Liebe Kolleginnen und Kollegen,

nachdem ich nun auch schon einigen Jahre erfolglos auf der Suche nach einer Festanstellung bin, (insgesamt circa 50 Bewerbungen geschrieben, einige Vorstellungsgespräche geführt, aber leider immer ohne Erfolg) überlege ich schon seit längerem einen alternativen Weg einzuschlagen, da ich einfach das Gefühl habe, dass die Arbeitsbedingungen (tatsächlich unabhängig davon ob Honorar oder Festanstellung) einfach zu unfair sind - ich denke ich muss das nicht näher erläutern.

Ich habe immer wieder auch versucht, woanders Fuß zu fassen, also z.B. Richtung International Office oder auch Soziale Arbeit bzw. Integrationshilfe und Migrationsberatung, aber bisher ebenfalls erfolglos, da gute Stellenangebote in diesen Bereichen auch eher rar sind.

Ich habe eigentlich eine gute Ausbildung, DaF sowie Englisch und Pädagogik studiert. Was sind eure Ideen bzw. Gedanken dazu? Ich bin eigentlich seit über einem Jahr fast täglich auf Jobportalen unterwegs (hier, indeed, hueber, metajob)

Ich mochte eigentlich mein Umfeld als DaF-Lehrerin sehr gerne, habe das interkulturelle Umfeld und auch die Interaktion mit den Schüler_innen immer sehr genossen. Wiegesagt, es ist vor allem das finanzielle Problem sowie damit verbunden auch der Mangel an Anerkennung, mit dem man in diesem Beruf konfrontiert wird, der mich dazu bewegt eine andere Richtung einzuschlagen.

Würde mich über Erfahrungsberichte und vielleicht die ein oder andere Idee freuen.

Lieben Gruß

LydiaP. schrieb:
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> Ich habe immer wieder auch versucht, woanders Fuß
> zu fassen, also z.B. Richtung International Office
> oder auch Soziale Arbeit bzw. Integrationshilfe
> und Migrationsberatung, aber bisher ebenfalls
> erfolglos, da gute Stellenangebote in diesen
> Bereichen auch eher rar sind.
>
> Ich habe eigentlich eine gute Ausbildung, DaF
> sowie Englisch und Pädagogik studiert. ...

Für einige der genannten Arbeitsbereiche wirst Du die staatliche Anerkennung als Sozialpädagogin oder -arbeiterin benötigen. Typischer Zugang war früher der Studienabschluss Dipl.-SozPäd (FH), jetzt Bachelor in Sozialer Arbeit. Es ist denkbar, dass dein Studienabschluss Pädagogik damit ganz oder weitgehend übereinstimmt, je nach Studienschwerpunkt. Die genauen Bedingungen hängen sehr vom Land ab, siehe die Übersicht der Gesetze bei Wikipedia:
[de.wikipedia.org])

Mit dieser staatlichen Anerkennung gibt es schon gute Stellen, da hier sehr oft die Kommunen, Wohlfahrtsverbände oder Kirchen Arbeitgeber sind und nach Tarifvertrag oder ähnlichen Kirchenregelungen zahlen. Anders als früher ist die Nachfrage in diesem Berufsfeld auch sehr hoch, u.a. wegen der Einführung von vielen Stellen in der Schulsozialarbeit und eben auch in der Migrationsberatung.

E.D.

Liebe Kollegin,

wir hätten da noch ein ganz verwegene Idee: Gründe doch mit interessierten und vielleicht jungen Kolleginnen und Kollegen eine Genossenschaft, die den Unterricht DaF/DaZ in eigene Hände nimmt, die Aufträge der EU und des BAMF an Land zieht, die Trainerinnen sozialversicherungspflichtig beschäftigt und den Überschuss, vulgo: Gewinn am Ende des Geschäftsjahres unter allen verteilt.

