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Wo steigt er ein?
geschrieben von: Tomas ()
Datum: 04. Oktober 2008 18:38

Der Wechselpräposition "in" kann entweder ein "Dativ" oder ein "Akkusativ" folgen.

Ist "in" eine reine Ortsangabe eines Ortes, an dem etwas passiert, dann verwendet man den Dativ.

Ist "in" jedoch eine Präposition des Zieles, auf das das Prädikat das Subjekt ausrichtet, benutzt man den Akkusativ.

Das steckt so in etwa in den Fragewörtern "wo?" und "wohin?" drin.

Auf "wo?" erwartet man dann eine Ortsangabe als Antwort und verwendet den Dativ und auf "wohin?" erwartet man eher einen zielgerichteten Bewegungsvorgang als Antwort und verwendet folglich den Akkusativ.

Nun gibt es aber das Verb "einsteigen", das durchaus eine zielgerichtete Bewegung ausdrückt.

Man sagt zum Beispiel: "Er steigt in das Auto ein." (mit Akkusativ)

Folglich müsste man doch richtigerweise fragen: "Wohin steigt er ein?"

Man fragt aber dennoch: "Wo steigt er ein?"

In welchem Rahmen kann man diese "Singularität" besser verstehen?

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Re: Wo steigt er ein?
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 05. Oktober 2008 00:08

Ich denke, das Verb "einsteigen" bezieht sich vor allem auf die Aktivität des Einsteigens an sich - sei es nun eine U-Bahn oder ein Auto. Wenn du fragst: Wo steigt er ein? So wird die Antwort vielleicht lauten: An der Autobahnraststätte. Oder am Hermannplatz in die U8. Wir setzen dabei unbewusst schon voraus, dass der andere weiß, um welches Transportmittel es sich handelt. Wenn es nicht klar ist, ist durchaus folgender Dialog möglich:

Er ist eingestiegen.
Wohin?
In das Taxi dort.
Ach so.

Mir ist diese Problematik neulich mit dem Verb "einziehen" aufgefallen.
Beides ist möglich:
Er zieht morgen in ihrer WG ein.
Er zieht morgen in seine neue Wohnung ein.
Wahrscheinlich ist für unser Ohr im einen Fall die Aktivität des Einzugs wichtiger (wo?), im anderen das Ziel (wohin?), nämlich die neue Wohnung.
Tja!
Tatsache ist jedenfalls, dass uns Muttersprachlern Akkusativ und Dativ sofort ein Signal geben,
ob das Ziel oder die Aktion wichtiger ist. Die armen Lerner müssen schwer damit kämpfen!

(Wir hatten das Thema mal hier: Ich tanze in den Mai. - Ich tanze im Ballsaal.
Ich schwimme in die Schweiz. - Ich schwimme im Bodensee)

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Re: Wo steigt er ein?
geschrieben von: Tomas ()
Datum: 05. Oktober 2008 17:19

Du schriebst:

Er ist eingestiegen.
Wohin?
In das Taxi dort.
Ach so.

"Wohin?" alleine ist aber kein vollständiger Fragesatz. Irgendwas scheint also nicht so richtig "glatt" zu sein mit der Frage:

"Wohin ist er eingestiegen?"

Deshalb umgeht der Muttersprachler genau diese Frageformulierung, und macht sich trotzdem pragmatisch und kontextabhängig mit anderen grammatisch völlig korrekten Formulierungen sofort verständlich.

Ich glaube, was hier kratzt, ist der Umstand, dass das Auto keine reine Ortsangabe, sondern die Angabe einer bestimmten Sache (hier als Präpositionalobjekt) ist. Und dass das so ist, hängt von der Bedeutung des Verbes "einsteigen" ab.

Man könnte nämlich fragen:

"In was ist er eingestiegen?" "In das Auto dort."

Also obwohl man vielleicht manchmal so grob vereinfachend sagt, ja, das Pronomen "Wohin?" steht mit Akkusativ und das Pronomen "Wo?" mit Dativ, so ist das zwar völlig richtig, das gilt aber nur für die Verwendung bei Ziel- und Richtungsangaben, die man irgendwie auch als Ortsangaben wahrnimmt.

Nach anderen Ziel- und Richtungsangaben, die nicht in so eindeutiger Weise zugleich auch Ortsangaben sind, muss man hingegen mit anderen Interrogativpronomen fragen?

Noch ein Beispiel:

"Man weihte ihn in ein Geheimnis ein."

