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Fragen einer Berufseinsteigerin mit Master in DaF/DaZ
geschrieben von: _-Leonie-_ ()
Datum: 18. März 2021 18:43

Hallo zusammen,

ich werde bald mein Masterstudium DaF/DaZ abschließen und beschäftige mich deshalb grade mit meinen beruflichen Perspektiven. Ich kann diese so gar nicht einschätzen und bin verunsichert. Ich weiß, dass ich gut unterrichte und auch formal sehr gut qualifiziert bin. Trotzdem macht mir der Blick in die Zukunft Angst.

Ich arbeite derzeit neben dem Studium als DaF-Lehrkraft bei einem privaten Träger und verdiene dort 27€/UE. Als Nebenjob finde ich das okay, erhoffe mir aber für die Zukunft dann doch mehr. Mit Abschluss des Studiums kann ich die BAMF Zulassung beantragen, dann gäbe es bei dem Träger 41€/UE. Mich schreckt aber vor allem die Selbstständigkeit ab, mir ist Sicherheit sehr wichtig und ich würde eine Festanstellung immer bevorzugen.

Nun überlege ich, in welche Richtung ich mich orientieren könnte, insbesondere in Hinblick auf ein festes Arbeitsverhältnis. Ich durchsuche verschiedene Jobbörsen im Internet, aber finde wirklich kaum Stellenangebote im DaF/DaZ-Bereich, im näheren Umkreis nahezu keine (meinen derzeitigen Job hat mir eine Bekannte vermittelt).

Mich würden eure Erfahrungen, Tipps und Vorgehensweisen interessieren. Habt ihr einfach viele Initiativbewerbungen verschickt? Gibt es ein geheimes Jobportal, das ich noch nicht gefunden habe?

Wie sehen die Chancen an (Berufs)Schulen mit Master DaF/DaZ aus? Macht das jemand von euch, wie seit ihr auf die Stelle gekommen?

Spannend fände ich auch eine Tätigkeit an den Sprachenzentren der Universitäten (das habe ich als Tutorin während des Studiums gemacht). Hat da jemand Erfahrungen mit Bewerbungen, Arbeitsverhältnissen?

Was ist mit dem Goethe-Insitut (hier in Deutschland) als Arbeitgeber? Ist das empfehlenswert?

Die VHS kommt bei Daf-Lehrkräften ja sehr schlecht weg.

Ich wäre über Erfahrungen und Tipps wirklich dankbar. Ich weiß so gar nicht, was mich erwartet und wenn man sich hier durchs Forum liest, dann klingt alles irgendwie sehr abschreckend und beängstigend.

Ganz liebe Grüße,
Leonie

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Re: Fragen einer Berufseinsteigerin mit Master in DaF/DaZ
geschrieben von: thomei ()
Datum: 13. April 2021 11:22

Hallo Leonie,

deine Frage findet hier bis heute keine Antwort - ich nehme an, weil die Frage ein wenig zu groß geraten ist, um bündig und kurz beantwortet zu werden.

Ich gebe dir eine kurze Antwort und hoffe, sie hilft dir für eine erste Orientierung und hoffe auch, dass wir etwas über deinen Masterstudiengang erfahren.

Da ich seit über 30 Jahren im Bereich DaF/DaZ unterrichte, gilt für mich die Faustformel: Je staatsnäher der Träger als Arbeit- oder Auftragsgeber ist, desto besser.

Die Volkshochschulen sind nicht staatlich und hier kommt es darauf an, wie die zuständige Kommune schaltet; immerhin findet ca. jeder dritte Integrationskurs an einer VHS statt (2019 betrug das Verhältnis: 1.627/532 Kurse). In Berlin haben die VHSen nicht (so) schlecht (wie die meisten anderen "Träger") bezahlt und dazu die Hälfte der Sozialabgaben übernommen (das sogenannte "Berliner Modell").

Der sogenannte Freie Markt scheint zurzeit in die Gig-Ökonomie überzugehen, das heißt für mich, Kolleginnen und Kollegen werden zu Wissenslieferanten auf dem Bildungsmarkt ohne wesentliche Rechte in Bezug auf Ihre Arbeitsverhältnisse.

Natürlich gilt: Keine Regel ohne Ausnahme und es kommt sehr auf deine persönlichen Verhältnisse an, ob du in dem Bereich DaF/DaZ bleiben kannst oder willst.

Dazu ein paar Zahlen vom BAMF, die mir zeigen, dass auch im DaF/DaZ-Bereich eine Art "Fachkräfte-Mangel" wie im Pflegebereich herrscht: Für die Integrationskurse wurden von 2009 bis 2019 ca. 40.000 Lehrkräfte zugelassen, davon kamen ca. 30.000 aus Deutschland und ca. 5.500 aus Ländern außerhalb der EU (28).

