Hallo,
die Frage ist, welche Position von nicht in diesen Sätzen richtig ist:

Heute will ich Tante Anne nicht schreiben oder Heute will nicht Tante Anne schreiben.

Ich denke beide sind richtig und es hängt nur davon ab, was wir betonen möchten aber ich bin mir nicht sicher.

Vielen Dank

Glaube es fehlt ein 'ich' im zweiten Satz:

Heute will ich Tante Anne nicht schreiben oder

Heute will nicht Tante Anne schreiben.

1. Heute will ich Tante Anne nicht schreiben.
2. Heute will ich nicht Tante Anne schreiben.

Bedeutungsmäßig sind danm meines Erachtens beide identisch.
Betonungsmäßig klingt mir 2. ein bißchen kleinkind-trotzig.

Es ist immer die Frage, was genau negiert wird oder in welche Richtung dieses Negieren wirkt, wenn man 'nicht' als Umkehrvektor betrachtet. Es ist nicht so, dass 'nicht' nur von links nach rechts wirkt. Siehe da:

Ich treffe ihn morgen.
Ich treffe ihn morgen nicht. (Hier ist nichts rechts von 'nicht' das negiert werden könnte.)

Ob 1. die Bedeutung trägt, 'Ich will wohl anderen schreiben, bloß nicht Tante Anne.' oder 'Heute habe ich generell keine Lust zum Schreiben.' ist von einem einzigen Satz, ohne Kontext, unklar.

In 2. sollte man 'ich will nicht' verstehen (Umkehrvektor nach links), oder 'ich will (etwas Negatives)', nämlich 'Ich will (nicht Tante Anne schreiben), (Umkehrvektor nach rechts). Oder wirkt 'nicht' auf beide Bestandteile des Satzes gleichzeitig?

Hallo,

meiner Meinung nach ist der erste Satz richtig, der zweite aber nicht.
"Heute will ich Tante Anne nicht schreiben." In diesem Satz wird das Prädikat negiert.
Soviel ich weiß, ist es so: Wenn das Prädikat aus einem Teil besteht, steht "nicht" am Ende des Satzes.
Ich arbeite heute nicht. Das ist auch dann der Fall, wenn es im Satz mehrere Ergänzungen gibt:
Ich arbeite heute zu Hause nicht.
Wenn aber das Prädikat mehrteilig ist, z.B. steht mit einem mod. Hilfsverb, oder steht im Perfekt, P.q.Perf., Konj. P.P., oder hat einen nichtverbalen Teil, steht "nicht" auf dem vorletzten Platz. Die Stellung des Prädikats hat nämlich im Deutschen Priorität.
Beispiele: Ich kann heute nicht arbeiten.
Ich habe heute nicht gearbeitet.
Er ist nicht müde, nachdem er heute nicht gearbeitet hatte.
Er hätte dir geholfen, wenn er nicht hätte arbeiten müssen.
Ich fahre nicht hin.
Wenn aber das Prädikat eine lokale Ergänzung hat, steht "nicht" davor:
Mein Kollege fährt heute nicht nach Wien.

Der zweite Satz ist aber meiner Meinung nach nicht richtig: "Heute will nicht Tante Anne schreiben." + "ich" = "Heute will ich nicht Tante Anne schreiben."
In diesem Satz wird nämlich nicht das Prädikat negiert, sondern ein anderer betonter Satzteil. In diesem Fall ist der Satz nur dann richtig, wenn ihm eine mit "sondern" eingeleitete Korrektur folgt: "Heute will ich nicht Tante Anne schreiben, sondern Tante Emma."

Mit freundlichen Grüßen
Charlotte

Vereinfacht gesagt, steht "nicht" meist vor dem Satzteil, der negiert wird.

"Heute will ich Tante Anne nicht schreiben." Dieser Satz kann je nach Kontext korrekt sein. "Heute will ich Tante Anne nicht schreiben, sondern sie anrufen."

"Ich arbeite heute zu Hause nicht." Dieser Satz klingt falsch für mich. Wir würden die Informationen getrennt ausdrücken. "Ich bin heute zu Hause und arbeite nicht." Oder ein anderer Kontext: "Ich arbeite heute nicht zu Hause, sondern im Büro."

"Er ist nicht müde, nachdem er heute nicht gearbeitet hatte." Warum Plusquamperfekt?

