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Existenzangst als frischer DaF-Absolvent
geschrieben von:
thhilt
()
Datum: 28. September 2023 20:04
Hallo,
ich muss wohl kaum erklären, warum ich diesen Betreff gewählt habe. Ein kurzer Blick in dieses Forum zeigt die Misere.
Ich bin frischer DaF-Absolvent und unterrichte in Integrationskursen. Die Arbeit macht mir Spaß und das Feedback meiner Kursteilnehmer ist positiv.
Aber was bringt all das, wenn man am Ende nichts hat, von dem man leben kann. Ich muss zugeben, ich bin etwas blauäugig in den Job gegangen, hatte große Hoffnungen für meine Karriere und mein Leben, aber war offensichtlich fehlinformiert. U.a. von der Rentenversicherungspflicht erfuhr ich erst durch dieses Forum.
Jetzt stehe ich also aktuell mit 4223 Brutto (25 UE) da und bin damit mit der Vorbereitung auch gut ausgefüllt - zumindest, wenn man noch ein Leben haben will und davon werden auf lange Sicht über 800€ KV, über 700 RV und 900€ Steuern weggehen. Genau gerechnet bleiben am Ende etwa 1700€ Netto. Mit einem Master-Abschluss. Die jährlichen Steuerrückerstattungen mögen es etwas besser machen, aber die kommen dann ein Jahr später und es geht auch nur um ein paar wenige hundert Euro.
Und das bei 42,23€. Wie haben die Lehrkräfte bitte gelebt, als die Bezahlung bei 35€ lag? Wie leben und haben die gelebt, die ernsthaft für 15€/UE und andere Horror-Honorare gearbeitet haben? Wir sprechen von Beträgen, wo man dem Ganzen gleich eine Vollzeitstelle als ungelernte Arbeitskraft im Supermarkt vorziehen könnte. Und das Angestelltenverhältnis ist dann wenigstens sicher.
Bei denen in DaF sieht es auch nicht besser aus. 2000€ Brutto wurden für 25 UE geboten, 2500€ für 30 UE. Wer macht so was?
Ich habe mit diesem Weg eine Richtung eingeschlagen, die mich wirklich depressiv macht und die ich jetzt, während ich eigentlich noch meinen Unterricht vorbereiten müsste, in Frage stelle.
Kann mir auch nur irgendjemand Mut machen? Gibt es ein Licht am Ende des Tunnels? Irgendwelche positiven Hoffnungen oder ist der einzige Weg alles an den Nagel zu hängen und eine Ausbildung in einem völlig anderen Bereich zu beginnen (denn ein Studium kann ich mir nicht mehr leisten)?
Mich würden auch Erfahrungsberichte von Lehrkräften interessieren, die das alles schon seit Jahrzehnten machen. Wie bekommt ihr das seelisch (und ehrlich gesagt auch finanziell) auf die Reihe?
Viele Grüße
Thomas
ich muss wohl kaum erklären, warum ich diesen Betreff gewählt habe. Ein kurzer Blick in dieses Forum zeigt die Misere.
Ich bin frischer DaF-Absolvent und unterrichte in Integrationskursen. Die Arbeit macht mir Spaß und das Feedback meiner Kursteilnehmer ist positiv.
Aber was bringt all das, wenn man am Ende nichts hat, von dem man leben kann. Ich muss zugeben, ich bin etwas blauäugig in den Job gegangen, hatte große Hoffnungen für meine Karriere und mein Leben, aber war offensichtlich fehlinformiert. U.a. von der Rentenversicherungspflicht erfuhr ich erst durch dieses Forum.
Jetzt stehe ich also aktuell mit 4223 Brutto (25 UE) da und bin damit mit der Vorbereitung auch gut ausgefüllt - zumindest, wenn man noch ein Leben haben will und davon werden auf lange Sicht über 800€ KV, über 700 RV und 900€ Steuern weggehen. Genau gerechnet bleiben am Ende etwa 1700€ Netto. Mit einem Master-Abschluss. Die jährlichen Steuerrückerstattungen mögen es etwas besser machen, aber die kommen dann ein Jahr später und es geht auch nur um ein paar wenige hundert Euro.
Und das bei 42,23€. Wie haben die Lehrkräfte bitte gelebt, als die Bezahlung bei 35€ lag? Wie leben und haben die gelebt, die ernsthaft für 15€/UE und andere Horror-Honorare gearbeitet haben? Wir sprechen von Beträgen, wo man dem Ganzen gleich eine Vollzeitstelle als ungelernte Arbeitskraft im Supermarkt vorziehen könnte. Und das Angestelltenverhältnis ist dann wenigstens sicher.
