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Merkwürdige Nachnamen
geschrieben von: Andy ()
Datum: 18. Juli 2005 16:46

Hallo!

Ich habe mich schon mit einigen merkwürdigen Nachnamen getroffen, die man ein bisschen seltsam schreibt. Guckt mal:

Der beste Beispiel:

Goethe, Groeber, Haendel, Haeckel, Lueger, Stoecker.

Wir können doch auf keinen Fall schreiben: Göthe, Gröber, Händel, Häckel, Lüger, Stöcker, weil das nicht grammatisch richtig ist. Aber es gibt die Namen, die man jedoch mit Umlauten schreibt z.B. Göring oder Görres.

Und anderer Beispiel:

Wolff, Dorff, Bischoffwerder, Eichendorff.

Wozu gibt’s hier doppelt F? Ich weiß es nicht, weil es das Dorf und der Wolf gibt.

Und der letzte:

Warum schreibt man der bekannte Name „Schmidt“ auf 3 Weisen:

Schmidt, Schmid, Schmitt :)

Wenn jemand ein Wörterbuch von Duden mit der Herkunft dieser Namen besitzt, dann schreibt mir, bitte.

Danke im Voraus,

Andy

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Re: Merkwürdige Nachnamen
geschrieben von: Hongxuan ()
Datum: 19. Juli 2005 06:08

Hallo Andy
Zitat

Wir können doch auf keinen Fall schreiben: Göthe, Gröber, Händel, Häckel, Lüger, Stöcker, weil das nicht grammatisch richtig ist.
Wieso sollte das grammatikalisch nicht richtig sein? Meine Urgroßmutter war eine geborene Stöcker. Ich kenne Leute die Stöck heißen, und Händel ist schließlich weltbekannt. Alle die Namen wirst du im deutschen Telefonbuch finden (auch Göthe). [www.dastelefonbuch.de]

Warum es Variationen in den Namen gibt, weiß ich nicht mit Sicherheit, aber schließlich sind Namen ja etwas Überliefertes. Deutschland besteht aus vielen Regionen, mit vielen Dialekten und da sind Variationen ja nun wirklich keine Überraschung. Zusätzlich gibt es genügend Standesbeamte, die auf eine bestimmte Schreibweise bestanden und es so geschafft haben Namen zu verändern (inkl den Vornamen meiner Großmutter *grrr*)

Einige Variationen stammen auch daher, dass Deutsch ja nicht immer eine einheitliche (Schrift-)Sprache war und es verschiedene Schreibweisen von Wörtern gab. Rechtschreibreformen haben dann zwar die Nomen, nicht aber die Namen verändert.

LG S

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Re: Merkwürdige Nachnamen
geschrieben von: MrMagoo ()
Datum: 19. Juli 2005 23:23

Hallo Andy,

mein Vorredner hat schon recht - Namen unterliegen nicht den Regeln der Rechtschreibung. Das hat mehrere Gründe.

Die Familiennamen sind ungefähr im 15./16. Jahrhundert verbindlich geworden, d.h. die Schreibweise mußte zuerst in Kirchenbüchern, später bei Standesämtern amtlich und offiziell festgelegt werden.
Zu dieser Zeit konnten nicht alle Menschen lesen oder schreiben - und außerdem sprachen sie Dialekt. Der Standesbeamte wußte daher auch oft nicht, ob Wolff jetzt mit einem o oder mit einem u, einem oder zwei f geschrieben wurde usw.

Die Dialekte haben oft nämlich bestimmte Lautveränderungen nicht mitgemacht, so gab es zum Beispiel eine Tendenz, daß sich ein u zu einem o veränderte.
Die alte Form heißt "Wulf", die neuere "Wolf" (das Englische hat den alten Stand bewahrt, daher heißt der Wolf auch heute noch "the wulf").
Doppelschreibung von bestimmten Konsonanten war zudem vor einigen hundert jahren einfach 'Schreibsitte', heute bezeichnet sie normalerweise den kurzen Vokal.
Auch die Schreibung "dt" statt einfachem d oder t (z.B. Schmidt) war Schreibsitte - übriggeblieben ist heute, neben den Familiennamen, z.B. das Wort "Stadt". Hier soll die Schreibung Verwechslungen mit "Statt" vermeiden.

Das "e" war im Mittelaler die übliche Bezeichnung für den Umlaut "ä", trug der Standesbeamte also "Bäcker" ins Register, dann hat er etymologisch das Wort von "backen" hergeleitet, schrieb er "e", dann hat er das ursprüngliche e beibehalten.

Besonders auf kleineren Dörfern (durchaus aber auch in Städten) hatten viele Menschen sogenannte "Beinamen", d.h. sie wurden anders genannt, als sie eigentlich hießen. Ich weiß z.B. noch von meinem Großonkel, der eigentlich mit Nachnamen Hagen hieß, aber "Köster" genannt wurde, weil sein Vater Kirchenküster von Beruf war.

Irrtümlicherweise kann dann auch mal so ein Beiname als Familienname in die Standesamtsunterlagen aufgenommen worden sein, die sich dann eben hielten.

Schreibfehler in standesamtlichen Unterlagen sind sowieso sehr schlecht zu korrigieren, wenn, dann dauert das Monate und kostet natürlich Geld. Viele Familien haben daher eine falsche Schreibung beibehalten.


