Hallo,
ich lebe in Baden und hatte mich vor einiger Zeit dazu entschieden, mir meinen badischen Dialekt, der mitunter einer der bäuerlichsten Dialekte in ganz Deutschland ist, abzugewöhnen. Dies habe ich jetzt schon fast geschafft. Ich bin zwar in Deutschland geboren, aber da ich in Baden aufgewachsen bin, finde ich, dass man sagen kann, dass ich (Hoch)deutsch als Fremdsprache lernen musste :D

Jetzt habe ich nur noch ein kleines Problem:
Bei den deutschen Imperativen bin ich mir nicht ganz sicher. Als Regel habe ich gefunden, dass der Imperativ des Singulars von der 2. Person Singular abgeleitet wird; das "st" fällt dabei weg.
du machst -> mach
du liest -> lies
du springst -> spring
...

Ich habe aber auch gelesen - und höre es auch im täglichen Sprachgebrauch - dass aber auch die Formen "machE", "malE", "springE" existieren. Ich würde ja persönlich dazu tendieren, dass das ausgelassene "e" Dialekt ist. Für mich hört sich die Form "mache" auch hochdeutscher an als "mach". Ich weiß, dass beides möglich ist - in gesprochener UND geschriebener Sprache - aber, da ich mir ein einwandfreies Hochdeutsch aneignen will, möchte ich gerne wissen, welche dieser Formen Hochdeutsch/Dialekt ist.

Hallo Toxic Lizard! Was? Giftige Echse? Lustiger Name.

Das mit dem "e" am Ende beim Imperativ ist veraltet. Heute unterrichten und sprechen wir ganz einfach:
komm!
geh!
lass das!
lies endlich!
gib mir meine Schokolade zurück!

Manche schreiben noch einen Apostroph, um die Auslassung zu verdeutlichen, aber das ist nicht nötig.

Tschüss und viel Glück beim Abschütteln badischer Probleme!
(Hab selbst 7 Jahre in Konstanz gewohnt ...)

Franziska

GANZ richtig wird der Imperativ folgendermaßen gebildet:


Die starken Verben bilden ihn mit dem Verbstamm.
Nur wenn in der 2. und 3. Person der e-i-Umlaut eintritt, dann hat auch der Imperativ Umlaut:

springen -> spring!
fahren -> fahr!
aber:
lesen -> du liest -> lies!

Ein von einem starken Verb abgeleiteter Imperativ hat kein Endungs -e.


Die schwachen Verben bilden den Imperativ mit dem Verbstamm und der Endung -e:

malen -> male!
fragen -> frage!
sagen -> sage!



Durch den Sprachgebrauch werden diese Regeln nicht mehr eingehalten, man hört zuweilen auch bei starken Verben schwache Imperative ("lese!"); diese sollte man aber nicht verwenden.

Die Endung -e bei den schwachen Verben kann weggelassen werden, dann wird der Apostroph gesetzt:
mal'!
frag'!
sag'!

Bei den starken Verben setzt man keinen Apostroph, da die Imperative sowieso endungslos sind.


Diese Formen und Regeln sind mittlerweile ziemlich durcheinandergekommen, daher sieht man auch bei starken Verben Apostrophe oder auch angehängte -e, wo sie (eigentlich) nicht hingehören.


Viele Grüße
-MrMagoo



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 31.03.05 21:00.

Mensch MrMagoo, dich habe ich ja schon vermisst! Und natürlich muss ich dir gleich wieder widersprechen. Klar doch.
Auch die schwachen Verben werden heute nicht mehr automatisch mit -e am Ende gebildet, das ist veraltet. Ausnahme sind Verben auf -d, -t, ig, auch bei rechNen und öffNen, das ist dann leichter zu sprechen:

- leide nicht!
- bitte ihn doch zu kommen!
- entschuldige mich!
- rechne alles zusammen!

Ansonsten aber:

- kauf dir was Schönes!
- frag nicht!