Bei denen in DaF sieht es auch nicht besser aus. 2000€ Brutto wurden für 25 UE geboten, 2500€ für 30 UE. Wer macht so was?
Ich habe mit diesem Weg eine Richtung eingeschlagen, die mich wirklich depressiv macht und die ich jetzt, während ich eigentlich noch meinen Unterricht vorbereiten müsste, in Frage stelle.
Kann mir auch nur irgendjemand Mut machen? Gibt es ein Licht am Ende des Tunnels? Irgendwelche positiven Hoffnungen oder ist der einzige Weg alles an den Nagel zu hängen und eine Ausbildung in einem völlig anderen Bereich zu beginnen (denn ein Studium kann ich mir nicht mehr leisten)?
Mich würden auch Erfahrungsberichte von Lehrkräften interessieren, die das alles schon seit Jahrzehnten machen. Wie bekommt ihr das seelisch (und ehrlich gesagt auch finanziell) auf die Reihe?
Viele Grüße
Thomas
Re: Existenzangst als frischer DaF-Absolvent
geschrieben von:
ainja
()
Datum: 29. September 2023 22:22
Finanziell bekomme ich das auf die Reihe, indem ich in die Festanstellung gegangen bin und so lange gesucht habe, bis ich eine einigermaßen adäquate Gegenleistung bekam mit ordentlich bezahlter Vor- und Nachbereitungszeit. Dementsprechend konnte ich mir sogar Covid und anschließend Postcovid leisten. Für Extras und ein einigermaßen gutes Auskommen prüfe ich weiterhin freiberuflich.
Psychisch und auch physisch bekomme ich es mittlerweile - mit kleinen Einbrüchen zwischendurch - auf die Reihe, indem ich konsequent nur noch 4 Tage die Woche arbeite bei max. 23-24 UE. Vorbereiten muss ich nichts mehr; dafür bin ich zu lange dabei und wenn doch, gibt es Büroarbeitszeiten oder Klasse 1 in den Öffentlichen mit Dienstlaptop und Diensthandy. Meinen Schreibtisch und meine Regale zu Hause habe ich verkleinert, in einem riesigen Schrank jahrelang gesammelte Unterrichtsmaterialien gescannt, auf das Wesentliche reduziert und in mein Büro außerhalb integriert.
Ich ziehe mir darüber hinaus nicht mehr alles rein, was die Träger, das BAMF und die TN alles an Ungeheuerlichkeiten fabrizieren. Notorische Unpünktlichkeit z.B.? Nicht mein Problem. Falsche Einstufung? Mehr als darauf hinweisen kann ich nicht. Neuerliche Verschlimmbesserungen seitens des BAMF? Überlese ich. Meine Nerven sind mir zu schade dafür. Nickeligkeiten und Schikane von Vorgesetzten? Nehme ich nicht persönlich.
Ich mache meinen Unterricht soweit ich weiß ganz gut, ich leiste Hilfestellung, ich arbeite binnendifferenziert, mein Angebot ist vielfältig und individuell, wir kommen gut miteinander aus - aber reiten müssen die TN selbst, wenn ich ihnen die Steigbügel hinhalte ...
Weiterhin gibt es natürlich immer unterschiedliche Projekte, so dass ich einerseits immer noch gefordert und andererseits nicht gelangweilt bin, müsste ich bspw. nur IK'e unterrichten. DaZ und DaF bestehen ja nicht nur daraus.
Psychisch und auch physisch bekomme ich es mittlerweile - mit kleinen Einbrüchen zwischendurch - auf die Reihe, indem ich konsequent nur noch 4 Tage die Woche arbeite bei max. 23-24 UE. Vorbereiten muss ich nichts mehr; dafür bin ich zu lange dabei und wenn doch, gibt es Büroarbeitszeiten oder Klasse 1 in den Öffentlichen mit Dienstlaptop und Diensthandy. Meinen Schreibtisch und meine Regale zu Hause habe ich verkleinert, in einem riesigen Schrank jahrelang gesammelte Unterrichtsmaterialien gescannt, auf das Wesentliche reduziert und in mein Büro außerhalb integriert.
