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"gehören" und "aufhören"
geschrieben von: Tomas ()
Datum: 12. Dezember 2009 23:33

ich wollte mal was fragen:

Wenn Deutschanfänger irgendwas mit "hören" hören, denken sie sofort an "zuhören", "Hörverständnis", "Gehör" und so weiter.

Ich habe daher recht große Schwierigkeiten, einen didaktisch sinnvollen Übergang zu den Verben "gehören" und "aufhören" herzustellen.

Vor allen Dingen weiß ich selbst nicht, was denn "gehören" und "aufhören" mit "hören" zu tun haben, ich meine so von der Wortabstammung, der Bedeutung der Präfixe und der Etymologie her und so.

Da fände ich es echt super, wenn einer der Forumsteilnehmer mir etwas mehr erklären könnte!

Vielen Dank.

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Re: "gehören" und "aufhören"
geschrieben von: Kostas ()
Datum: 13. Dezember 2009 01:24

Also, meinen Schülern erkläre ich das immer so: Ich sitze gerade an meinem Schreibtisch und korrigiere die Hausaufgaben, als plötzlich ein merkwürdiges Geräusch zu hören ist. Ja, und da hebe ich halt den Kopf und horche. Indem ich aber aufhorche, lasse ich automatisch von meiner Arbeit ab. Ich höre also damit auf!

Was das andere Verb betrifft, verwende ich gern folgendes Beispiel: Der Hund gehört mir, weil er auf mich hört.

P.S. Obige Erklärungen stimmen übrigens auch mit der semantischen Entwicklung der beiden Verben überein.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 13.12.09 01:30.

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Re: "gehören" und "aufhören"
geschrieben von: mimi ()
Datum: 13. Dezember 2009 12:10

Was für ein hanebüchener Schwachsinn.

Wenn nur ein verantwortlicher Politiker hin und wieder diese Seite liest, weiß ich ab jetzt, warum sich keiner für höhere Bezahlung von Deutschlehrern einsetzt.

Eine Erklärung, die nur für eine bestimmte Situation gilt, ist keine Erklärung.

Wer eine Fremdsprache lernt, muss bereit sein, Wörter zu lernen. Also sage ich als Lehrer im ersten Lehrjahr hundertmal beim Wort "aufhören" das Synonym "stoppen", bei Wort "gehören" deute ich auch mich und zeige Besitz an, (mein Buch, mein Mäppchen) und beim Wort "hören" wandert meine Hand zum Ohr.
Das Phänomen ähnlich klingender Wörter gibt es schließlich in jeder Sprache. Sollen wir jetzt zu jedem Sprachkurs einen Etymologie-Kurs dazuhängen?

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Re: "gehören" und "aufhören"
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 13. Dezember 2009 12:32

Ich finde es sehr tröstlich, wenn ich meinen Schülern ab und zu eine Eselsbrücke liefern kann
("aufhorchen / aufhören" gefällt mir da sehr gut), meistens aber sage ich ihnen, dass sie den
Unterschied zwischen hören und aufhören eben akzeptieren müssen.
Viele Beispiele helfen dann eher: Hör auf! Hörst du die Vögel? Hören Sie bitte zu ...



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 13.12.09 12:38.

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Na, hör mal. Geht's noch?
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 13. Dezember 2009 15:09

Liebe Frau Mimi Kaercher,

der Beiträger Tomas fragte nach einem didaktisch sinnvollen Übergang vom Verb "hören" zu den Verben "gehören" und "aufhören", und fragte ausdrücklich:

Zitat

was denn "gehören" und "aufhören" mit "hören" zu tun haben, (...) so von der Wortabstammung, der Bedeutung der Präfixe und der Etymologie her und so.

Unser geschätzter Kollege Kostas erzählt aus seinem Unterricht, wie er seinen Schülern diese Bedeutungen didaktisch mit einem dramatisierten Beispiel und mit einem korrekten Verweis auf die Etymologie näher bringt.

Sie klagen auf:
Zitat

Was für ein hanebüchener Schwachsinn.

Das Wort "hanebüchen" bedeutet "unglaublich grob", das Wort "Schwachsinn" in seiner mildesten Form immer noch Unsinn.

Advent, Advent. Was ist Ihnen denn auf die Leber getreten? Wir haben hier sonst an guten Tagen einen freundlichen und an anderen Tagen immer noch einen kollegial-höflichen Umgangston.

Der DaF-Unterricht ist so vielfältig wie die daran beteiligten Menschen.

Also, wie man so neudeutsch pampert: Geht's noch?

Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 13.12.09 15:12.

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Re: "gehören" und "aufhören"
geschrieben von: Kostas ()
Datum: 13. Dezember 2009 18:31

Guten Abend, Herr Redeker!

