Hallo,

was ist der semantische Unterschied zw. "Er muss nicht kommen" und "Er braucht nicht zu kommen"?
Ich vermute folgendes: Im ersten Satz - nicht unbedingt..., im zweiten Satz: es ist überflüssig. Aber ich bin mir dessen nicht sicher.

Mit freundlichen Grüßen
Charlotte

Hallo Charlotte,


brauchen : Er braucht nicht zu laufen. = Er muss nicht laufen.

müssen: Das musst du nicht tun! = Das sollst du nicht tun!
Du musst nicht weinen! = Weine nicht! / Du darfst nicht weinen!




Mit freundlichen Grüßen
Milorad



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 05.08.12 22:57.

Hm, ich spüre keinen Unterschied.

Und man kann doch auch sagen:

Du brauchst nicht (zu) weinen! = Weine nicht! Du darfst nicht weinen!
(je nach Kontext)

Und man kann auch sagen:

Er muss nicht unbedingt kommen. + Er braucht nicht unbedingt (zu) kommen.

Interessant, kann jemand (genauer) sagen, wann -nicht müssen- und -nicht brauchen- NICHT gleich zu verstehen sind?

jero
www.cafe-deutsch.de



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 06.08.12 20:05.

Halloooooo Jero,

es freut mich, dass Du wieder da bist. Ich habe Dich soooo vermisst.
Danke für Deinen Beitrag.
Ich habe mehrere Diskussionen über dieses Thema gelesen. Meistens wird darüber diskutiert, ob "brauchen nicht" unbedingt mit "zu" stehen muss, oder kann auch ohne. Aber das war nicht mein Problem. Ich würde da immer "zu" gebrauchen.
Ich fühle doch einen Unterschied zwischen "muss nicht" und "brauchen nicht zu + Infinitiv". Ich bin nicht die Einzige, die einen Unterschied hier spürt. Am Vormittag habe ich irgendwo gelesen (jetzt kann ich diesen Beitrag nicht finden), dass "muss nicht" eigentlich eine Erlaubnis gibt, etwas nicht unbedingt tun müssen, also man darf etwas nicht tun.
Du musst nicht an.... teilnehmen. = du darfst wegbleiben. Das drückt also eine Möglichkeit aus, einer Pflicht nicht nachgehen müssen.
Du brauchst an ..... nicht teilzunehmen. = es ist aus irgendwelchem Grund überflüssig.
Ist es nicht so?

Mit freundlichen Grüßen
Charlotte



3-mal bearbeitet. Zuletzt am 06.08.12 21:32.

Hallo Suzane,

ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende. ...:)



MfG: László

P.s.: "Du musst nicht an.... teilnehmen. = du darfst wegbleiben."

Wäre hier "fernbleiben" statt "wegbleiben" nicht besser?



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 09.08.12 20:32.

Hallo László,

Sie haben recht, "die Einzige" muss mit großem Buchstaben geschrieben werden. Sie haben regelrechte Adleraugen! Wer sucht, der findet, hat Milorad geschrieben.
Ich werde meinen Fehler gleich korrigieren. Danke!

Mit freundlichen Grüßen
Suzana Charlotte Guoth

Guten Abend zusammen,

1) Negation von müssen = nicht brauchen + zu + Infinitiv

Mein Vater ist wieder gesund, ich brauche nicht nach Hause zu fahren. (Es ist unnötig.)

2) sollen

Das musst du nicht tun!(umg)
Du musst nicht immer um diese Zeit stören. (umg)

Es geht hier um ein Gebot, um ein Verbot.


Du musst nicht weinen! (=Du darfst nicht weinen!) ist typisch norddeutsch.

Zitat

Und man kann auch sagen:

Er muss nicht unbedingt kommen. + Er braucht nicht unbedingt (zu) kommen.

Interessant, kann jemand (genauer) sagen, wann -nicht müssen- und -nicht brauchen- NICHT gleich zu verstehen sind?

jero

Ich spüre hier einen Unterschied:

Er muss es nicht wissen (gewusst haben).
Er braucht es nicht zu wissen.




Mit freundlichen Grüßen
Milorad



5-mal bearbeitet. Zuletzt am 13.03.14 07:53.

