IDIAL4P - Fremdsprachen für den Beruf Werbung

Foren für E-Mail-Partnersuche, DaF-Diskussionen und -Jobsuche

Arbeitsmarkt und Honorare

Bitte in den Foren nur auf Deutsch schreiben!
Auch fremdsprachliche Beiträge (d. h. Beiträge über andere Sprachen) müssen wir leider löschen.

DaZ studieren und als Integrationslehrer arbeiten oder lieber Finger weg?
geschrieben von: mazzoT ()
Datum: 03. August 2019 18:15

Hallo liebe Community, liebe DaZ- und DaFler*innen

ich bin 20 Jahre alt, männlich und habe jetzt mein erstes Semester Germanistik hinter mich gebracht. Ich studiere im B.A. Germanistik im Haupt- und Philosophie im Nebenfach. Da mir Philosophie mal sowas von gar keinen Spaß macht, habe ich mir darüber Gedanken gemacht, was ich denn alternativ studieren könnte.

Im ersten Semester Germanistik habe ich das Einführungsmodul in die Sprachwissenschaft belegt und mich total darin verliebt. Sprachwissenschaften hat mir sogar besser gefallen, als das Einführungsmodul in die Neuere Deutsche Literatur (was dennoch toll war!). Daher habe ich mir überlegt, mit Philosophie aufzuhören, Germanistik ins Nebenfach zu legen und als neues Hauptfach Deutsch als Zweitsprache auf B.A. zu studieren.


Die Gründe für die Überlegung diesen Fachwechsel durchzuführen sind, wie bereits angesprochen, zum einen mein Interesse für die germanistische Linguistik, die im DaZ Studiengang ja auch breit behandelt wird und zum anderen meine Motivation, Menschen etwas beibringen zu wollen; deshalb kann ich es mir sehr gut vorstellen, nach dem DaZ Studium mit einem BAMF Zertifikat als Integrationslehrer zu arbeiten.


Falls ihr euch jetzt fragen solltet, warum ich denn nicht gleich auf Lehramt studiere, wenn mir Lehren so Spaß macht; ganz einfach: bei mir in Baden Württemberg sind die Prognosen für Deutsch Lehrer seeeeehr schlecht, egal welche Schulform. Und ich möchte nicht 5 Jahre bis zum M.Ed. studieren, anderthalb Jahre Ref. machen, um dann später höchstwahrscheinlich arbeitslos zu sein oder mit befristeten Verträgen jedes Schuljahr von Schule zu Schule zu hüpfen - auf dieser Grundlage kann man keine Familie gründen.

Zurück zu DaZ und dem Integrationslehrer: die Vorstellung, nach drei Jahren meinen Bachelor in DaZ zu haben und damit in Integrationskursen zu arbeiten, lässt meine Augen strahlen. Was mir den Glanz in den Augen aber wieder nimmt, ist der Gedanke an dir prekären Areitsverhältnisse. Ich habe absolut keine Lust, so einen wichtigen Job zu machen und dafür auf schlecht bezahlter Honorarbasis zu arbeiten und mir ständig Gedankendarüber zu machen, wo ich meinen nächsten Auftrag bekomme und die Miete gezahlt wird. Ich habe keine Lust für meine Kranken- und Rentenversicherung selber aufkommen zu müssen und im Krankheitsfall dann einfach kein Geld verdienen bzw. bekommen zu können. Ich finde es eine Frechheit, dass DaZ bzw. DaFler*innen nicht in einem Angestelltenverhältnis arbeiten können. Meinen vollsten Respekt für all euch, die ihr das Monat für Monat macht! Ihr seid so wichtig!


Nun, versteht ihr meine Bedenken? Was würdet ihr an meiner Stelle machen? Germanistik auf B.A. weiterstudieren oder doch zu DaZ wechseln und die schlechten Arbeitsbedingungen leben (unter denen man auch schlecht eine Familie gründen kann) oder das Studium gänzlich abbrechen und eine kaufmännische Ausbildung machen?


Wie sind eure Erfahrungen als Integrationskurslehrer mit BAMF Zertifikat?

Danke fürs Durchlesen und für eure, hoffentlich zahlreichen, Antworten!

mazzoT :-)

Optionen: AntwortenZitieren
Re: DaZ studieren und als Integrationslehrer arbeiten oder lieber Finger weg?
geschrieben von: Erwin Denzler ()
Datum: 10. August 2019 11:27

Du kannst in etwa so rechnen: 35 Euro je Stunde und 25 Stunden in der Woche als Vollzeit (wegen Unterrichtsvorbereitung usw.). Von den 52 Wochen im Jahr gehen 6 weg wegen Urlaub oder Lücken zwischen Aufträgen, 2 wegen Krankheit, 1 wegen Feiertagen, bleiben also 43 bezahlte Arbeitswochen: 43x25x35=37625 Euro Honorareinnahmen. Wobei das noch recht gut gerechnet ist, keine längere Krankheit, immer BAMF-Kurse (andere sind schlechter bezahlt), wenige Feiertage, fast durchgehend Kurse. Wobei übrigens offen ist, ob das Gesamtvolumen in den nächsten jahren nicht wieder sinkt.