Das nenne ich verwegen, weil die großen gemeinnützigen Träger und die VHS schon dick im Geschäft sind. Aber vielleicht lässt sich das Schritt für Schritt aufbauen? Es braucht dazu aber auf jeden Fall jemanden, der weiß, wie die öffentlichen Gelder anzuzapfen sind.

thomei

Wozu denn Festangestellt? Es gibt in diesem Bereich von Deutschunterricht für Ausländer keine Sicherheit, sondern ständiger Wandel.
Wer "Sicherheit" haben will, geht zum Staat in den öffentlichen Dienst und arbeitet als Lehrer im Lehramt. Selbst da werden manche Lehrer ohne Lehramt in den Schulferien gefeuert. Angestellt ist einfach ein veraltetes und aussterbendes Konzept. Die, die noch angestellt sind, sind weitgehend überlastet oder machen nur noch das nötigste um zu überleben.
Im Bereich Migration gibs genug zu tun, nur darf man sich eben nicht ausnutzen lassen.

Hm. Etwas vollmundig, diese Feststellung, dass "fest angestellt" ein aussterbendes Konzept sei.

Erstens gibt eine Menge von Kolleginnen und Kollegen, die gute Gründe dafür haben, sich fest anstellen zu lassen. Meiner Beobachtung nach, würden mehr als zwei Drittel eine Festanstellung einer Existenz als WanderarbeiterIn vorziehen.

Zweitens gibt es nicht wenige Länder in Europa die auf Festanstellung der Integrations-Kräfte und Lehrer setzen und die damit bessere Erfolge verzeichnen.

Drittens: Ist das, was hier "Ausnutzen" genannt wird und was ich einmal mit "Ausbeutung" bezeichnen würde, dort am größten, wo die freien Beschäftigungsverhältnisse vorherrschen: jenseits der VHS und der Wohlfahrtsverbände.

Natürlich ist das ein aussterbendes Konzept. Leute, die eine Festanstellung mit Sicherheit verwechseln gibs einfach zu viele. 60% der Angestellten im Bildungsbereich sind unzufrieden. Über 20% gehen unzufrieden ins Büro. Warum? Es wird zu wenig gezahlt. Und nein, ich brauche kein Wasserspender, kostenlosen Apfel und ne Yoga-Stunde.

Der Deutsch als Fremdsprache Bereich bleibt dynamisch. Die meisten Firmen suchen dringend,aber zahlen auch nur Mindestlohn. Es liegt eben auch an den Lehrern bzw. Dozenten selbst da Lohn zu verhandeln. Mein Mitleid hält sich in Grenzen.

Jetzt ist gerade ne gute Zeit für Deutsch-Dozenten, weil Zuwanderung stark ist. Das kann auch in jedem Moment weg sein, wenn das BAMF die Gelder streicht.

Wer jetzt rumheult, weil er/sie keine Festanstellung findet, ist selbst verantwortlich. Einfach freiberuflich mehr Geld aushandeln und gut ist.

Was Migrationsberatung angeht, braucht man zusätzlich Ukrainisch, Arabisch und/oder andere Sprachkenntnisse. Das haben die meisten hier sowieso nicht, also nur Deutsch.
Vielen fehlt auch einfach das Selbstverständnis / Selbstbewusstsein was der eigene Wert angeht.

Die "Erfolge" was Sprachkenntnisse angeht, ist nicht besser geworden,sondern in Grundschulen eher schlechter. Bei Ausländern ebenfalls.

Nun, lieber Kollege, ich bin mir sicher, dass sich dein Mitleid in Grenzen hält.
Immer.

Zum 'Geheule" - als zum Grundton deines Posts -deine apodiktische Feststellung:

"Was Migrationsberatung angeht, braucht man zusätzlich Ukrainisch, Arabisch und/oder andere Sprachkenntnisse. Das haben die meisten hier sowieso nicht, also nur Deutsch."

zeigt mir und zeigt uns, dass du dich "hier" ein wenig weltabgeschieden im Berufsfeld "DaF/DaZ" bewegst.
Nun, es reicht nicht, nur wenig Erfahrung zu haben, man(n) muss das Ganze dann noch mit Ignoranz vortragen. Insofern ... usw.

thomei

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

vielen Dank für die Tipps und Gedanken.

Meiner Erfahrung nach ist das mit dem Aushandeln der Honorare leider nichtimmer so einfach, zumindest wenn man nicht örtlich total flexibel ist und dementsprechend auch keine x-beliebige Auswahl an potentiellen Auftraggebern hat.
Ich habe nunmal eine feste Partnerschaft und würde auch gerne irgendwann eine Familie gründen können. Da hat man mit einer Festanstellung doch deutliche Vorteile.

Wie dem auch sei, ich werde weiter nach interessanten Stellen Ausschau halten.

Viele Grüße