Guten Morgen Charlotte,


ich würde das Verb brauchen mit Negation auch mit zu verwenden.

Er braucht nicht zu kommen. (= Es ist nicht nötig, dass er kommt.)


Er braucht nicht kommen ist nicht als hochsprachlich anerkannt. Es geht hier eigentlich um den Übergang in die Reihe der modalen Verben.

Deine Beispielsätze Er muss nicht kommen und Er braucht nicht zu kommen sind meiner Meinung nach völlig synonym. Ich spüre hier keinen Unterschied. nicht müssen und nicht brauchen bezeichnen Möglichkeit aufgrund fehlenden Zwanges (fehlender Notwendigkeit). Erlaubnis wird durch nicht müssen ausgedrückt. Gleichwertig ist negiertes brauchen:

Du musst nicht kommen.
Du brauchst nicht zu kommen.



Mit freundlichen Grüßen
Milorad



5-mal bearbeitet. Zuletzt am 07.08.12 16:41.

Zitat
Jero schrieb:
kann jemand (genauer) sagen, wann -nicht müssen- und -nicht brauchen- NICHT gleich zu verstehen sind?

Stellen wir uns eine Situation vor, wo ein Schüler seine Freude darüber kundtut, dass am nächsten Tag wegen Lehrerstreiks kein Unterricht stattfindet. Da würde es ja aller Wahrscheinlichkeit nach heißen:

...Juhu, morgen müssen wir nicht zur Schule gehen - die Lehrer streiken!

Die Konkurrenzform nicht brauchen wäre hier meiner Meinung nach fehl am Platz, denn es geht darum auszudrücken, dass eine Pflicht nicht besteht. Liegt aber keine Pflicht vor, sondern eine Notwendigkeit, so scheinen beide Formen möglich zu sein:

...Du musst / brauchst nicht mit(zu)kommen, wenn du nicht willst.

Hallo!

Zitat
Charlotte
Meistens wird darüber diskutiert, ob "brauchen nicht" unbedingt mit "zu" stehen muss, oder kann auch ohne. Aber das war nicht mein Problem. Ich würde da immer "zu" gebrauchen.

Ich gebrauche -brauchen- auch mit "zu", aber die Tendenz geht ganz klar dahin, -brauchen- ohne "zu" zu gebrauchen. Ob das schon als Variante anerkannt ist, weiß ich im Moment nicht. Mir fehlt da jetzt auch ein passendes Nachschlagewerk.

Zitat
Charlotte
Du musst nicht an.... teilnehmen. = du darfst wegbleiben. Das drückt also eine Möglichkeit aus, einer Pflicht nicht nachgehen müssen.
Du brauchst an ..... nicht teilzunehmen. = es ist aus irgendwelchem Grund überflüssig.
Ist es nicht so?

Ich kann nur für mich sprechen, aber ich fühle keinen Unterschied zwischen den Sätzen:

(1) Du musst an der Veranstaltung nicht teilnehmen.

(2) Du brauchst an der Veranstaltung nicht teilzunehmen.

Nein, wirklich, ich sage das immer und immer wieder vor mich hin und spüre keinen Unterschied.

jero
www.cafe-deutsch.de



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 10.08.12 15:19.

Zitat
Kostas
Stellen wir uns eine Situation vor, wo ein Schüler seine Freude darüber kundtut, dass am nächsten Tag wegen Lehrerstreiks kein Unterricht stattfindet. Da würde es ja aller Wahrscheinlichkeit nach heißen:

...Juhu, morgen müssen wir nicht zur Schule gehen - die Lehrer streiken!

Die Konkurrenzform nicht brauchen wäre hier meiner Meinung nach fehl am Platz, denn es geht darum auszudrücken, dass eine Pflicht nicht besteht.

Hm, nein, finde ich nicht. Ich könnte mir in der gleichen Situation den Satz vorstellen:

Juchu, morgen brauchen wir nicht zur Schule zu gehen / kommen - die Lehrer streiken!

Das Einzige, was mir gerade auffällt, ist, dass in dem Brauchen-Satz das Verb -kommen- nach meinem Sprachgefühl irgendwie besser passt. Empfindet ihr das auch so?

jero
www.cafe-deutsch.de