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Re: akzentfrei sprechen
geschrieben von: Andre ()
Datum: 25. August 2009 18:30

Hallo zusammen!

Die deutsche Phonetik - für mich persönlich - der schönste Bereich dieser Sprache. Ich studiere Germanistik und Nichts hat mich auf einmal so gequält und fasziniert! Sie können mich natürlich gleich mit vielen Vorwürfen bombardieren, dass die Grammatik oder die Syntax wichtiger sei. Es mag sein... . Für das reine Kommunizieren ist es vielleicht so. Was aber, wenn jemand sagt: "Herr Doktor! Meine Mutter ist blut'arm!" Statt: "Meine Mutter ist 'blutarm!" Es geht wohl nicht um das Geld. Alle Ebenen der Sprache sind gleich wichtig, Sie bilden das Ganze und sollen als das Ganze betrachtet werden.

An meiner Universität höre ich vielen Vorlesenden zu. Man kann sehr schnell bemerken, wer die Sprache hochschätzt und wer nicht. Bei den schlechten Rednern sind die Ohren schon nach einigen Minuten müde. Ein guter Sprecher kann aber dafür jeden Schlafenden aufwecken und mit der fabelhaften Melodie der Stimme mitreißen! Ich habe einen Lieblingsprofessor, bei dem jede Stunde zur Minute wird.

Alle Ausländer wollen akzentfrei sprechen (was auch immer das bedeutet)... . Es geht leider nicht nur um die reine Akzentsetzung. Dazu kommen noch viele zusammengesetzte Erscheinungen, wie etwa: die richtige Artikulation der Laute (Artikulationsart und Artikulationsort, Assimilation von Lauten, Sprechmelodie, Intonation usw. Dabei muss auch jeder die Stirn der bösen Interferenz bieten.

Das ist alles harte Arbeit. Viel Erfolg den Strebenden!

Mit freundlichen Grüßen
Andre

Re: akzentfrei sprechen
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 26. August 2009 16:02

Das hast du schön gesagt, Andre!

Re: akzentfrei sprechen
geschrieben von: Toor ()
Datum: 24. September 2009 03:17

Hallo,
es ist schon oft angesprochen worden. Die deutsche Aussprache ist regional abhängig. Wichtig ist, daß alles klar und deutlich gesprochen wird. Irgendwer hat geschrieben, daß man kein rollendes R sprechen darf. Es gibt durchaus Gegenden in Deutschland, wo das "R" gerollt wird. In Bayern ist ein kräftig gerolltes "R" z.B. beliebt. Das wichtigste ist, daß man nicht nuschelt und Silben verschluckt, sondern lieber überdeutlich spricht.
In meiner Abteilung arbeiten 3 Ukrainerinnen, alle mit einem deutlich russischen Akzent. Auf ihre Karriere hat das bis jetzt aber keinerlei Auswirkung gehabt. Freilich, als Schauspieler mag das anders aussehen, aber da würden mich zum Beispiel grobe Grammatikfehler mehr stören wie etwas Akzent. Wenn man etwas Akzent hört, ist man als Zuschauer etwas nachsichtiger ;)
Gut wäre, wenn Du mit einem Muttersprachler sprechen üben kannst. Der kann Dir dann sagen was am meisten auffällt und was verbessert werden sollte.

Re: akzentfrei sprechen
geschrieben von: barney_5uk ()
Datum: 25. Februar 2010 21:34

Da ist auch die Frage, was ist das ueberhaupt, die 'deutsche' Sprache. Ich bin im Sueden Deutschlands geboren, und meine Muttersprache ist schwaebisch. Ich habe mehrere Jahre gebraucht bis ich ueberhaupt 'deutsch' sprechen konnte. Akzentfrei ist das bis heute nicht.

Bernd

Re: akzentfrei sprechen
geschrieben von: suzana guoth ()
Datum: 25. Februar 2010 23:59

Guten Abend, Bernd!

