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tekamolo - oder nicht?
geschrieben von:
Anna2
()
Datum: 08. August 2013 17:34
Hallo,
ich hatte meinen Schüler vor einiger Zeit die tekamolo Eselsbrücke für verschiedene Angaben im Satz beigebracht, also temporal-kausal-modal-lokal.
Eine Schülerin schrieb nun folgenden Satz:
Mach dir bitte keine Sorgen wegen des Geldes, denn die Eintrittskarten kosten nicht sehr viel bei uns. Sie hat nun "nicht sehr viel" als eine modale Angabe verstanden und "bei uns" als eine lokale, ist dementsprechend der Regel gefolgt.
Nun sagt mir aber mein Gefühl, dass es richtig(er) heißen müsste oder zumindest kann: ..., denn die Eintrittskarten kosten bei uns nicht sehr viel. Wie erkläre ich dies aber? Kann "nicht sehr viel" nicht als modale Angabe gesehen werden? Oder "bei uns" nicht als lokale? Oder liegt es an etwas völlig anderem? Oder ist einfach beides möglich und es kommt darauf an, was ich betonen möchte?
Vielen Dank im Voraus für eure Antworten!
ich hatte meinen Schüler vor einiger Zeit die tekamolo Eselsbrücke für verschiedene Angaben im Satz beigebracht, also temporal-kausal-modal-lokal.
Eine Schülerin schrieb nun folgenden Satz:
Mach dir bitte keine Sorgen wegen des Geldes, denn die Eintrittskarten kosten nicht sehr viel bei uns. Sie hat nun "nicht sehr viel" als eine modale Angabe verstanden und "bei uns" als eine lokale, ist dementsprechend der Regel gefolgt.
Nun sagt mir aber mein Gefühl, dass es richtig(er) heißen müsste oder zumindest kann: ..., denn die Eintrittskarten kosten bei uns nicht sehr viel. Wie erkläre ich dies aber? Kann "nicht sehr viel" nicht als modale Angabe gesehen werden? Oder "bei uns" nicht als lokale? Oder liegt es an etwas völlig anderem? Oder ist einfach beides möglich und es kommt darauf an, was ich betonen möchte?
Vielen Dank im Voraus für eure Antworten!
Re: tekamolo - oder nicht?
geschrieben von:
L.J.
()
Datum: 08. August 2013 17:51
Hallo Anna2,
"...denn die Eintrittskarten kosten nicht sehr viel bei uns." bedeutet, dass die Karten in unserer Stadt billig sind. Würde man hier "...denn die Eintrittskarten kosten bei uns nicht sehr viel." schreiben, so sind wir die Kartenverkäufer.
MfG: László
"...denn die Eintrittskarten kosten nicht sehr viel bei uns." bedeutet, dass die Karten in unserer Stadt billig sind. Würde man hier "...denn die Eintrittskarten kosten bei uns nicht sehr viel." schreiben, so sind wir die Kartenverkäufer.
MfG: László
Re: tekamolo - oder nicht?
geschrieben von:
Redeker, Bangkok
()
Datum: 08. August 2013 18:28
Guten Abend Anna,
die Eselsbrücke tekamolo beschreibt eine Tendenz - und ist keine feste Regel.
... denn die Eintrittskarten kosten nicht sehr viel bei uns.
... denn die Eintrittskarten kosten bei uns nicht sehr viel.
... denn bei uns kosten die Eintrittskarten nicht sehr viel.
Diese Varianten betonen unterschiedliche Angaben ohne die Bedeutung zu verändern. (Das Pronomen "uns" kann nur aus dem Kontext und nicht aus der Stellung im Satz erschlossen werden.)
Die Stellung der Angaben wird von verschiedenen Faktoren bestimmt. Tekamolo ist lediglich "normal" oder "gewöhnlich".
Mit freundlichen Grüßen
Michael Redeker
die Eselsbrücke tekamolo beschreibt eine Tendenz - und ist keine feste Regel.
... denn die Eintrittskarten kosten nicht sehr viel bei uns.
... denn die Eintrittskarten kosten bei uns nicht sehr viel.
... denn bei uns kosten die Eintrittskarten nicht sehr viel.
Diese Varianten betonen unterschiedliche Angaben ohne die Bedeutung zu verändern. (Das Pronomen "uns" kann nur aus dem Kontext und nicht aus der Stellung im Satz erschlossen werden.)
Die Stellung der Angaben wird von verschiedenen Faktoren bestimmt. Tekamolo ist lediglich "normal" oder "gewöhnlich".