Dann nehmen wir an, 100 Euro monatlich Betriebsausgaben (z.B. Fahrtkosten, Fachliteratur, eigene Fortbildung), bleiben 36.425 Euro. Davon bezahlst Du an Versicherungsbeiträgen: 15,7 % KV (AOK Bayern), 3,3 % PV (wenn ohne Kinder), 18,6 % RV, zusammen 37,6 %. Bleiben im Jahr nach diesem Abzug 22.729 Euro. Davon zahlst Du (Achtung geschätzt) 3.300 Euro Steuern, bleiben 19.429 Euro im Jahr bzw. 1.619 Euro im Monat netto.

Aus der Sicht eines Studenten klingt das nach viel, aber zum Vergleich: ein Studienrat als Angestellter würde im ersten Halbjahr seiner Tätigkeit etwa 2350 Euro netto verdienen. Und nach 2,5 Jahren schon 2614, später bis zu 3150. Die 1.619 entsprechen im öffentlichen Dienst dem Nettolohn einer angelernten Hilfskraft mit 3 Jahren Berufserfahrung. Aber die ist besser abgesichert, muss nicht ständig neue Aufträge suchen, hat einige Monate Kündigungsfrist wenn die Arbeit wegfällt und bekommt danach Arbeitslosengeld - der Freiberufler nicht. Und das Einkommen wird auch nicht mehr, es gibt keinen Zeitaufstieg wie als Angestellter, keine jährlichen Tariferhöhungen. Das BAMF erhöht nur sporadisch, zuletzt vor 3 Jahren, weil man nicht mehr genug Lehrkräfte fand. Ob in den nächsten Jahren mal wieder erhöht wird, ist nicht bekannt.

Und das war jetzt unter den Annahmen, dass alles ganz gut klappt. Das ist nicht immer der Fall.

Bitte die Zahlen nachrechnen, Mathe ist nicht so mein Fach.

Eine Alternativ wäre vielleicht: den Bachelor mit DaF, dann kannst Du unterrichten, aber dann noch einen Master in einem anderen Fach mit reellen Berufsaussichten.

E.D.

Optionen: AntwortenZitieren
Re: DaZ studieren und als Integrationslehrer arbeiten oder lieber Finger weg?
geschrieben von: bobaka ()
Datum: 13. August 2019 08:44

Erwin Denzler hat schon aufgezeigt, dass freiberufliche DaF-Jobs unter monetären Gesichtspunkten unwirtschaftlich sind.

Hinzu kommt, dass man auch bedenken muss, dass eine ständige Nachfrage nach DaF-Lehrern wie auf dem jetztigen Niveau keineswegs in der Zukunft gesichert ist. Die Nachfrage hängt von vielen Faktoren ab, z. B. von möglichen Änderungen in der Flüchtlingspolitik u.a. Es kann dann sein, dass DaF-Lehrer auf dem Stellenmarkt weniger oder kaum noch nachgefragt werden. Auch das sollte man beachten, wenn man kein Loser sein will.

Sie sollten also neben DaF noch etwas "Handfestes" machen, das ein gutes Auskommen garantiert. Was das ist, hängt von Ihnen selber ab. Es könnte aber z.B. ein weiterer Abschluss in Informatik, Betriebswirtschaft oder eine solide Ausbildung im Handwerk sein.

Denn wenn man sich allein auf DaF verlässt, dann ist man verlassen.

Optionen: AntwortenZitieren


Ihr vollständiger Name: 
Ihre Emailadresse: 
Thema: 
Schutz gegen unerwünschte Werbebeiträge (SPAM):
Bitte geben Sie den Code aus dem unten stehenden Bild ein. Damit werden Programme geblockt, die versuchen dieses Formular automatisch auszufüllen. Wenn der Code schwer zu lesen ist, versuchen Sie ihn einfach zu raten. Wenn Sie einen falschen Code eingeben, wird ein neues Bild erzeugt und Sie bekommen eine weitere Chance.
Dies ist ein moderiertes Forum. Ihr Beitrag bleibt solange unsichtbar, bis er von einem Moderator genehmigt wurde.

Bitte in den Foren nur auf Deutsch schreiben!
Auch fremdsprachliche Beiträge (d. h. Beiträge über andere Sprachen) müssen wir leider löschen.


This forum powered by Phorum.