Eine akzentfreie Aussprache ist eine nicht rein theoretische Frage, sondern das ist viel mehr von dem Zustand der Artikulationsorgane abhängig, was mit der physiologischen Entwicklung im Zusammenhang steht.
Die Artikulationsbasis beginnt sich dann zu entwickeln, als das Kind die ersten Laute seiner Mutter nachzuahmen beginnt. Das Kind bewegt die Organe, die an der Lautbildung teilnehmen, und diese Organe passen sich langsam der Lautbildung der Muttersprache an. Diese Bildung wird in seinem Gehirn "einprogrammiert", und die Stellung der an der Lautbildung teilnehmenden Organe erstarrt mit der Zeit, die Sprechbewegungen automatisieren sich. Dieses Prozess wird etwa bei zwölfjährigen völlig abgeschlossen. Wenn jemand als Erwachsene solche Lautbildung erlernen möchte, die seiner Muttersprache nicht eigen ist, muss damit rechnen, dass dies nie automatisch, sondern ständig eine bewusste Kontrolle erfordern wird, Sogar ein Muskelkater der betreffenden Organe kann vorkommen, wenn man versucht die Laute anders zu bilden als man gewöhnt ist. Deshalb finde ich wichtig, dass ein Kind in den ersten zwölf Jahren seines Lebens, also im Kindergarten und in den ersten Klassen der Grundschule, solange seine Sprechorgane noch plastisch sind, die Phonetik einiger wichtigen Fremdsprachen von den Muttersprachlern erlernt, bevor sich seine Artikulationsbasis endgültig ausgebildet hat.

Mit freundlichen Grüßen
Charlotte

Re: akzentfrei sprechen
geschrieben von: suzana guoth ()
Datum: 28. Februar 2010 12:49

Hallo Susanne Rodrigues!

Ich habe Ihren Beitrag gelesen, und mir fällt da nichts anderes ein als das Sprichwort "Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein." Sind Sie nicht deprimiert, da Sie in die, von Ihnen gestellte Falle selbst hineinspaziert sind? Und wenn ich Ihren Satz - "...und das kann man sich nun wirklich leichter aneignen als ein deutscher Akzent." - analysiere, muss ich feststellen, dass Sie mit Ihrer Kritik etwas voreilig gehandelt haben, weil Sie selbst offensichtlich auf die Hilfe der Deutschen noch hie und da auch in der Zukunft angewiesen werden.

Mit freundlichen Grüßen
Charlotte



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 28.02.10 15:16.

Re: akzentfrei sprechen
geschrieben von: Matthew S. ()
Datum: 09. April 2010 19:29

Charlotte hat recht, und zwar nach der Pubertät steht(en) die Muttersprache(n) fest im Gehirn. Sprachen, die man danach lernt, bleiben also Fremdsprachen. Manche können die Aussprache eines Muttersprachlers extrem überzeugend nachmachen, aber er/sie muss sich bewusst auf diese Art zu sprechen umstellen und irgendwann wird es auffallen, dass der/diejenige kein Muttersprachler ist. Ich (Amerikaner) habe schon deutsche Arbeitskollegen tagelang ,,ausgetrickst'', aber irgendwann fällt es ihnen doch auf, dass ich doch kein Deutscher bin. Mein Vorschlag: rede ständig Deutsch mit dir selbst und übe, übe übe das Austricksen.

Viel Erfolg!

Matthew

Re: akzentfrei sprechen
geschrieben von: malgosia_pl_de ()
Datum: 16. Mai 2010 21:04

Hallo,

sehr interessantes Thema. Ich habe Deutsch in Polen studiert und spreche mit slawischem Akzent. Da ich als Kursleiterin an einer Fremdsprachenschule arbeite, ist es mir schon etwas peinlich, dass ich nicht akzentfrei Deutsch beherrsche:( Ich kann aber nichts dafür, dass ich nicht bilingual geboren bin.

Liebe Grüße an alle, die das Problem verstehen

Malgosia

Re: akzentfrei sprechen
geschrieben von: Wachdienst ()
Datum: 15. Februar 2011 16:48

Hallo, ich bin seit 3 Jahren in Deutschland, spreche nicht akzentfrei und mache mir überhaupt keine Sorgen. da meinen Man im gegentall zu mir in Deutschland geboren und aufgewachsen ist, habe ich ihn mal gefragt, ob es überhaupt für meine Zukunft wichtig wäre, akzentfrei hier zu sprechen. Der sagte mir damals, dass für junge, "attraktive",sozusagen, Leute, überhaupt besser wäre, in großen Städten zu leben, arbeiten usw., da man dort dieses Problem irgendwie überhaupt als "Problem" nicht ansieht.

In einem kleinem Dorf, wo die Uhr Uhr Uhr Oma einer Bewohnerin und der Uhr Uhr Uhr Opa des Mannes dieser Bewohnerin noch zusammen in diesem Dorf eine gute Nachbarchafft gerne hatten, man wirklich verdammt gut integrieren sollte. - und, aus meine Erfahrung,- hier sind die Zugezogene nicht besonders Willkomenn,noch von einem anderem Dorf, wieder vom Ausland. da soll mansich tatsächlich die Mühe geben und schnellst möglichst eigenen Akzent abweichen, damit die Leute nicht gleich sagen könnten wo du here kommst. und sogar wenn man dann doch akzentfrei sprechen sollte, bringt dass gar nichts, da man trotzdem unter den Dorfbewohner weiterhin richtig integrieren soll. und wenn die Mennchliche- Chemie nicht stimmt... was passiert in ca.70% Fälle..