Ich ziehe mir darüber hinaus nicht mehr alles rein, was die Träger, das BAMF und die TN alles an Ungeheuerlichkeiten fabrizieren. Notorische Unpünktlichkeit z.B.? Nicht mein Problem. Falsche Einstufung? Mehr als darauf hinweisen kann ich nicht. Neuerliche Verschlimmbesserungen seitens des BAMF? Überlese ich. Meine Nerven sind mir zu schade dafür. Nickeligkeiten und Schikane von Vorgesetzten? Nehme ich nicht persönlich.
Ich mache meinen Unterricht soweit ich weiß ganz gut, ich leiste Hilfestellung, ich arbeite binnendifferenziert, mein Angebot ist vielfältig und individuell, wir kommen gut miteinander aus - aber reiten müssen die TN selbst, wenn ich ihnen die Steigbügel hinhalte ...
Weiterhin gibt es natürlich immer unterschiedliche Projekte, so dass ich einerseits immer noch gefordert und andererseits nicht gelangweilt bin, müsste ich bspw. nur IK'e unterrichten. DaZ und DaF bestehen ja nicht nur daraus.
Re: Existenzangst als frischer DaF-Absolvent
geschrieben von:
NathanGold
()
Datum: 30. September 2023 11:18
Der erste Tipp wäre wohl Festanstellung bei einem öffentlichen Träger (z.B. VHS) - entweder als Dozent (was wohl eher selten ist) oder im Bereich der Leitung/Organisation. A12 sollte dann möglich sein.
Re: Existenzangst als frischer DaF-Absolvent
geschrieben von:
DaF-Aussteiger
()
Datum: 30. September 2023 13:06
Lieber Ex-Kollege,
ich kann es leider sehr gut verstehen.
Meine Empfehlung wäre definitiv auszusteigen. Es gibt ja auch noch zu bedenken, in Ihrer Beispielrechnung, dass Urlaub und Krankheit mit eingeplant werden müssen. Das schlägt sich alles früher oder später auf die Psyche nieder.
Ich habe damals noch einen vollständigen Abschluss in Betriebswirtschaft erworben. Der hat mich einige Nerven und Anstrengung gekostet, da meine Passion den Sprachen gegolten hat, ich wusste aber, dass ich es machen musste, um eine realistische Perspektive zu haben.
Die Realität kann einen früher oder später einholen, selbst wenn man optimistisch und positiv denken möchte. Es hat auch bei mir einige Zeit gedauert, den Lehrer-Stempel abzulegen und mich neu zu etablieren. Eine Möglichkeit für Sie könnte sein, in der betrieblichen Weiterbildung anzufangen, da Ihnen Ihre Lehrerfahrung dabei zugutekommen könnte. Ich wünsche Ihnen viel Glück!
Viele Grüße
ich kann es leider sehr gut verstehen.
Meine Empfehlung wäre definitiv auszusteigen. Es gibt ja auch noch zu bedenken, in Ihrer Beispielrechnung, dass Urlaub und Krankheit mit eingeplant werden müssen. Das schlägt sich alles früher oder später auf die Psyche nieder.
Ich habe damals noch einen vollständigen Abschluss in Betriebswirtschaft erworben. Der hat mich einige Nerven und Anstrengung gekostet, da meine Passion den Sprachen gegolten hat, ich wusste aber, dass ich es machen musste, um eine realistische Perspektive zu haben.
Die Realität kann einen früher oder später einholen, selbst wenn man optimistisch und positiv denken möchte. Es hat auch bei mir einige Zeit gedauert, den Lehrer-Stempel abzulegen und mich neu zu etablieren. Eine Möglichkeit für Sie könnte sein, in der betrieblichen Weiterbildung anzufangen, da Ihnen Ihre Lehrerfahrung dabei zugutekommen könnte. Ich wünsche Ihnen viel Glück!
Viele Grüße
Re: Existenzangst als frischer DaF-Absolvent
geschrieben von:
Samu1
()
Datum: 30. September 2023 18:41
Ich stecke im selben Boat. Rentenversicherung kann man die ersten 3 Jahre nur mit dem halben Betrag als Existenzgründer zahlen (um die 310€). Das ist schonmal gut. Heißt wiedrrum, dass man aber etwas mehr Einkommensteuer zahlt. Auf der anderen Seite..
Man könnte eine PKV abschließen und dadurch deutlich weniger Abgaben haben. Aber da muss jeder seine eigene Rechersche machen.