Mit freundlichen Grüßen
Michael Redeker
Re: tekamolo - oder nicht?
geschrieben von:
Anna2
()
Datum: 08. August 2013 19:06
Vielen Dank für eure Antworten!
@Laszlo: deiner Interpretation würde ich allerdings widersprechen. Beide Sätze drücken meiner Meinung nach aus, dass die Karten in unserer Stadt nicht viel kosten. Einen Hinweis darauf, wer sie verkauft oder nicht geben die Sätze nicht.
@Laszlo: deiner Interpretation würde ich allerdings widersprechen. Beide Sätze drücken meiner Meinung nach aus, dass die Karten in unserer Stadt nicht viel kosten. Einen Hinweis darauf, wer sie verkauft oder nicht geben die Sätze nicht.
Re: tekamolo - oder nicht?
geschrieben von:
L.J.
()
Datum: 10. August 2013 08:52
Hallo Anna2,
es war nicht meine Interpretation. Nur eine Vermutung, die der Satz hergibt.
Da "bei uns" auch "wir" sein können, nicht nur "die Stadt", finde ich da keinen Widerspruch.
MfG: László
es war nicht meine Interpretation. Nur eine Vermutung, die der Satz hergibt.
Da "bei uns" auch "wir" sein können, nicht nur "die Stadt", finde ich da keinen Widerspruch.
MfG: László
Re: tekamolo - oder nicht?
geschrieben von:
Anna2
()
Datum: 10. August 2013 15:23
Zitat
Da "bei uns" auch "wir" sein können, nicht nur "die Stadt", finde ich da keinen Widerspruch.
Dem widerspreche ich auch nicht. Ohne Kontext ist sicher beides denkbar. Mein Widerspruch bezog sich darauf, dass sich die Bedeutung von "bei uns" aus der Stellung im Satz ergibt.
Re: tekamolo - oder nicht?
geschrieben von:
philosophus dubitans
()
Datum: 21. Juli 2020 15:39
Mein Schüler schrieb: "Aktuell wird dieser Vorschlag sehr viel überall diskutiert." Nach tekamolo muss ich ihm recht geben: "sehr viel" fasse auch ich modal auf und "überall" lokal. Doch als Muttersprachler weiß ich, dass es -- entgegen tekamolo -- "überall sehr viel" heißen muss.
An dem Wort "überall", das keine Graduierung verträgt, dürfte es nicht liegen, denn "sehr viel mancherorts" ist ebenfalls verkehrt rum.
Ich vermute, dass "viel" als Adverb immer direkt vor dem Wort stehen muss, welches durch "viel" näher bestimmt wird, auch wenn es sich bei diesem mit "viel" adverbial näher bestimmten Bezugswort um das Prädikat handelt und es zudem weitere adverbiale Bestimmungen zum Prädikat gibt.
An dem Wort "überall", das keine Graduierung verträgt, dürfte es nicht liegen, denn "sehr viel mancherorts" ist ebenfalls verkehrt rum.
Ich vermute, dass "viel" als Adverb immer direkt vor dem Wort stehen muss, welches durch "viel" näher bestimmt wird, auch wenn es sich bei diesem mit "viel" adverbial näher bestimmten Bezugswort um das Prädikat handelt und es zudem weitere adverbiale Bestimmungen zum Prädikat gibt.
Re: tekamolo - oder nicht?
geschrieben von:
Gernot Back
()
Datum: 21. Juli 2020 17:00
philosophus dubitans schrieb:
-------------------------------------------------------
> An dem Wort "überall", das keine Graduierung
> verträgt, dürfte es nicht liegen, denn "sehr viel
> mancherorts" ist ebenfalls verkehrt rum.
Das einzige, was hier eine Graduierung verträgt, ist meines Erachtens das Prädikat. Deshalb halte ich auch die Analyse für richtig, dass diese direkt vor dem Prädikat stehen muss.
Sehr und viel fungieren hier ja beide als Gradadverbien und nicht als modale Angabe; viel zum Partizip diskutiert und sehr zum gradadverbial gebrauchten viel.
Nach Dr. Bopp, der die Standard-Reihenfolge ohnehin für wenig streng hält, lautet diese übrigens ohnehin Te-Ka-Lo-Mo:
-------------------------------------------------------
> An dem Wort "überall", das keine Graduierung
> verträgt, dürfte es nicht liegen, denn "sehr viel
> mancherorts" ist ebenfalls verkehrt rum.
Das einzige, was hier eine Graduierung verträgt, ist meines Erachtens das Prädikat. Deshalb halte ich auch die Analyse für richtig, dass diese direkt vor dem Prädikat stehen muss.