Tja... dann an restlichen 30% Leuten man trotzdem Freude hat.. es ist doch nicht schlecht.

Daher übe ich liebe mehr Grammatik, da ich mich sowie mit den Leuten verständlich machen will auch verascht sehen nicht mag..

LG


P.S. pardon für alle kräftigen Ausdrücke das ist aber die Wahrheit..

Re: akzentfrei sprechen
geschrieben von: Ich bin es nochmal.. ()
Datum: 15. Februar 2011 17:48

Die Herkunft ist doch ein Teil der persönlichen Identität, die nicht verleugnet werden sollte - es wäre schade drum.

Re: akzentfrei sprechen
geschrieben von: jero ()
Datum: 15. Februar 2011 18:21

Hallo,

hier haben wir auch eine lange Diskussion dazu geführt - mit einem Tipp (Bühnendeutsch), der eigentlich auch keine so richtige "Lösung" des Problems ist, aber vielleicht alles ein bisschen relativiert.

[www.deutsch-als-fremdsprache.de]

jero
www.cafe-deutsch.de

Re: akzentfrei sprechen
geschrieben von: lebrone ()
Datum: 22. Februar 2012 11:42

Naja....ich finde die Rumänen haben schon einen extrem starken Akzent, wenn sie deutsch sprechen...bei Russen und Franzosen geht das so.... aber man muss auch irgendwo unterscheiden können.....wenn in Deutschland 3 Millionen Russlanddeutsche eine ähnliche Aussprache haben, weil die deutsche Sprache so bereits seit Jahrhunderten in Russland gesprochen wird, dann ist es kein Akzent, sondern ein regionaler Dialekt, der sich noch dazu im Unterschied z.B. zum Fränkischen oder Sächsischen (welches eigentlich bereits eigenständige Sprachen sind) an der hochdeutschen Grammatik, Syntax und Semantik orientiert.

Akzentfrei ist nur das 'Bühnendeutsch'.
geschrieben von: Eduard ()
Datum: 29. Februar 2012 09:19

Akzentfrei ist nur das 'Bühnendeutsch' nach Siebs. Damit wird erreicht, dass Schauspieler nicht mit einem (mundartlichen) Akzent bzw. einer 'Färbung' die Aussage verfälschen. So zum Beispiel darf eine traurige Aussage nicht wegen des Akzents lustig wirken. Deshalb gilt das 'Bühnendeutsch' auch für Nachrichtensendungen.

Wer nicht als Schauspieler auftritt, darf die drei Standarddeutsch (at, ch, de) mit der 'Färbung' seines Landes aussprechen.

Re: akzentfrei sprechen
geschrieben von: NeatMeik ()
Datum: 17. September 2017 23:46

Meine Großtante, sie ist jetzt 86 Jahre alt, ist mit Anfang Zwanzig mit einem hier stationierten Engländer durchgrbrannt, sie konnte zu diesem Zeitpunkt kein bisschen Englisch. Sie ist dann Krankenschwester geworden. Heute spricht sie nach Aussage ihrer Kinder (beides Briten) und nach Aussage von anderen Briten ein fast akkzentfreies Englisch! Man merkt wohl nach ein paar Minuten, dass irgendetwas nicht stimmt, aber einen richtigen Akkzent, sodass man den sofort merkt hat sie anscheinend nicht. Übrigens spricht sie auch mit ihren deutschen Verwandten lieber Englisch als Deutsch^^ Ist echt komisch XD

Naja, wollte nur sagen, dass das anscheinend doch möglich ist eine Sprache nach dem 20. Lebensjahr fast perfekt zu erlernen!

Der amerikanische Austauschlehrer unserer Schule, der einmal im Jahr im Rahmen des Schüleraustausches hierher kommt, spricht auch so gut wie akkzentfrei. Man merkt nach geraumer Zeit auch bei ihm, dass etwas nicht stimmt, aber es kann auch sein, dass das daran liegt, dass er sein Deutsch in der Schweiz gelernt hat. Er kam übrigens zum ersten mal in Kontakt mit der deutschen Sprache als er 17 Jahre alt war!

Meik

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