, besser natürlich historisch hervorgegangen ist.

Unbestritten, aber meine Anmerkung war gerade nicht sprachhistorisch, sondern semantisch gemeint. "Sie ist verheiratet" bedeutet eben etwas anderes als "Sie ist verheiratet worden", daher kann man die erste Variante nicht einfach als Verkürzung der zweiten betrachten.

Es ist übrigens nichts neues, dass ein Partizip sich als Adjektiv verselbständigt und dann einem (oft leichten) Bedeutungswandel unterworfen ist, z.B. "Ich bin von dem Unglück sehr betroffen" vs. "Ich bin von dem Unglück betroffen worden".

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Re: vereiratet sein
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 29. April 2009 18:16

Guten Abend,

wie so manchmal, gibt es da eben verschiedene Auffassungen.

"Der Pfarrer verheiratete das junge Paar."

Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker

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Re: vereiratet sein
geschrieben von: jero ()
Datum: 29. April 2009 19:57

Der Lette schrieb:

Zitat

Unbestritten, aber meine Anmerkung war gerade nicht sprachhistorisch, sondern semantisch gemeint. "Sie ist verheiratet" bedeutet eben etwas anderes als "Sie ist verheiratet worden", daher kann man die erste Variante nicht einfach als Verkürzung der zweiten betrachten.

Sorry, aber da kann ich dir jetzt irgendwie nicht folgen. Welche andere "Bedeutung" als die eines Vorgangs und die eines Zustands meinst du denn?

Weiter oben schriebst du:

Zitat

Ich bin verheiratet ist nicht Zustandspassiv von verheiratet werden, das würde ja heißen, dass jemand mich ohne mein Zutun verheiratet hat. Verheiratet ist hier ein Adjektiv und nicht das Partizip II von verheiraten.

-verheiratet werden- kann unterschiedlich interpretiert werden. Es kann sein, dass die Eheleute nicht frei wählen konnten, wen sie heiraten. Insofern kann -verheiratet werden- bedeuten: Es geschieht/geschah gegen meinen Willen. Aber auch einfach: Es geschieht/geschah ohne mich zu fragen, ohne meinen Willen und in diesem Sinne auch "ohne mein Zutun". Die passivische Variante kann aber auch einfach den Trauungsakt bezeichnen, auf den Michael hinweist: Der Standesbeamte/Pfarrer hat mich aus dem "Zustand der Ehelosigkeit" in den "Zustand der Ehe" überführt. Dieses "Überführen" heißt -verheiraten-. Wenn man dann wiederum den "Täter" (Pfarrer/Standesbeamter) nicht nennen will, kann man das entsprechende Vorgangspassiv nutzen.

Am Ende steht der mindestens eine gewisse Zeit lang anhaltende "Zustand der Ehe" (Ich bin verheiratet).

Oder? Wie sonst?

jero
www.cafe-deutsch.de

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Re: vereiratet sein
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 30. April 2009 18:20

Ich denke auch, dass es einen Unterschied macht, ob man "verheiratet" als simples Partizip II ansieht und auf den Vorgang des Verheiratet-Werdens verweist. Oder ob man "verheiratet" als eigenständiges Adjektiv sieht, das sich von diesem Vorgang gelöst hat. Ich bin auch der Meinung: Das ist kein Zustandspassiv mehr, sondern das Verb sein + Adjektiv.

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Re: vereiratet sein
geschrieben von: jero ()
Datum: 30. April 2009 22:33

Franziska schrieb:

Zitat

Ich denke auch, dass es einen Unterschied macht, ob man "verheiratet" als simples Partizip II ansieht und auf den Vorgang des Verheiratet-Werdens verweist. Oder ob man "verheiratet" als eigenständiges Adjektiv sieht, das sich von diesem Vorgang gelöst hat. Ich bin auch der Meinung: Das ist kein Zustandspassiv mehr, sondern das Verb sein + Adjektiv.