Das "e" in Goethe hat einen anderen Grund, dieser Name kommt aus dem Niederdeutschen. Im Mittelniederdeutschen ist der Umlaut nicht regelmäßig bezeichnet worden, ein dem Vokal folgendes "e" (oder auch ein "i") war NUR Längenzeichen (so wie wir es noch heute in "ie" haben, z.B. Liebe, Dieb, viel, etc), der gute Johann Wolfgang konnte theoretisch also "/go:te/" oder "/gö:te/" geheißen haben. (Das hat man sicher irgendwie belegen können, ob es sich jetzt tatsächlich um einen Umlaut handelt, oder nicht - so genau kenne ich mich da nicht aus).

Dasselbe Phänomen haben wir übrigens noch in einigen Ortsnamen, so z.B. Coesfeld oder Soest: Kein Umlaut, das o ist nur gelängt.
Dazu "Duisburg": Hier wird ein "ü" gesprochen, es handelt sich hier also um einen nicht bezeichneten Umlaut, der durch das folgende i gelängt wird.

Natürlich gibt's auch hier "Verschlimmbesserungen", die durch den aktuellen Sprachgebrauch auftreten - so sprechen einige Leute (selbst Ortsansässige) manchmal den Namen "Oer-Erkenschwick" mit einem beginnenden Ö.
Selbst die bekannte Stadt "Bochum" wird falsch ausgesprochen, denn der Name ist aus zwei Bestandteilen zusammengesetzt: "Boc-" "und "-hum"; "Boc" ist niederdeutsch für 'Buche' und "Hum" ist niederdeutsch für 'Heim'. Bochum bedeutet also "Buch(en)heim" und müßte demnach korrekterweise /bok-hum/ ausgesprochen werden.


Fazit: Es kommt bei jedem Nachnamen also spezifisch darauf an, wovon er abgeleitet ist und wie er wann amtlich festgeschrieben wurde - Rechtschreibregeln greifen hier nicht.


Ich hoffe, ich konnte ein wenig Licht ins Dunkel bringen ;)
Gruß
-MrMagoo

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Re: Merkwürdige Nachnamen
geschrieben von: Redaktion ()
Datum: 20. Juli 2005 10:13

Sauberer Artikel, Mr Magoo! Der ist ja schon Wikipedia-reif!

zu einzelnen Namen vergleiche auch: [wiki.genealogy.net]

Jürgen Kleff

Online-Redaktion deutsch-als-fremdsprache.de
[www.iik-duesseldorf.de]

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Re: Merkwürdige Nachnamen
geschrieben von: Amélie ()
Datum: 20. Juli 2005 16:34

Ich stimme der Redaktion zu - Glückwunsch zu diesen verständlichen und interessanten Ausführungen, Mr Magoo!

Bloss mit dem englischen "wulf" bin ich nicht zufrieden... man spricht den "Wolf" zwar im Englischen "wulf" aus, schreiben tut mans aber "wOlf" und im Plural "wolves".

Aber ist ja eigentlich auch egal, der Artikel ist und bleibt trotzdem prima!

Liebe Grüsse aus Frankreich,

Amélie

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Re: Merkwürdige Nachnamen
geschrieben von: MrMagoo ()
Datum: 20. Juli 2005 18:20

Ach, ich meinte ja auch das Gesprochene... habe ich wohl aus versehen die Gänsefüßchen statt der Scheägstriche verwandt... naja, egal - ihr wißt ja, wie ich's meine. *gg*

Vielen Dank für euer Lob - macht mich ja ganz verlegen... *hehe*
Gruß
-MrMagoo

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Re: Merkwürdige Nachnamen
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 20. Juli 2005 18:24

Das würde ich jetzt zu gerne sehen, einen zart errötenden MrMagoo ...

F.

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Re: Merkwürdige Nachnamen
geschrieben von: Andy ()
Datum: 20. Juli 2005 20:29

Tja, nur ich hab' vergessen, dir zu danken. Danke noch einmal für deine große Mühe, du hast gemacht! Ich muss doch diesen langen Text zweimal durchlesen, um den besser zu verstehen (na ja, ich bin Fremdsprachler ;)

Schöne Grüße,

Andy

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Re: Merkwürdige Nachnamen
geschrieben von: MrMagoo ()
Datum: 20. Juli 2005 21:00

Kein Problem, Andy - frag' ruhig, wenn noch etwas unklar ist!! ;)

Schönen Gruß auch an Dich
-MrMagoo

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Re: Merkwürdige Nachnamen
geschrieben von: Andy ()
Datum: 21. Juli 2005 20:59

Hallo!

MrMagoo, wenn du so ein großes Wissen besitzt, dann kannst du mir bestimmt noch ein bisschen helfen? ;) Mir geht’s nämlich um zwei Themen, die ich nirgendwo im Internet finden kann. Ich will wenigstens etwas davon wissen: Preußische Ordnungsliebe, Der Kaiserkult des Wilhelm II. Bitte, helft mir! (Ich weiß, das ist kein sprachliches Thema)

Mit vielen Grüßen

Andy

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Re: Merkwürdige Nachnamen
geschrieben von: Germania ()
Datum: 22. Juli 2005 10:49

Direkt zum Ordnungssinn gibt es keine Artikel aber schau mal bei Wikipedia unter den Sichworten:

Preußische Tugenden, Immanuel Kant, Kategorischer Imperativ

Gruss
Germania

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