Da kann man nun nicht fragen "Wohin weihte man ihn ein?".

Das macht wieder kein Sinn, da ein "Geheimnis" ja keine Ortsangabe ist. Das Verb "einweihen" steht nun einmal nicht mit Ortsangaben.

Auch hier fragt man also:

"In was wurde er eingeweiht?" "In ein Geheimnis."



3-mal bearbeitet. Zuletzt am 05.10.08 17:37.

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Re: Wo steigt er ein?
geschrieben von: Anna2 ()
Datum: 05. Oktober 2008 19:07

>
> Nach anderen Ziel- und Richtungsangaben, die nicht
> in so eindeutiger Weise zugleich auch Ortsangaben
> sind, muss man hingegen mit anderen
> Interrogativpronomen fragen?
>
> Noch ein Beispiel:
>
> "Man weihte ihn in ein Geheimnis ein."
>
> Da kann man nun nicht fragen "Wohin weihte man ihn
> ein?".
>
> Das macht wieder kein Sinn, da ein "Geheimnis" ja
> keine Ortsangabe ist. Das Verb "einweihen" steht
> nun einmal nicht mit Ortsangaben.
>
> Auch hier fragt man also:
>
> "In was wurde er eingeweiht?" "In ein Geheimnis."

Hier ergibt sich der Kasus nicht aus einer Orts- bzw. Richtungsangabe. Wie du ja selbst bemerkt hast, gibt es diese hier nicht, man kann in deinem Beispiel weder wo? noch wohin? fragen. Der Kasus wird hier vom Verb "einweihen" selbst diktiert, hat mit dem Thema "Wechselpräpositionen" also eigentlich nichts zu tun.

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Re: Wo steigt er ein?
geschrieben von: jero ()
Datum: 06. Oktober 2008 19:14

Guten Abend,

ach, jetzt sehe ich, dass Anna2 es schon geschrieben hat. Es handelt sich bei diesen Präpositionen (-einsteigen in- + -einweihen in-) anscheinend nicht um Wechselpräpositionen bei Adverbialbestimmungen, sondern um feste Präpositionen bei Präpositionalobjekten. Dort bitte mal nachschlagen, Tomas!

Die Fragewörter "in was" u.ä. gelten aber als umgangssprachlich.

jero
www.cafe-deutsch.de



3-mal bearbeitet. Zuletzt am 06.10.08 19:35.

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Re: Wo steigt er ein?
geschrieben von: Tomas ()
Datum: 08. Oktober 2008 17:49

Der Tanker wurde in Bremen gebaut, dann wurde er in den Hamburger Hafen gebracht.

Schließlich wurde er im Hafen eingeweiht.

----

(tja, ja, diesmal bin ich der Begriffe müde und rede nur noch über Beispiele...)

....Aber ich sehe schon man könnte den Tanker natürlich nicht "in den Hafen" einweihen. Das ginge wirklich nicht.

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Re: Wo steigt er ein?
geschrieben von: jero ()
Datum: 08. Oktober 2008 19:00

Hallo,

wie gesagt, es handelt sich um das Thema "feste" oder "lose" Präposition (also Präpositionalobjekt oder Adverbialbestimmung).

a) einweihen im Hafen = Adverbialbestimmung des Ortes

b) einweihen in ein Geheimnis = Präpositionalobjekt

Ist doch gar nicht so schwer?!?

jero
www.cafe-deutsch.de

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Re: Wo steigt er ein?
geschrieben von: Tomas ()
Datum: 09. Oktober 2008 14:24

Schwer ist es nicht, und ich bedanke mich insoweit für den Versuch einer objektiven Antwort.

Aber es ist halt auch nicht völlig leicht und trivial, meines Erachtens:

Die Präposition "in" kann man also "in" bestimmten Fällen, wenn man will, als "feste" Präposition ansehen.

Aber wie fest ist sie wirklich?

In Wirklichkeit ist sie doch auch im Beispiel: "in ein Geheimnis einweihen" nicht ganz fest, eher etwas lose. Schauen wir uns mal folgende Sequenz an:

"Die Andechser Mönche ließen ihn das Geheimnis wissen. Am tiefsten eingeweiht, sollte er später die Brauerei leiten."

Hier ist das "in" ja ganz verschwunden?

Kann man sich nicht auch die Kasus der "festen" Präpositionen mit Präpositionalobjekt, wie von mir angedeutet, am ehesten über eine Richtungslogik richtig herleiten, auch wenn die Richtung eher metaphorisch und übertragen und nicht streng örtlich und geografisch zu sehen ist?