Sozialbeträge und co. setzt man meines Wissens nach als Sonderausgaben (Max 5,8k p.a.) am Jahresende ab, dadurch zahlt man weniger Einkommensteuer.
Als DaF Lehrer nur Integrationskursleiter vor allem Selbständig zu sein ist kein sicherer Job. Es kann bei jedem politischen Wechsel die Förderung und den willen fehlen, das alles so zu erhalten. Ich tippe ebenfalls auf eine Änderung bald.
Normale Sprachschulen haben keine großen Margen, genau wie in fast jedem sozialen nicht staatlich geförderten Beruf. Nur als Schulleiter kann man mit ganz viel Fleiß und Verantwortung an sowas wirklich Geld verdienen. Wettbewerb ist hier nicht klein zu reden.
Ich überlege mir momentan bei 12-20 UE als IK-Leiter zu bleiben. Dafür mich als Vertretungslehrer für mehr Stundenlohn 60€+ anbieten. Nebenbei will ich ein Telcprüfer Zertifikat holen und einen Minijob als Telcprüfer für vllt. rund 18€ die Stunde finden (Geld von Minijobs muss nicht versteuert werden usw.)
Ich möchte schließlich also die Selbständigkeit ein oder zwei Jahre eine Chance geben und in der Zeit die Freiheit ausnutzen, um evtl. eine ordentliche selbständige Einnahmequelle zu kreieren oder ggf. mich umzuorientieren (Seiteneinstieg Oberschullehrer?). Es ist zwar blöd, dass ich mit Ende 20 in keinem sicheren lukrativen Beruf stecke. Ich bin allerdings überzeugt davon, dass es nie zu spät für einen Karriereweg ist.
Hoffe das hilft und freue mich über die Meinung der anderen Forumgenießer hier.
Man könnte eine PKV abschließen und dadurch deutlich weniger Abgaben haben. Aber da muss jeder seine eigene Rechersche machen.
Sozialbeträge und co. setzt man meines Wissens nach als Sonderausgaben (Max 5,8k p.a.) am Jahresende ab, dadurch zahlt man weniger Einkommensteuer.
Als DaF Lehrer nur Integrationskursleiter vor allem Selbständig zu sein ist kein sicherer Job. Es kann bei jedem politischen Wechsel die Förderung und den willen fehlen, das alles so zu erhalten. Ich tippe ebenfalls auf eine Änderung bald.
Normale Sprachschulen haben keine großen Margen, genau wie in fast jedem sozialen nicht staatlich geförderten Beruf. Nur als Schulleiter kann man mit ganz viel Fleiß und Verantwortung an sowas wirklich Geld verdienen. Wettbewerb ist hier nicht klein zu reden.
Ich überlege mir momentan bei 12-20 UE als IK-Leiter zu bleiben. Dafür mich als Vertretungslehrer für mehr Stundenlohn 60€+ anbieten. Nebenbei will ich ein Telcprüfer Zertifikat holen und einen Minijob als Telcprüfer für vllt. rund 18€ die Stunde finden (Geld von Minijobs muss nicht versteuert werden usw.)
Ich möchte schließlich also die Selbständigkeit ein oder zwei Jahre eine Chance geben und in der Zeit die Freiheit ausnutzen, um evtl. eine ordentliche selbständige Einnahmequelle zu kreieren oder ggf. mich umzuorientieren (Seiteneinstieg Oberschullehrer?). Es ist zwar blöd, dass ich mit Ende 20 in keinem sicheren lukrativen Beruf stecke. Ich bin allerdings überzeugt davon, dass es nie zu spät für einen Karriereweg ist.
Hoffe das hilft und freue mich über die Meinung der anderen Forumgenießer hier.
Re: Existenzangst als frischer DaF-Absolvent
geschrieben von:
Jeannette_Langner
()
Datum: 16. Oktober 2023 22:57
Ich kann dir nur dringend raten, dich mit erfahrenen Lehrkräften zu vernetzen. Hier findest du Unterstützung www.bvib.de
Re: Existenzangst als frischer DaF-Absolvent
geschrieben von:
Jeannette_Langner
()
Datum: 17. Oktober 2023 07:36
Meine Empfehlung: Vernetze dich mit Kollegen, engagiere dich in dem Bereich und geht gemeinsam gegen die Missstände vor. Ich selbst engagiere mich im Berufsverband - um etwas zu ändern.