Dies in Kürze. Mich würde interessieren, ob ihr ein Modul im Masterstudiengang zu Arbeitsrecht und zum Arbeitsmarkt hattet und wenn ja, was ihr dort gelernt habt.

Mit kollegialen Grüßen
tm

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Re: Fragen einer Berufseinsteigerin mit Master in DaF/DaZ
geschrieben von: Erwin Denzler ()
Datum: 18. April 2021 13:40

thomei schrieb:
-------------------------------------------------------

> Da ich seit über 30 Jahren im Bereich DaF/DaZ
> unterrichte, gilt für mich die Faustformel: Je
> staatsnäher der Träger als Arbeit- oder
> Auftragsgeber ist, desto besser.

Da gibt es auch gegenteilige Erfahrungen - man muss aber etwas unterscheiden:

1. Arbeitsverhältnisse: da sind öffentliche Auftraggeber ziemlich gut, da vieles tarifvertraglich geregelt ist und dabei die Qualifikation beachtet wird.

2. BAMF-Kurse und freiberuflich: hier ist es egal, da das Mindesthonorar für alle Kursträger gilt, egal ob öffentlich (dann meist Volkshochschulen) oder privat. Die Berliner VHS und einige wenige andere sind seltene Ausnahmefälle mit Extra-Leistungen, in den weitaus meisten Fällen gibt es das nicht.

3. Sonstige Weiterbildung, wozu eben auch DaF außerhalb der BAMF-Kurse zählt: da sind öffentliche Geldgeber eher schlecht, wenn freiberuflich. Z.B. zahlen Universitäten für Lehraufträge oft nur um die 30 Euro, Volkshochschulen oft nur um die 20 bis 25. Private Träger die öffentliche Aufträge erfüllen (wie z.B. bei Maßnahmen für Arbeitslose) eher noch weniger. Weiterbildungsträger die von den Arbeitgebern der Teilnehmer bezahlte Kurse durchführen können deutlich besser zahlen, oft ab 400-500 Euro pro Tag - aber das ist auch nicht in jedem Fall so und bei Sprachen vielleicht eher am unteren Rand.

E.D.

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Re: Fragen einer Berufseinsteigerin mit Master in DaF/DaZ
geschrieben von: thomei ()
Datum: 30. April 2021 10:31

Von der Kollegin nichts mehr zu lesen? Immerhin haben wir bei dieser Gelegenheit vom Kollegen E.D. erfahren, dass es für uns noch Wege zu (Wissen und) Wohlstand gibt: 400 - 500 Euro pro Tag - bei 20 Arbeitstagen im Monat und der Firmensitz im Ausland ... So ließe es sich leben.

Ich hätte aus meiner langen Berufspraxis auch noch ein paar entsprechende Tipps: Persönlicher Sprachassistent bei einem Prinzen auf der Arabischen Halbinsel, Deutsch-Trainer an einer privaten Wirtschaftshochschule in Deutschland und die Kandidatinnen durch die Feststellungsprüfung lächeln oder als Fachberater der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) im Ausland ordentlich dienstreisen, dann klappt es mit Eigenheim und Tesla.

Wir sind gespannt auf weitere Einblicke in diese verborgene Welt der Chancen und Möglichkeiten. Postet, liebe Kolleginnen und Kollegen! Hier, an dieser Stelle! Wo sonst?



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 30.04.21 13:55.

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Re: Fragen einer Berufseinsteigerin mit Master in DaF/DaZ
geschrieben von: markdaad ()
Datum: 12. Oktober 2021 16:25

Bei meinem BaMF-Kurs Anbieter (dialog, Bielefeld ) waren die meisten mit "richtigem" Arbeitsvertrag, was ich erstaunlich fand. Ich war freier Mitarbeiter, für mich ok. Wie nicht selten: der einzige "echte deutsche" Mann im Team ;) - selbst der BaMF-Stundensatz macht DaF in D. nicht wirklich zu einem finanziell attraktiven Beruf.*
Ich wollte aber immer ins Ausland. Sehr gut verdienen kannst du:
- als DAAD-Lektor (max. 5 Jahre, mehrmals möglich, junge Leute gesucht, über 50 nur für Promovierte),
- als ExU (Experte für Unterricht) bei Goethe (max. 5 Jahre, max. 1 mal - Aufgabe: gut 100.000 € Steuergelder für Quatsch ausgeben; Belege müssen stimmen.)
- als ZfA-Lehrer (auch ohne Staatsexamen, als entsendeter Lehrer gäbe es noch deutlich mehr).
"Sehr gut" bezieht sich v.a. auf die "schwierigen" Länder, für Einsätze dort hohe netto Zuschläge!).

