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Re: analphabeten im integrationskurs
geschrieben von: DaF2000 ()
Datum: 17. Mai 2016 16:11

@marinasala: Wir können uns sicher darauf einigen, dass das bei 40 UE/Woche und schlechter Bezahlung für den Lehrer noch wesentlich zermürbender, schwerer und ausbrennender ist als bei 25 UE/Woche und angemessener Bezahlung.

Habe auch viele ausgebrannte Kollegen kennengelernt. Leider. Bei mir waren es früher auch über längere Zeit Belastungen von mehr als 40 UE/Woche. Kurzfristig ging das zwar, aber nicht über eine längere Zeit. Inzwischen bin ich in Verdienstbereiche vorgestoßen, die es mir erlauben, nur noch 10-15 UE/Woche zu unterrichten. Dadurch wird mein Unterricht sehr viel besser und ich kann mehr aus mir rausholen als je zuvor.

Niveauunterschiede gab es natürlich immer schon. Aber das mit den Analphabeten in den IK scheint erst seit letzten Sommer immer häufiger vorzukommen. Traurig, dass das Problem wahrscheinlich nur von AfD und ähnlichen Parteien/Gruppierungen aufgegriffen würde, nicht aber von SPD oder der Linken. Wäre doch eigentlich ein klassisches "linkes" Thema.

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Re: analphabeten im integrationskurs
geschrieben von: marinasala ()
Datum: 20. Mai 2016 11:32

DaF2000 schrieb:
-------------------------------------------------------
> Traurig, dass das Problem
> wahrscheinlich nur von AfD und ähnlichen
> Parteien/Gruppierungen aufgegriffen würde, nicht
> aber von SPD oder der Linken. Wäre doch eigentlich
> ein klassisches "linkes" Thema.

D´accord, DaF2000. Aber was kann man schon von (ehemalig) sozialgerichteten Parteien verlangen, wie z.B. von Andrea Nahes, die jetzt die Regelung zur Überprüfung falsch berechneter Sozialanträge abschafft. Bin mal gespannt, ob das auch für Überzahlungen an Empfänger - also zu deren Gunsten - gilt...
Die gesamte Linke - bis auf wenige Ausnahmepunkte - läßt sich inzwischen in der Pfeife rauchen.

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Re: analphabeten im integrationskurs
geschrieben von: DaF2000 ()
Datum: 21. Mai 2016 09:43

Es scheint so, dass sich dank der überaus intelligenten und menschlichen Politik von Mutti der Anteil der Analphabeten in den kommenden Wochen und Monaten noch deutlich erhöhen wird.

Flüchtlinge aus Syrien werden auf dem Weg in die Türkei erschossen, hochqualifizierten syrischen Akademikern wird die Ausreise verboten und in die EU und nach Deutschland kommen nur noch "schwere medizinische Fälle enthalten oder Flüchtlinge mit sehr niedriger Bildung".

Die Arbeit als IK-Lehrer wird damit ganz sicher noch um einiges härter.

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Re: analphabeten im integrationskurs
geschrieben von: Petra Müller ()
Datum: 22. Mai 2016 17:25

Ich beziehe mich auf die Ausgangsfrage dieses threads. Die Kommentare dazwischen habe ich nur überflogen.
Ich habe in einem allgemeinen Integrationskurs mit 21 Teilnehmern zwei Schüler, die kaum schreiben können, sie malen die Buchstaben eher ab und zwei weitere, die kaum lesen können. Zum Glück sind diese Schüler weder schüchtern noch traumatisiert, einer kommt aus Rumänien, die anderen aus Nigeria, Bulgarien und Eritrea. Also lasse ich sie häufig bei mündlichen Übungen in den Vordergrund treten. Wir sprechen häufig im Chor, machen Rollenspiele oder basteln Collagen.Da können diese Schüler auch Nützliches beitragen und gewinnen Selbstbewusstsein. Bisher sind sie noch motiviert und machen mit. Sie werden sicher keine Prüfung mit Zertifikat bestehen, aber vielleicht doch den Kurs vollständig absolvieren. Das wäre ja auch schon ein Erfolg.

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Re: analphabeten im integrationskurs
geschrieben von: ursula kärcher ()
Datum: 22. Mai 2016 18:42

Danke für die Rückkehr zu meiner Ausgangsfrage.

So nett es ist, wenn TN sich im Kurs wohlfühlen und bis zum Ende mitmachen: Ist es nachhaltig? Sinnvoll? Gerecht?

Malende Schreibung (das ist vor allem ein Symptom bei vorher nur arabisch schreibenden TN. Manchmal sieht das geradezu abenteuerlich aus, wie da ein "k" entsteht.) führt ins Nichts. Nur wer Buchstaben in einem sinnvollen Schreibzug schreibt, kann seine Schreibgeschwindigkeit verbessern.

Jedes noch so einfache Diktat führt diese TN vor, sie fragen vier- bis fünfmal pro Diktateinheit nach, weil sie kein Wortbild entstehen lassen können.
Ich bin inzwischen so weit, dass ich Schlechtschreibern bei Diktaten (und das sind sehr einfache, kurze Übungen) den Text als Vorlage gebe und sie abschreiben lasse.