Re: Existenzangst als frischer DaF-Absolvent
geschrieben von:
Roswitha Haala
()
Datum: 25. Oktober 2023 18:04
Hallo Thomas,
42,35 € hören sich viel an, "mein" Schornsteinfegermeister verlangt für eine halbe Stunde Feuerstättenschau mehr als 70 € ;-). Was er da macht, ist ruhig und nicht schwer ;-) Ein Meister hat kein abgeschlossenes Studium ;-) steht eine Stufe "unter" uns.
Bei 15 € BAMF-Mindesthonorar, "meine" 2 VHSen zahlten etwas mehr: 17,80 bis 21,90 €, musste ich bei 20 UE/pro Woche beim Jobcenter aufstocken... Jeden Monat meine Kontoauszüge und Honorar plus Kosten vorlegen. Die gläserne Person ;-) Das BAMF nicht! Da ich meinen Unterricht immer sehr ernst genommen und gruppenspezifisch vorbereitet habe, waren 20 UE/Wo. mehr als genug.
Ich bin jetzt Rentnerin und muss meine Rente durch Grundsicherung aufstocken. BAMF und Weiterbildungskurse - dort als Angestellte ab 2004 mit 30 % Gehaltskürzung zwecks Wettbewerb zu anderen Trägern - sei Dank ;-) Sicher musste ich auch Rentenbeiträge nachzahlen... Bundesregierung und BAMF ihren Anteil daran bisher nicht!
Vielleicht wäre für dich ein Quereinstieg in den Schuldienst eine Alternative. Die Qualikationsanforderungen sind wesentlich niedriger als beim BAMF ;-) Die Bezahlung deutlich höher.:„Meine Erfahrungen als Fußballtrainer und Vertretungslehrer in den USA stechen Bewerber mit klassischem Lehramtsstudium aus, meine journalistische Ausbildung befähigt mich, Deutsch zu unterrichten, die fünf Jahre Auslandsaufenthalt reichen für Englisch. Als Quereinsteiger werde ich nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes bezahlt, etwa 2.100 Euro pro Monat netto (bei 25,5 UE/pro Wo.,Gesamtschule) – ungefähr ein Drittel weniger, als ein*e ausgebildeter Lehrer*in bekäme. Nur wenige Tage nach dem Bewerbungsgespräch trete ich meinen Job als Klassenlehrer der 6b an. (...)“, s.: [taz.de]
Alles Gute!
42,35 € hören sich viel an, "mein" Schornsteinfegermeister verlangt für eine halbe Stunde Feuerstättenschau mehr als 70 € ;-). Was er da macht, ist ruhig und nicht schwer ;-) Ein Meister hat kein abgeschlossenes Studium ;-) steht eine Stufe "unter" uns.
Bei 15 € BAMF-Mindesthonorar, "meine" 2 VHSen zahlten etwas mehr: 17,80 bis 21,90 €, musste ich bei 20 UE/pro Woche beim Jobcenter aufstocken... Jeden Monat meine Kontoauszüge und Honorar plus Kosten vorlegen. Die gläserne Person ;-) Das BAMF nicht! Da ich meinen Unterricht immer sehr ernst genommen und gruppenspezifisch vorbereitet habe, waren 20 UE/Wo. mehr als genug.
Ich bin jetzt Rentnerin und muss meine Rente durch Grundsicherung aufstocken. BAMF und Weiterbildungskurse - dort als Angestellte ab 2004 mit 30 % Gehaltskürzung zwecks Wettbewerb zu anderen Trägern - sei Dank ;-) Sicher musste ich auch Rentenbeiträge nachzahlen... Bundesregierung und BAMF ihren Anteil daran bisher nicht!
Vielleicht wäre für dich ein Quereinstieg in den Schuldienst eine Alternative. Die Qualikationsanforderungen sind wesentlich niedriger als beim BAMF ;-) Die Bezahlung deutlich höher.:„Meine Erfahrungen als Fußballtrainer und Vertretungslehrer in den USA stechen Bewerber mit klassischem Lehramtsstudium aus, meine journalistische Ausbildung befähigt mich, Deutsch zu unterrichten, die fünf Jahre Auslandsaufenthalt reichen für Englisch. Als Quereinsteiger werde ich nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes bezahlt, etwa 2.100 Euro pro Monat netto (bei 25,5 UE/pro Wo.,Gesamtschule) – ungefähr ein Drittel weniger, als ein*e ausgebildeter Lehrer*in bekäme. Nur wenige Tage nach dem Bewerbungsgespräch trete ich meinen Job als Klassenlehrer der 6b an. (...)“, s.: [taz.de]
Alles Gute!
