Hallo!
Ich habe Frage bezüglich Benutzung von deutschem Plusquamperfekt. Ich habe klar alle Regeln der Verwendung von Plusquamperfekt gelernt, es geht vor allem um Vorzeitigkeit. Ich höre auch sehr oft, dass Deutschen Plusqaumperfekt nur so verwenden, anstelle des Perfekt. Als einfache Vergangenheit. Kann es mir jemand eklären?
Danke.
Maja

(gelöscht)



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 18.11.05 20:59.

Tja, das hatte ich auch nicht verstanden gehabt!

Aber mal im Ernst, Maja: wenn man PQP statt Perfekt benutzt, ist das einfach falsch. Z.B.: Gestern war ich im Kino gewesen. Wieso war? Gestern bin ich im Kino gewesen, oder noch besser und einfacher: Gestern war ich im Kino.
Manchmal will man wohl ausdrücken, dass etwas länger her ist, vergangener ist als im einfachen Perfekt, daher kommt die Tendenz zum PQP. Aber das ist für die Vor-Vergangenheit da: Er war ein guter Mensch. Seine Schwester hatte ihm einmal einen Wunschbaum geschenkt. Doch wusste er nichts damit anzufangen, bis eines Tages...

J

Maja,
wie Du weisst, wird das PQP benutzt, wenn von zwei Handlungen in der Vergangenheit eine weiter zurückliegt, mit anderen Worten vorzeitig ist.

Das PQP wird auch manchmal benutzt, wenn man ausdrücken will, dass eine Handlung sehr weit zurückliegt (vgl. jülirös Beitrag) oder etwas unwiderruflich vergangen ist, z.B.:

Ich hatte so sehr gehofft, dass du für mich die Sachen erledigst, aber du hast mich wieder enttäuscht. (Der Sprecher drückt aus, dass - seiner Meinung nach - keine Hoffnung mehr besteht, dass der Angesprochene sein Verhalten ändert.)

Das PQP wird auch typischerweise für Beschwerden, z.B. in einem Restaurant verwendet:

Ein Gast beschwert sich beim Ober, dass das Essen noch nicht da ist: "Wir hatten zwei Wiener Schnitzel bestellt!"

Stefan

Franziska schrieb:
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> Na, das war ja mal 'ne tolle Antwort! Groß und
> orange. Was will man mehr?


Antwort? Groß? Orange? Wie, wo, was???

Hallo Maja,

ohne jetzt meinen Vorrednern widersprechen zu wollen (die alle mit den standardsprachlichen Regeln richtig liegen!!), kann ich Deine Beobachtungen bestätigen!

Es ist tatsächlich so, daß anstelle der einfachen Vergangenheit (des Präteritums), besonders in der gesprochenen Sprache das Perfekt oder das Plusquamperfekt benutzt wird!

Dieses Phänomen nennt sich "(oberdeutscher) Präteritumschwund" und breitet sich vom süddeutschen Sprachraum herkommend immer weiter nach Norden aus.

(Wir hatten das schon mal kurz angesprochen:
[www.deutsch-als-fremdsprache.de]

Du kannst eventuell mal nach "Präteritumschwund" bei Google suchen, sicher findest Du da weitere Informationen.)


Der Grund weshalb dies geschieht liegt vermutlich(!) darin, daß besonders im süddeutschen Sprachraum die Konjugationsendungen der schwachen Verben im Präteritum abstumpfen und manchmal sogar verschwinden:
er sagt' statt er sagte
er macht' statt er machte
er schaut' statt er schaute
(achte mal besonders auf Leute, die aus Bayern kommen! :-))

Die Unterscheidung zwischen Präsens und Präteritum in der 3. Person Singular ist somit fast gar nicht mehr da; ähnlich auch bei den anderen Personen.

Der Sprachgebrauch ersetzt daher das aus einer Verbform bestehende Präteritum durch das analytische (d.h. mehr als eine Form, denn es besteht aus Hilfsverb + Vollverb) Perfekt oder Plusquamperfekt - das Hilfsverb übernimmt hier die Aufgabe, das Tempus auszudrücken, das Vollverb trägt nur noch die Bedeutung.
Dieses Prinzip der Aufteilung ist weitaus ökonomischer als das synthetische (d.h. alle Informationen in einer Verbform), denn die verschiedenen Aufgaben einer Phrase können so strukturiert aufgeteilt werden.

Es gibt gesprochensprachlich mittlerweile auch schon das sog. "Doppelperfekt, das aus einer Präsensform von "haben" + dem Partizip2 des Vollverbs + gehabt gebildet wird:

"Er hat gestern gesagt gehabt, daß er kommt"
"Sie hat das Brot gekauft gehabt"
"Wir haben unsere Aufgaben gemacht gehabt"


Lieben Gruß
-MrMagoo

Grüß Gott, MrMagoo!
(Na, Koffer schon gepackt?)

1. Ich hatte einen grell-orangen, sinnlosen Eintrag kommentiert, der inzwischen aber rausgenommen wurde.

2. Ich glaube, dass der Präteritumschwund und der ulkige PQP-Gebrauch zwei Paar Stiefel sind, beide aber in der Tat regional bedingt. Während in Süddeutschland wirklich das Präteritum gemieden wird wie - öh - wie was Ekliges, gibt es schon seit Längerem irgendwo in Mitteldeutschland (Rheinland?) diesen extremen Gebrauch des Plusquamperfekt, den ich schon immer seltsam fand. "Isch war jestern ins Kino jegangen" und so. Das würde man in Bayern oder Baden-Württemberg nie sagen!

F.

Hallo Franziska!

(Ich bin vom Schlag der "auf dem letzten Drücker" - meinen Koffer packe ich morgen früh *hehe*).

zu 1.) Na schockschwere Not und Himmelherrschaftszeiten auch - ich dachte schon, ich wäre farbenblind... :)

zu 2.) Das kann schon sein - so tief in der Materie bin ich nun auch wieder nicht. Ich hatte nur vor einigen Monaten mal ein Referat zum Präteritumschwund zu halten, daher war mir das Thema nicht allzu fremd.
Übrigens wird das (Plusquam)Perfekt nicht grad selten auch hier in Westfalen benutzt; von welcher Ecke dat nu wechkommt, dat weiß ich au nich zu ßagen, abba ßeltßamm iset schonn. ;)

Bis in Bälde!!
-MrMagoo

Siehste, irgendwo da so mittendrin, sach ich doch!

Jau, bis die Tage!

F.

Franziska schrieb:
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> Siehste, irgendwo da so mittendrin, sach ich
> doch!
>
> Jau, bis die Tage!
>
> F.



Du meinst... Du hast das gesagt gehabt?? ;)

Hanni gsagt khet!

Franziska schrieb:
-------------------------------------------------------
> Hanni gsagt khet!


Doas des ksakt hest, des hoapi glei kwußt! ;)

Hallo Stefan und Mr. Magoo!

Danke für euere Erklärungen.

Zu Mr.Magoo habe ich noch eine Bitte - du hast hier einmal so einen tollen Beitrag über starken und schwachen Verben geschrieben, aber ich kann ihn nicht finden.
Kannst du mir vielleicht auch eine Link darauf schreiben?

Danke

Liebe Grüße!

Maja