Oder man geht selbst in Staaten, die Lehrer (halbwegs) gut bezahlen, als DaF-Lehrkraft an (dt./intern.) Schulen/Hochschulen (Japan, Singapur, Hongkong, ... auch EU).

Lehrkraft beim GI in Deutschland - wenige, sehr begehrte Plätze. Viel Arbeit. Gehalt? Keine Ahnung, tippe auf: naja, geht so. Angebot und Nachfrage halt. Goethe muss in Deutschland mindestens kostendeckend arbeiten. Warum 40.000 anbieten, wenn bei 30.000 schon lange Bewerberschlange?)

* An dieser Stelle ehrlichen großen Dank an die DaF-Lobby (unsere Lehrstühle), die eine vernünftige Vergütung für die BaMF-Kurse durchsetzte!

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Re: Fragen einer Berufseinsteigerin mit Master in DaF/DaZ
geschrieben von: _-Leonie-_ ()
Datum: 18. Oktober 2021 15:11

Vielen lieben Dank euch allen für die Antworten! Für mich ist das absolutes Neuland und ich habe so gut wie keine Möglichkeiten zum Austausch, das hier ist für mich Gold wert. Danke!

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Re: Fragen einer Berufseinsteigerin mit Master in DaF/DaZ
geschrieben von: _-Leonie-_ ()
Datum: 18. Oktober 2021 15:29

thomei schrieb:

> Dies in Kürze. Mich würde interessieren, ob ihr
> ein Modul im Masterstudiengang zu Arbeitsrecht und
> zum Arbeitsmarkt hattet und wenn ja, was ihr dort
> gelernt habt.


Hallo Thomei und danke für deine Antwort!
Ein solches Modul gab es leider, leider nicht. Ich bin mit dem Studium generell ziemlich unzufrieden (abgesehen von einigen sehr engagierten Dozierenden). Es beinhaltet eigentlich hauptsächlich ganz klassische Sprachwissenschaft, nur sehr, sehr wenig Didaktik und keine begleiteten Praxisphasen. Es gab ein Seminar zum Berufsfeld DaF/DaZ, in dem zu jedem großen Feld (Sprachförderklassen an Sekundar- und Grundschulen, Erwachsenenbildung, Studierende im In- und Ausland) ein/e Referent/in eingeladen wurde. Da ging es aber mehr um die Bedarfe der jeweiligen Zielgruppe als um die (rechtlichen) Arbeitsbedingungen. Die waren nie Thema.
Der DaF/DaZ Studiengang wird an meiner Uni von den meisten Studierenden als zusätzliches (Doppel-)Studium von Lehramtsstudierenden der Germanistik absolviert. Nur wenige studieren wie ich nur M.A. DaF/DaZ. Vielleicht wird deshalb davon ausgegangen, dass Pädagogik und Didaktik eh schon im M.Ed. gelernt wird?

Falls du noch Fragen hast, sag gern Bescheid!

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Re: Fragen einer Berufseinsteigerin mit Master in DaF/DaZ
geschrieben von: Erwin Denzler ()
Datum: 24. Oktober 2021 12:11

_-Leonie-_ schrieb:
-------------------------------------------------------
> thomei schrieb:
>
> > Dies in Kürze. Mich würde interessieren, ob ihr
> > ein Modul im Masterstudiengang zu Arbeitsrecht
> und
> > zum Arbeitsmarkt hattet und wenn ja, was ihr
> dort
> > gelernt habt.
>
>
> Hallo Thomei und danke für deine Antwort!
> Ein solches Modul gab es leider, leider nicht.

Ich hatte einige Jahre lang als Lehrbeauftragter an einer Universität das angeboten für DaF. Da es aber recht weit weg war, ging es nur als Blockseminar und die Themen waren vor allem Scheinselbständigkeit und Sozialversicherung. Eigentlich wäre mehr Zeit nötig gewesen.

Das habe ich aber beendet, nachdem die Uni einen Lehrauftrag nicht bezahlt hat - meine Rechnung kam angeblich zu spät an (rechtzeitig beim Lehrstuhl, aber ein paar Tage zu spät bei der Buchhaltung der Uni). Da hatte ich dann mit den hohen Reisekosten sogar noch Verlust gemacht und verzichtete auf solche Vertragspartner.

E.D.

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Re: Fragen einer Berufseinsteigerin mit Master in DaF/DaZ
geschrieben von: Sophie Hahn ()
Datum: 15. Dezember 2022 21:49

Hallo Leonie!

Ich befinde mich in einer ähnlichen Situatuon wie du und wollte nachfragen, wie dein Weg nun beruflich weitergegangen ist und welchen Rat du geben könntest!

Liebe Grüße

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