Und den Apostroph braucht man hier wirklich nicht. Ehrlich nicht. Echt nicht.
(Natürlich schreibt man die o.g. Beispiele eigentlich am Satzanfang groß, hat mir aber so besser gefallen. Das aber nur nebenbei ...)

Franziska

Hallo Franziska! ;)

Hast ja recht, ich habe doch extra geschrieben, daß diese Regeln heute gar nicht mehr befolgt werden...

Ich wollte ja lediglich die "ursprüngliche" Bildungsweise anführen, diejenige, nach der die Imperativbildung übrigens auch noch immer nicht falsch ist.
Der Sprache wird viel Unrecht getan (davon kann ich mich selbst auch nicht lossprechen) - aber warum soll man sich denn nicht nach den ursprünglichen (und meiner Meinung nach 'guten') Regeln richten?! Im Grunde war's doch das, was ToxicLizard wissen wollte - und egal inwieweit die Regeln heute verschwommen sind, "falsch" sind sie wie gesagt auf keinen Fall. ;)

Liebe Grüße
-MrMagoo

Hallo MrMagoo,

ja, diese Regeln sind auch wirklich hilfreich und man versteht mehr, stimmt! Aber sie gelten eben nicht mehr, da würde ich auch nicht zustimmen, dass "falsch" auf keinen Fall zutrifft. Allerdings mag ich dieses Wort nicht besonders, das klingt so nach schwarz-weiß.
Lassen wirs einfach dabei! (Wobei?)
Die Sonne scheint. Da kümmert mich der Imperativ nicht so viel ...
Jetzt gehts raus!

Ganz liebe Grüße!

Franziska

Ich stimme zu, daß diese Regeln "veralteN" (hab ich ja bereits gesagt), dennoch: Wenn man sie anwendet, macht man nichts verkehrt, demnach sind sie noch nicht "veralteT". ;)

Ansonsten können wir's aber natürlich dabei belassen *hehe* ;)

Bis denn, ganz viele liebe Grüße
-MrMagoo


P.S.: Das Wetter wird besser, unser Kaffeekränzchen rückt näher...
So wie's aussieht, werde ich im Juni wahrscheinlichst kurz in Berlin weilen.

Juni!! Schick!
(Ganz ohne Süßholz ...)

F.

Kleiner Änderungsvorschlag zu:
>Nur wenn in der 2. und 3. Person der e-i-Umlaut eintritt, dann hat auch der Imperativ Umlaut<
Starke Verben bilden ihre Formen durch Ablaut -Wechsel des Stammvokals- (nicht durch Umlaut -ä,ö,ü-)

tobler schrieb:
-------------------------------------------------------
> Kleiner Änderungsvorschlag zu:
> >Nur wenn in der 2. und 3. Person der
> e-i-Umlaut eintritt, dann hat auch der Imperativ
> Umlaut<
> Starke Verben bilden ihre Formen durch Ablaut
> -Wechsel des Stammvokals- (nicht durch Umlaut
> -ä,ö,ü-)



Richtig - und doch wieder nicht ganz:

Die Stammformen des Verbs werden mit Hilfe des Ablauts gebildet:

springen - sprang - gesprungen
reiten - ritt - geritten
geben - gab - gegeben
helfen - half - geholfen


Der vom übrigen Präsens abweichende Vokal der 2. und 3. Person Singular bei manchen starken Verben (fahren, du fährst, er fährt) und auch derjenige, der den Konjunktiv vom Indikativ unterscheidet (er fuhr - er führe) ist jedoch ein Umlaut, kein Ablaut!! ;)

Gruß
-MrMagoo

Hallo.
Weil meine Muttersprache Ungarisch ist, konnen Sie mir bitte behilflich sein? Welche verben endern sich bei Imperativbildung?
Ich habe schon so viel daruber gelesen, aber die sind mir zu wenig. Ich muss ganz genau wissen, alle worter die sich endern.
Danke schon in voraus.
Mit gruss aus Ungarn
Toncsika

Hallo Toncsika!

Kuck mal hier und hier.

Postmodifikation



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 12.07.08 19:27.