"Wenn aber das Prädikat eine lokale Ergänzung hat, steht "nicht" davor:
Mein Kollege fährt heute nicht nach Wien." Nein, es kommt einfach darauf an, was negiert wird. "Mein Kollege fährt nicht heute nach Wien." ist je nach Kontext ebenfalls möglich.

"Er ist nicht müde, nachdem er heute nicht gearbeitet hatte." Warum Plusquamperfekt?
Sie haben recht, ich hätte Perfekt schreiben müssen.

DaF 2000: " Nein, es kommt einfach darauf an, was negiert wird. "
Ja, stimmt, aber man muss unterscheiden, ob man das Prädikat, oder einen anderen Satzteil, z.B. eine Ergänzung negiert.
In meinem Satz bezieht sich die Negation auf das Prädikat, und nicht auf die temporale Ergänzung. In meinem Beitrag habe ich eindeutig geschrieben, dass es hier um die Negation des Prädikats geht. "Mein Kollege fährt heute nicht nach Wien." Wie würden Sie das Prädikat sonst in diesem Satz negieren?

Mit freundlichen Grüßen
Charlotte

Sie hatten die folgende Regel geschrieben:

"Wenn aber das Prädikat eine lokale Ergänzung hat, steht "nicht" davor:"

Darauf habe ich reagiert. Die Regel stimmt nämlich so nicht, wofür ich ein Beispiel geliefert habe.

Also sind wir uns im Unklaren, was genau in einem beliebigen Satz negiert wird. Wird von links nach rechts negiert, oder von rechts nach links, oder beides gleichzeitig, oder beides, je nach dem? Darum sage ich, 'nicht' ist ein Vektor, es hat eine Eigenschaft, und, nehme ich an, eine Wirkungsrichtung.

Um das Beispiel von DaF2000 aufzugreifen:

Arbeiten Sie zu Hause?
Ich arbeite zu Hause grundsätzlich nicht. (Da faul)

"Ich arbeite heute zu Hause nicht." (Schwerbelastete Hausfrau/mann will sich Ruhe gönnen.)

Mit Betonung auf 'nicht' wüßte ich nicht was dran falsch sei.

Pedroski schrieb:
-------------------------------------------------------
> Um das Beispiel von DaF2000 aufzugreifen:
>
> Arbeiten Sie zu Hause?
> Ich arbeite zu Hause grundsätzlich nicht. (Da
> faul)
>
> "Ich arbeite heute zu Hause nicht."
> (Schwerbelastete Hausfrau/mann will sich Ruhe
> gönnen.)
>
> Mit Betonung auf 'nicht' wüßte ich nicht was dran
> falsch sei.

Es gibt die Theorie und die Praxis. In der Praxis werden im negierten Satz meist alle Informationen weggelassen, die für den negierten Sinn unerheblich sind, außer bei der Verwendung von "sondern". Dadurch werden Missverständnisse vermieden.

Nicht umsonst findet Google für den Satz "Ich arbeite heute zu Hause nicht." keinen einzigen Treffer, schwer belastete Hausfrauen und -männer bzw. Mitarbeiter im Home Office dürfte es aber in Deutschland einige geben.

Was ich sagen will ist nämlich, verschiebt man 'nicht', ändert man die Bedeutung des Satzes, manchmal erheblich.

Was nicht gegoogelt werden kann darf nicht sein??

Hallo,

DaF2000:"Ich arbeite heute zu Hause nicht." Dieser Satz klingt falsch für mich."

Deutsche Grammatik 2.0: "Ich helfe meiner Schwester am Wochenende nicht." Dieser Satz muss doch richtig sein!

Was ist der Unterschied zw. den beiden Sätzen?

Subjekt: ich.....ich
Prädikat: arbeite ..... helfe
Erganzungen: heute (Zeitergänzung) ..... meiner Schwester (Dativergänzung)
2. " : zu Hause (Lokalergänzung) ..... am Wochenende (Zeitergänzung)
Und am Ende steht bei beiden Sätzen "nicht".

Was ist der Grund, dass der Satz "Ich arbeite heute zu Hause nicht." nicht richtig, der Satz ""Ich helfe meiner Schwester am Wochenende nicht." aber richtig sei.

Mit freundlichen Grüßen
Charlotte

Zitat
Pedroski
Was nicht gegoogelt werden kann darf nicht sein??

Vereinfacht gesagt: Was über Google nicht gefunden werden kann, ist i.d.R entweder falsch oder unnatürlich.