Naja, liebe Franziska, bei aller Toleranz für Interpretationen, es gibt doch klare Erklärungen dafür, was ein Zustandspassiv ist. Wesen des Zustandspassivs ist es doch, dass das Partizip II - ich zitiere Helbig/Buscha (S. 175) - "aus dem prozesshaften Bereich des Verbalen heraus[tritt] und sich ... den adjektivischen Prädikativa (als Zustandsbezeichnungen) [nähert], also genau das, was du "sich von diesem Vorgang lösen" nennst.

S. 176 kannst du bei Helbig/Buscha auch nachlesen, wovon sich das Zustandspassiv von einfachen "sein-plus-Adjektiv-Verbindungen" (adjektivisches Prädikativ) unterscheidet. Letztere können z.B. weder auf eine Präsensform noch auf ein Vorgangspassiv zurückgeführt werden. Ich möchte das jetzt nicht alles abschreiben, aber die Ausführungen und Beispiele sprechen aus meiner Sicht ganz klar dafür, dass es sich bei "Ich bin verheiratet" um ein Zustandspassiv handelt. -verheiratet- ist also kein "simples Adjektiv", sondern ein Partizip II, das wir wie ein Adjektiv gebrauchen (können).

Auch canoo scheint nicht immer alles richtig darzustellen oder aber hier zu einer starken Vereinfachung gegriffen zu haben. Schließlich beweist die Tabelle in deinem Link aber eigentlich auch gar nichts, denn du kannst ja normalerweise jedes "adjektivische Partizip" in attributiver Funktion deklinieren. Du musst es sogar! (Die Tür ist geöffnet. - Ich schließe jetzt die geöffnete Tür wieder.)

jero
www.cafe-deutsch.de

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Re: vereiratet sein
geschrieben von: jero ()
Datum: 05. Mai 2009 20:31

Hallo,

hier hab' ich zufällig noch 'was Interessantes zum Thema gefunden:


Zitat

c) das Perfekt:

Das Perfekt gehört als zusammengesetzte Verbform zu den jüngeren Verbzeiten und steht in Opposition zum Präsens und zum Präteritum. Morphologisch wird es mit den Präsensformen von sein und haben gebildet und dem Partizip II des Verbs. Das Partizip II wurde nicht zur Tempusbildung gebildet, sondern leitet über ein Präfix einen Wortartwechsel vom Verb zum prädikativen bzw. attributiven Adjektiv ein:

z. B. Der Junge fällt. Der gefallene Junge. Der Junge ist gefallen. Es gibt Verben, die mit beiden Hilfsverben gebildet werden können: z. B. Ich habe geschwommen (eine Stunde). Ich bin geschwommen (zum Steg). Das Perfekt Aktiv ist oft schwer vom Zustandspassiv zu unterscheiden. Eine Möglichkeit stellt die Umformulierung dar, d.h. das Perfekt Aktiv kann leicht in Präsens Aktiv und das Zustandspassiv in Vorgangspassiv umformuliert werden: ...

[www.lfkdeutsch.de]

jero
www.cafe-deutsch.de

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Re: vereiratet sein
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 05. Mai 2009 21:25

Nicht schlecht! Der Übergang ist also fließend - was für eine diplomatische Lösung!
Mir ist auch noch ein Beispiel für diesen fließenden Übergang vom Partizip zum Adjektiv eingefallen:
Der Faden ist verwirrt. (Zustandspassiv)
Er ist verwirrt. (Sein + Adjektiv)

;-)

(Auf ein Neues? Bloß nicht! - grins)

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Re: sich verheiraten
geschrieben von: Milorad Gavrilovic ()
Datum: 15. Februar 2016 12:05

Sie hat sich mit einem Amerikaner, in Amerika verheiratet.
sich glücklich, zum zweiten Mal verheiraten

Beispiel 1: "Er heiratet in diesem Jahr seine Freundin." Das ist ohne Zweifel der Standard.

Beispiel 2: "Er verheiratet sich in diesem Jahr mit seiner Freundin." Das wird selten oder gar nicht verwendet.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 15.02.16 12:16.

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