Sehr und viel fungieren hier ja beide als Gradadverbien und nicht als modale Angabe; viel zum Partizip diskutiert und sehr zum gradadverbial gebrauchten viel.
Aktuell wird dieser Vorschlag überall sehr viel diskutiert. Über diesen Vorschlag wird aktuell überall sehr viel diskutiert. Dieser Vorschlag ist aktuell überall sehr stark umstritten.Auch stark würde hier als Gradadverb fungieren.
Nach Dr. Bopp, der die Standard-Reihenfolge ohnehin für wenig streng hält, lautet diese übrigens ohnehin Te-Ka-Lo-Mo:
Sie hat den ganzen Tag wegen eines Auftrags zu Hause hart gearbeitet.[dict.leo.org]
Re: tekamolo - oder nicht?
geschrieben von:
philosophus dubitans
()
Datum: 30. Juli 2020 19:20
Danke für den sehr hilfreichen Link!
Ich bin die Beispielsätze zu tekamolo bei "Grammatik aktiv B2-C1" und "Aspekte neu B2" durchgegangen und stellte fest, dass bei diesen alle Ortsangaben, die hinter der Modalangabe stehen müssen, gebundene Adverbialangaben der Richtung sind. Ansonsten scheinen Ortsangaben, die eine freie Adverbialbestimmungen darstellen, hinter der Modalangabe zu stehen oder zumindest stehen zu können.
Von daher stimme ich nach dieser meiner ersten Sichtung erst einmal (und vielleicht dann auch weiterhin) zu, dass für die "freien" Adberbialbestimmungen eher nicht tekamolo gilt, sondern tekalomo.
Beispiele, die tekalomo bestätigen:
(1) "Sie liest zu Hause gerne ein Buch." (NICHT: "Sie liest gerne zu Hause ein Buch." -- Es sei denn "gerne" bezieht sich auf "zu Hause" statt auf das Lesen eines Buches.)
(2) "Sie unternimmt von Berlin aus gerne Reisen." (NICHT: "Sie unternimmt gerne von Berlin aus Reisen." -- Es sei denn "gerne" bezieht sich auf "von Berlin aus" statt auf das Unternehmen von Reisen.)
(3) "Sie verschickt von zu Hause aus gerne Briefe." (NICHT: "Sie verschickt gerne von zu Hause aus Briefe." -- Es sei denn ...)
Andere Frage:
Sind konzessive Adverbialbestimmungen kausal statt modal aufzufassen, obwohl sie keinen Grund, sondern einen Gegengrund angeben? Folgendes Beispiel scheint nahezulegen, dass konzessive Angaben sowohl kausal als auch modal verstanden werden können:
(4a) "Sie geht trotz schlechten Wetters im Park spazieren."
oder
(4b) "Sie geht im Park trotz schlechten Wetters spazieren."
Ich bin die Beispielsätze zu tekamolo bei "Grammatik aktiv B2-C1" und "Aspekte neu B2" durchgegangen und stellte fest, dass bei diesen alle Ortsangaben, die hinter der Modalangabe stehen müssen, gebundene Adverbialangaben der Richtung sind. Ansonsten scheinen Ortsangaben, die eine freie Adverbialbestimmungen darstellen, hinter der Modalangabe zu stehen oder zumindest stehen zu können.
Von daher stimme ich nach dieser meiner ersten Sichtung erst einmal (und vielleicht dann auch weiterhin) zu, dass für die "freien" Adberbialbestimmungen eher nicht tekamolo gilt, sondern tekalomo.
Beispiele, die tekalomo bestätigen:
(1) "Sie liest zu Hause gerne ein Buch." (NICHT: "Sie liest gerne zu Hause ein Buch." -- Es sei denn "gerne" bezieht sich auf "zu Hause" statt auf das Lesen eines Buches.)
(2) "Sie unternimmt von Berlin aus gerne Reisen." (NICHT: "Sie unternimmt gerne von Berlin aus Reisen." -- Es sei denn "gerne" bezieht sich auf "von Berlin aus" statt auf das Unternehmen von Reisen.)
(3) "Sie verschickt von zu Hause aus gerne Briefe." (NICHT: "Sie verschickt gerne von zu Hause aus Briefe." -- Es sei denn ...)
Andere Frage:
Sind konzessive Adverbialbestimmungen kausal statt modal aufzufassen, obwohl sie keinen Grund, sondern einen Gegengrund angeben? Folgendes Beispiel scheint nahezulegen, dass konzessive Angaben sowohl kausal als auch modal verstanden werden können:
(4a) "Sie geht trotz schlechten Wetters im Park spazieren."
oder
(4b) "Sie geht im Park trotz schlechten Wetters spazieren."
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