Zitat
M. Redeker
... oder doch das Berliner-Er?

Komisch, meine Ur-Berliner Kollegin kannte das "Berliner Er" gar nicht. Sie sagte, sie hätte es noch nie gehört.

Ich fand diese "Dienstboten-Anrede" immer ziemlich bescheuert. Sie begegnete mir erstmals nach der Wende. (Vielleicht weil ich da erwachsen geworden war und man mich nicht mehr so einfach zu duzen "wagte"?!).

In einem Laden habe ich mal eine Verkäuferin daraufhin angesprochen, dass ich diese Anrede nicht schön finde. Ich meine: Der Kunde ist König und kein Knecht!

Ansonsten, um auch noch meinen Senf dazuzugeben, gehe ich mit dem Siezen und Duzen recht gelassen um, glaube ich. Wenn mich jemand duzen möchte, hab ich nichts dagegen. Ich selber sieze fremde Erwachsene aber immer zuerst.

jero
www.cafe-deutsch.de



3-mal bearbeitet. Zuletzt am 30.03.10 09:35.

Zu dem Artikel "Distanz muss sein": Dort geht es um Kinder und Jugendliche. Wenn wir mit jüngeren oder älteren Erwachsenen zusammenarbeiten, sieht das anders aus. Sicher soll das Duzen oder Siezen nicht nach festen Regeln erfolgen ("Bei uns duzen/siezen sich alle?" Nö.), sondern sich den Menschen und der Situation anpassen. Oft entsteht durch das "Du" eine freundlichere, entspanntere Atmosphäre, ohne dass die natürliche zwischenmenschliche Distanz aufgehoben wäre.

Im neuen "Deutsch Perfekt" Heft (4/2010) ist genau zu dem Thema übrigens ein Artikel erschienen.

Und ist dieser Artikel ein bisschen hilfreich?

Zitat
Aus dem Artikel
Die eigenen Eltern siezen? Für Deutsche ist das eine komische Vorstellung. In Holland, der Heimat der van Gaals, war das bis in die 60er-Jahre hinein üblich.

Bei den Russlanddeutschen in Sibirien habe ich das in den 1990er Jahren noch erlebt, dass Kinder ihre Eltern siezten. Auch die Anrede (2.Pers.Pl. "Ihr" statt 3.Pers.Pl. "Sie") war unter Erwachsenen noch lebendig, entspricht allerdings auch der russischen Art.

jero
www.cafe-deutsch.de



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 31.03.10 19:36.

Neulich habe ich einen (sehr deprimierenden) Film gesehen, der im ländlichen Deutschland kurz vor dem
1. Weltkrieg spielte. Kind zum eigenen Vater, einem Geistlichen: "Herr Vater, danke, dass Sie mich geschlagen haben und mir so gezeigt haben, wie schlecht ich gehandelt habe ... " gruslig.