Sonst nehme ich allen anderen die Möglichkeit, realistisch ihr Schreiben und ihr Können einzuschätzen.

Und es ist mir auch sehr wichtig, dass TN sich wohlfühlen und dass alle Deutsch lernen. Aber ich will eine sinnvolle Lösung für alle.

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Re: analphabeten im integrationskurs
geschrieben von: DaF2000 ()
Datum: 23. Mai 2016 15:22

Wenn die Analphabeten Nützliches beitragen können, Selbstbewusstsein gewinnen, motiviert sind und mitmachen, ist das doch genau der Hebel, an dem man ansetzen kann. Diese Lerner werden doch verstehen, dass sie mehr tun müssen, auch zu Hause, mit dem Internet. Es gibt so viele Möglichkeiten. So viel zur Ist-Situation, die für Lehrer natürlich unschön ist.

Zur Soll-Situation bleibt nur zu sagen, dass die undemokratische und menschenverachtende Politik Merkels endlich ein Ende haben sollte.

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Re: analphabeten im integrationskurs
geschrieben von: Petra Müller ()
Datum: 23. Mai 2016 17:49

Ja, Sie fragen nach dem Wünschenswerten. Ich fürchte, das ist unter den jetzigen Bedingungen nicht zu realisieren. Ich sehe in meinem Unterrichtsalltag das Machbare. Vielleicht ist das nicht unbedingt gerecht oder sinnvoll, aber es ist auch nicht völlig nutzlos, die, die nicht schreiben oder lesen können irgendwie einzubinden. Eine Lösung habe ich auch nicht parat.Bei einigen Teilnehmern, die hier in Duisburg in Flüchtlingsunterkünften wohnen, sehe ich den Sinn schon darin, dass sie den Vormittag in der Gemeinschaft verbringen, sich austauschen, sich vielleicht sogar etwas entspannen und wohlfühlen für eine kurze Zeit. Wünschenswert fände ich auch differenziertere Einstufungstests, mehr Kurse, weniger Teilnehmer.......aber im Moment müssen wir wohl mit der Situation, die wir vorfinden, klarkommen.

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Re: analphabeten im integrationskurs
geschrieben von: Karen Duden ()
Datum: 30. Mai 2016 21:12

Auch ich empfinde solche Kurszusammensetzungen als Zumutung und wünsche mir mehr Widerstand. Was nämlich bei der ganzen Diskussion mal dringend gesagt werden muss: diese Art von Unterrichtssituation kann für die betroffenen Teilnehmer die pure Hölle darstellen. Wer versetzt sich mal gedanklich in die Lage eines Menschen, der - zusätzlich zu ohnehin traumatischen Erlebnissen - einem solchen Überforderungs-Stress ausgesezt wird? Das neue Leben in Deutschland ist für diese Leute auch so schon schwer genug und so führt man sicher niemanden an Bildung heran.

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Re: analphabeten im integrationskurs
geschrieben von: Hiteacher ()
Datum: 12. Juni 2016 21:39

@die erfahrenen Lehrer, die sagen, dass sie bei guter Bezahlung und genügender Vorbereitungszeit auch Analphabeten im Integrationskurs gerecht werden können:
Haben eure AlphaTN am Ende des Integrationskurses auch die B1 Prüfung bestanden?

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Re: analphabeten im integrationskurs
geschrieben von: Credentia ()
Datum: 13. Juni 2016 00:57

Naja, wenn ein Klitschenträger seinen IK-Kurs nicht mit TN vollkriegt, setzt er eben noch ein paar Analphabeten hinein. Natürlich zeigt das nur, dass es dem Betreiber allein um die Kohle geht, nicht um Bildung im DaF-Bereich.

Um das Unmögliche möglich zu machen, empfehle ich die Vermittlung der chinesischen Schrift mit Hilfe des Lehrbuchs "Chinesisch in 3 Tagen" von Otto Klitsche, Klitschen-Verlag, Klitschenhausen 1872. Dann sollte der DaF-Lehrer, der dieses Werk benutzt, noch einen Dolmetscher besorgen, der alles vom Chinesischen ins Deutsche, Eskimo und Bayerische übersetzt (Bayerisch ist bekanntlich alles andere als Hochdeutsch, gelle?). Der Vorteil bei diesem Ansatz ist, dass man, um Lesen und Schreiben zu lernen, nur malen muss und keine Mühe hat, Buchstaben mit Lauten zu verbinden und die Grundregeln deutscher Orthographie zu erlernen. Chinesische Zeichen bilden nun mal keine Laute ab, sondern Bedeutungen. Wenn Du also ein Haus malst, ist das eben ein Haus in Schriftform. Alles ganz einfach, daher auf zu neuen Ufern, die Klitschenbosse werden es Euch danken.

P.S. Wer diesen hanebüchenen Unsinn ernstnimmt, ist selber Schuld. Aber Missstände auf diese oder ähnliche Weise durch den Kakao zu ziehen, hat schon manchen Leuten bei der Erkenntnisfindung geholfen.....LOOOOL

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