Falls das nicht möglich ist, so sollte der Lerner doch zumindest eine kleine Liste mit allen Verben mit "in" als feste Präposition stets zur Hand haben, um sie auswendig zu lernen?

Wobei meinem logischen Empfinden nach "in" als "feste Präposition" eigentlich immer mit Akkusativ stehen müsste, aber niemals mit Dativ, stimmt das?

(Da Orte ja wohl kaum "fest", sondern immer "austauschbar" wären?)



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 09.10.08 14:32.

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Re: Wo steigt er ein?
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 09. Oktober 2008 18:49

Es ist schon so, dass auch viele feste Präpositionalverbindungen durchaus "über eine Richtungslogik richtig hergeleitet werden können, auch wenn die Richtung eher metaphorisch und übertragen und nicht streng örtlich und geografisch zu sehen ist". Das hilft beim Erklären und beim Erlernen - die langen Listen mit den Verben mit Präpositionalobjekt, die "einfach so" gepaukt werden müssen, kommen dann noch hinzu!

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Re: Wo steigt er ein?
geschrieben von: jero ()
Datum: 09. Oktober 2008 21:04

Hallo Tomas,

du hast das ein bisschen falsch verstanden. "Feste Präposition" bedeutet nicht, dass sie quasi unlösbar mit dem Verb verbunden ist. Sie ist fest in dem Sinne, dass man kein situative Auswahl hat, welche Präposition man benutzt, wenn man das Objekt (vereinfacht: "das Ziel" der Handlung) nennt.

Bsp:

Nennt man "das Ziel" des Wartens, so kann man es nur mit der Präposition -auf- verbinden und muss das auch.

a) Er wartet auf seine Freundin.
b) Er wartet auf das Geschenk.

Nennt man hingegen die Umstände des Wartens (Ort, Zeit, Grund, Art und Weise), dann kann man verschiedene Präpositionen benutzen und muss das auch - je nach Situation!

Ortsangaben:

Er wartet an der Haltestelle. - Er wartet im Bus. - Er wartet neben dem Kino. - Er wartet unter der Brücke. - Er wartet hinter dem Haus. - Er wartet auf der Straße. - Er wartet zu Hause.

Und: Man könnte sogar Sätze mit -warten- und ohne Präposition formulieren:

Er wartet schon lange. - Er wartet nicht gern. - Er wartet.

jero
www.cafe-deutsch.de


PS: Mit "Ziel des Wartens" ist nicht gemeint, warum oder wozu jemand wartet, sondern worauf das Warten zielt.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 09.10.08 21:05.

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Re: Wo steigt er ein?
geschrieben von: jero ()
Datum: 09. Oktober 2008 21:16

Teil II

Eine Liste Verben mit festen Präpositionen gibt es vermutlich in vielen Sprachlehrwerken, siehe Schmitt/Dreyer ab S. 78.

Wenn ihr mit Richtungslogik meint, dass nach festen Präpositionen meistens ein Akkusativ folgt, würde ich davon abraten, dies so zu "verbreiten". Eine Richtung kann man zwar durchaus immer irgendwie zugrunde legen, einfach weil die Handlung des Verbs ja auf das Präpositionalobjekt gerichtet ist.

Aber viele feste Präpositionen verlangen einen Dativ, schon allein deshalb, weil es sich um Dativ- und nicht um Wechselpräpositionen handelt. Siehe Schmitt/Dreyer ab S. 78.

jero
www.cafe-deutsch.de

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Re: Wo steigt er ein?
geschrieben von: Peter Pommes ()
Datum: 09. Oktober 2008 22:05

Also das mit dem "einsteigen" ist so 'ne Sache. "Einsteigen" geht immer mit der Präposition "in", und "aussteigen" mit der Präposition "aus", det hat mit dem Präfix "ein-" zu tun. Und wenn det 'ne Bewegung mit Ortswechsel ausdrückt, dann fragt man "worin" oder diverse liguistische Tölpel auch "wohinein": Worin ist er eingestiegen? Antwort: Ins Auto.

Das Verb "einsteigen" gehört in eine Kategorie von Verben, die nicht geographisch ist, oder so ähnlich, aber da können dir die Doktoren sicherlich noch besser weiterhelfen. Da is' ja auch noch "worein" neben "worin" ..., die sich beide super von "woher" und "wohin" unterscheiden ...

Peter Pommes

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