Re: Existenzangst als frischer DaF-Absolvent
geschrieben von:
NathanGold
()
Datum: 20. Dezember 2023 11:09
Also bei uns sind die festangestellten Lehrer auf E12 oder E13, gehen also am Anfang mit ca. 2700 oder 3000 Euro Netto nach Hause (als Single). Ist in etwa so viel wie auch normale Lehrer an einer Regelschule verdienen würden, wenn ich das richtig gesehen habe. Damit sollte man zumindest halbwegs klarkommen. Bei privaten Trägern sieht das Ganze sicher anders aus.
Re: Existenzangst als frischer DaF-Absolvent
geschrieben von:
ainja
()
Datum: 22. Dezember 2023 15:52
Würdest Du noch verraten, für wie viel UE bzw. ZS, @NathanGold?
Re: Existenzangst als frischer DaF-Absolvent
geschrieben von:
Georg321
()
Datum: 13. Januar 2024 23:08
thhilt schrieb:
Hallo! Schön, mal wieder hier zu sein! Nun, ich habe es früher für 10 € gemacht, also 6 € netto. Du bekommst tatsächlich 1700 € netto raus - und beschwerst dich noch??? Du musst noch nichtmal Hartz IV beantragen und bist trotzdem unzufrieden?
Sieh es doch mal positiv: du hast in Integrationskursen die Möglichkeit, das neoliberale Arbeitsmodell kennen zu lernen. Du bist selbstständig (lol), und dazu gehört eben auch die Existenzangst. Kinder solltest du dir nicht anschaffen, viel zu teuer.
Wenn du dir die Parteienlandschaft anguckst, dann wirst du feststellen, dass eine Partei namens AfD im Aufschwung ist. Der Ökonom und DIW-Chef Marcel Fratzscher bezeichnet sie als "extrem neoliberal", also noch weniger Staat, noch mehr Markt. Offensichtlich ein Erfolgsmodell, gerade in Ostdeutschland, wo die Menschen besonders "selbstständig" sind.
Wenn du nicht so abenteuerorientiert bist, sondern lieber ein regelmäßiges Einkommen hättest, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und den ganzen anderen quasi-sozialistischen Lifestyle, dann würde ich dir einen Job an einer staatlichen Schule empfehlen.
Ist aber auf Dauer langweilig, man hat andauernd Ferien, dreizehntes Monatsgehalt, und man wird fett und träge. Du arbeitest ein paar Jahre, legst 100.000 zur Seite und danach machst du dich selbstständig und berätst andere LehrerInnen darin, wie sie aus dem Job rauskommen. Das ist nämlich der neueste Trend im Bildungsbereich.
Noch besser (und das meine ich jetzt mal nicht ironisch) ist es, wenn du ein Online-Angebot als Psycho-Coach für depressive LehrerInnen mit Burn-Out anbietest. Im Ernst: Lehrer brauchen sowas, sie haben Geld und es gibt kaum Therapieplätze.
Denk daran: je länger du in Integrationskursen arbeitest, desto höher ist die Chance auf Altersarmut. Und mit einem DaF-Master kommst du garantiert an die Futtertröge des staatlichen Schulsystems.
Zitat
Wie leben und haben die gelebt, die ernsthaft für 15€/UE und andere Horror-Honorare gearbeitet haben?
Hallo! Schön, mal wieder hier zu sein! Nun, ich habe es früher für 10 € gemacht, also 6 € netto. Du bekommst tatsächlich 1700 € netto raus - und beschwerst dich noch??? Du musst noch nichtmal Hartz IV beantragen und bist trotzdem unzufrieden?
Sieh es doch mal positiv: du hast in Integrationskursen die Möglichkeit, das neoliberale Arbeitsmodell kennen zu lernen. Du bist selbstständig (lol), und dazu gehört eben auch die Existenzangst. Kinder solltest du dir nicht anschaffen, viel zu teuer.
Wenn du dir die Parteienlandschaft anguckst, dann wirst du feststellen, dass eine Partei namens AfD im Aufschwung ist. Der Ökonom und DIW-Chef Marcel Fratzscher bezeichnet sie als "extrem neoliberal", also noch weniger Staat, noch mehr Markt. Offensichtlich ein Erfolgsmodell, gerade in Ostdeutschland, wo die Menschen besonders "selbstständig" sind.