Ich danke Ihnen herzlich. Sie haben eigentlich alles gesagt, was ich sagen wollte. Ich möchte nur noch kurz auf einige Redemittel zur Meinungsäußerung (A2) verweisen, die zuweilen auch Lehrern nützlich sein können:

Also, da bin ich (ganz) anderer Meinung.
Ich sehe das (ganz) anders.
Dem kann ich nicht zustimmen.
Das halte ich für falsch / überflüssig / unnötig.
Ich würde das (definitiv) nicht so machen.
Also, da bin (erst einmal) skeptisch.


Die Liste ließe sich mit etwas Phantasie und einer guten Portion Takt- und Umgangsgefühl beliebig verlängern. Das sollte doch kein unüberwindbares Problem darstellen, oder?



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 20.12.10 07:56.

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Re: "gehören" und "aufhören"
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 13. Dezember 2009 22:39

Ich bin ganz eurer Meinung.
Dem kann ich nur zustimmen.
Ich sehe das genauso.
Das halte ich für absolut richtig!

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Re: "gehören" und "aufhören"
geschrieben von: Tomas ()
Datum: 14. Dezember 2009 12:30

Mimi,

"hanebüchen" wäre sicherlich ein weiteres interessantes Wort für die Rubrik Sprachberatung.

Kostas,

obwohl ich damit bei meinen Kollegen auf große Vorurteile stoße, unterrichte ich jetzt auch Englisch.

Und da habe ich nun große Zweifel bezüglich deiner Interpretation des Präfixes "auf" im Sinne von Englisch "up" oder "on".

Ich interpretiere nämlich speziell das "auf" in "aufhören" eher als ein englisches "off".

Andere Verben, die mich eher an "off" erinnern (negative Grundbedeutung irgendwie):

aufgeben
aufbrauchen
auflösen

und jetzt auch "aufhören",

Na, was findet ihr?

-----

PS

huch, ich sehe gerade, dass auch im Englischen diese mehrdeutige Verwendung von Präfixen besteht, zum Beispiel

aufgeben = to give up

also hier irgendwie "up" in einer negativen Bedeutung,

aber ich meine, das "auf" in "aufhören", "aufgeben" und so weiter hat rein gar nichts mit dem "auf" im Sinne von "auf etwas drauf" zu tun oder so ähnlich?

"off" hingegen heißt, dass etwas ganz "weg" gemacht wird, zum Beispiel "turn off", "switch off" und so weiter,

und das trifft auch irgendwie den Kern von "aufhören": eine Aktivität wird ganz "abgeschaltet".



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.12.09 12:37.

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Re: "gehören" und "aufhören"
geschrieben von: Kostas ()
Datum: 14. Dezember 2009 12:38

Hallo Tomas!

Zitat

Und da habe ich nun große Zweifel bezüglich deiner Interpretation des Präfixes "auf" im Sinne von Englisch "up" oder "on".

Vielleicht hast du es übersehen, aber das ist nicht meine Interpretation, sondern die von der Sprachwissenschaft angebotene Erklärung. Herr Redeker hat da sogar einen Link gesetzt, schau doch mal rein!

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Re: "gehören" und "aufhören"
geschrieben von: Tomas ()
Datum: 14. Dezember 2009 13:10

Na ja, das sind die Gebrüder Grimm...

Danke, ich schaue mir das an.

Meistens haben diese "auf"-Verben mit Abschalten einer Aktivität zwei unterschiedliche Bedeutungen. Einmal diese übertragene, negative Abschaltbedeutung und dann aber auch eine wörtliche Bedeutung:

zum Beispiel

"aufhören" = im Sinne von Aufhorchen; aber eben auch Beenden, Abschalten einer Aktivität

"aufgeben" = etwa im Sinne von Verschicken eines Pakets; aber eben auch nicht mehr Weiterverfolgen eines bestimmten Versuchs.

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Re: "gehören" und "aufhören"
geschrieben von: Stefan ()
Datum: 14. Dezember 2009 14:49

Tomas schrieb:
-------------------------------------------------------
> Na ja, das sind die Gebrüder Grimm...
>

Tomas, die Brüder (nicht Gebrüder) Grimm waren nicht nur Märchenerzähler!

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Re: "gehören" und "aufhören"
geschrieben von: Kostas ()
Datum: 15. Dezember 2009 08:45

Zitat

[...] aber ich meine, das "auf" in "aufhören", "aufgeben" und so weiter hat rein gar nichts mit dem "auf" im Sinne von "auf etwas drauf" zu tun oder so ähnlich?

Stimmt. Die Vorsilbe auf drückt hier aus, dass jemand aus einer Ruhelage herausgebracht wird wie etwa bei (erschrocken) auffahren oder aufschrecken.

Übrigens, die zahlreichen Belege der Brüder Grimm illustrieren hervorragend den Bedeutungsübergang von aufhorchen zu aufhorchend von etwas ablassen.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 20.12.10 07:59.

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