Wenn du nicht so abenteuerorientiert bist, sondern lieber ein regelmäßiges Einkommen hättest, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und den ganzen anderen quasi-sozialistischen Lifestyle, dann würde ich dir einen Job an einer staatlichen Schule empfehlen.
Ist aber auf Dauer langweilig, man hat andauernd Ferien, dreizehntes Monatsgehalt, und man wird fett und träge. Du arbeitest ein paar Jahre, legst 100.000 zur Seite und danach machst du dich selbstständig und berätst andere LehrerInnen darin, wie sie aus dem Job rauskommen. Das ist nämlich der neueste Trend im Bildungsbereich.
Noch besser (und das meine ich jetzt mal nicht ironisch) ist es, wenn du ein Online-Angebot als Psycho-Coach für depressive LehrerInnen mit Burn-Out anbietest. Im Ernst: Lehrer brauchen sowas, sie haben Geld und es gibt kaum Therapieplätze.
Denk daran: je länger du in Integrationskursen arbeitest, desto höher ist die Chance auf Altersarmut. Und mit einem DaF-Master kommst du garantiert an die Futtertröge des staatlichen Schulsystems.
Re: Existenzangst als frischer DaF-Absolvent
geschrieben von:
NathanGold
()
Datum: 18. Januar 2024 11:29
NathanGold schrieb:
-------------------------------------------------------
> Also bei uns sind die festangestellten Lehrer auf
> E12 oder E13, gehen also am Anfang mit ca. 2700
> oder 3000 Euro Netto nach Hause (als Single). Ist
> in etwa so viel wie auch normale Lehrer an einer
> Regelschule verdienen würden, wenn ich das richtig
> gesehen habe. Damit sollte man zumindest halbwegs
> klarkommen. Bei privaten Trägern sieht das Ganze
> sicher anders aus.
Hey, konnte irgendwie die ganze Zeit nicht antworten. Also die Stelle umfasst regulär 39 Stunden, davon sind -- wenn ich's richtig im Kopf habe -- ca. 15 Zeitstunden Unterricht und ca. 6 Stunden Vorbereitungszeit. Der Rest umfasst dann Prüfungen/Organisatorisches.
-------------------------------------------------------
> Also bei uns sind die festangestellten Lehrer auf
> E12 oder E13, gehen also am Anfang mit ca. 2700
> oder 3000 Euro Netto nach Hause (als Single). Ist
> in etwa so viel wie auch normale Lehrer an einer
> Regelschule verdienen würden, wenn ich das richtig
> gesehen habe. Damit sollte man zumindest halbwegs
> klarkommen. Bei privaten Trägern sieht das Ganze
> sicher anders aus.
Hey, konnte irgendwie die ganze Zeit nicht antworten. Also die Stelle umfasst regulär 39 Stunden, davon sind -- wenn ich's richtig im Kopf habe -- ca. 15 Zeitstunden Unterricht und ca. 6 Stunden Vorbereitungszeit. Der Rest umfasst dann Prüfungen/Organisatorisches.
Re: Existenzangst als frischer DaF-Absolvent
geschrieben von:
thhilt
()
Datum: 02. Februar 2024 18:15
Um ehrlich zu sein, fällt es mir gerade schwer, hier Sarkasmus/Zynismus und Ernstes auseinanderzuhalten.
Ich habe mich in Sachen Einstieg in den Schuldienst noch nicht grob mit der Thematik auseinandergesetzt, aber nun auch gehört, dass es aufgrund des enormen Lehrermangels einfacher geworden ist. Unter anderem hat es eine Kollegin wohl sogar in die Verbeamtung geschafft und musste "nur" ein Staatsexamen nachholen (aber eben nicht den regulären Weg über ein ganzes Lehramtsstudium gehen und ein zweites Fach dazu studieren).
Ist das wirklich (so) einfach? Habt ihr genauere Erfahrungen damit? Oder wird hier von normalen Angestelltenverhältnissen mit den Schulen gesprochen, die zumindest bis vor kurzem noch befristet waren und man genauso Sorgen hatte, weil man nicht wusste, ob man die Verlängerung bekommt?
Welche Fälle kennt ihr, von Leuten, die das geschafft haben?
Ich habe mich in Sachen Einstieg in den Schuldienst noch nicht grob mit der Thematik auseinandergesetzt, aber nun auch gehört, dass es aufgrund des enormen Lehrermangels einfacher geworden ist. Unter anderem hat es eine Kollegin wohl sogar in die Verbeamtung geschafft und musste "nur" ein Staatsexamen nachholen (aber eben nicht den regulären Weg über ein ganzes Lehramtsstudium gehen und ein zweites Fach dazu studieren).
Ist das wirklich (so) einfach? Habt ihr genauere Erfahrungen damit? Oder wird hier von normalen Angestelltenverhältnissen mit den Schulen gesprochen, die zumindest bis vor kurzem noch befristet waren und man genauso Sorgen hatte, weil man nicht wusste, ob man die Verlängerung bekommt?
Welche Fälle kennt ihr, von Leuten, die das geschafft haben?
Re: Existenzangst als frischer DaF-Absolvent
geschrieben von:
Tiffy
()
Datum: 10. Mai 2024 13:29
Wie genau die Quereinsteigerprogramme aussehen, ist vom Bundesland abhängig. Es ist auch leichter für Leute aus dem MINT-Bereich. Ich kenne tatsächlich einen ehemaligen Kollegen, der über den Quereinstieg Lehrer für Mathe und Physik an einer Hauptschule geworden ist, habe aber schon lange keinen Kontakt mehr. Grundsätzlich ist das möglich, normalerweise muss man eine Art Referendariat nachholen, d.h. parallel zum Unterricht noch Veranstaltungen besuchen, Theorie büffeln, hospitieren und sowas.
Ich würde aber dringend raten, sich diesen Schritt auch gut zu überlegen. Mein Weg war anders herum, ich war zuerst im Schuldienst und bin jetzt in der Erwachsenenbildung gelandet, und trotz aller Schwierigkeiten und hier schon dargestellten Probleme bereue ich das nicht. Im Schuldienst hat man zumindest bei Festanstellung einen sicheren Job und ein halbwegs angemessenes Gehalt, aber man hat auch viel mehr Stress. Der pädagogische Aspekt ist wesentlich wichtiger, es gibt viel mehr Arbeit außerhalb des Unterrichts, Konferenzen, Ärger mit Eltern, und oft sehr ungünstige Stundenpläne (5 Ue verteilen sich irgendwo zwischen 8 Uhr morgens und 17 Uhr nachmittags...).
Ich finde da die Erwachsenenbildung deutlich entspannter, denn ich sehe es ähnlich, wie eine meiner Vorrednerinnen hier: Unterrichtsvorbereitung wird erheblich weniger, wenn man den selben Kurs zum 5. oder 10. mal macht, und ich fühle mich nicht verantwortlich dafür, meine TN zu erziehen. Wenn sie keine Hausaufgaben machen oder zu spät auftauchen, dann erkläre ich ihnen, warum ich das für eine schlechte Idee halte, und das wars dann. Stichwort Lernerautonomie.
Ich würde aber dringend raten, sich diesen Schritt auch gut zu überlegen. Mein Weg war anders herum, ich war zuerst im Schuldienst und bin jetzt in der Erwachsenenbildung gelandet, und trotz aller Schwierigkeiten und hier schon dargestellten Probleme bereue ich das nicht. Im Schuldienst hat man zumindest bei Festanstellung einen sicheren Job und ein halbwegs angemessenes Gehalt, aber man hat auch viel mehr Stress. Der pädagogische Aspekt ist wesentlich wichtiger, es gibt viel mehr Arbeit außerhalb des Unterrichts, Konferenzen, Ärger mit Eltern, und oft sehr ungünstige Stundenpläne (5 Ue verteilen sich irgendwo zwischen 8 Uhr morgens und 17 Uhr nachmittags...).
Ich finde da die Erwachsenenbildung deutlich entspannter, denn ich sehe es ähnlich, wie eine meiner Vorrednerinnen hier: Unterrichtsvorbereitung wird erheblich weniger, wenn man den selben Kurs zum 5. oder 10. mal macht, und ich fühle mich nicht verantwortlich dafür, meine TN zu erziehen. Wenn sie keine Hausaufgaben machen oder zu spät auftauchen, dann erkläre ich ihnen, warum ich das für eine schlechte Idee halte, und das wars dann. Stichwort Lernerautonomie.
Bitte in den Foren nur auf Deutsch schreiben!
Auch fremdsprachliche Beiträge (d. h. Beiträge über andere Sprachen) müssen wir leider löschen.