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Zeichen gesetzt! Protestaktion der Berliner Honorarlehrkräfte am 21.11.15
geschrieben von: Roger1 ()
Datum: 02. November 2015 23:50

Liebe Teilnehmer*innen der Protestaktion am 21. November,

wir Berliner Aktive der Bundeskonferenz der Sprachlehrbeauftragten (BKSL) bedanken uns ganz herzlich für Euer Kommen zur gemeinsamen Protestaktion der Berliner Initiativen prekär Beschäftigter im Bereich der Sprach- und Musikausbildung.
Ich denke, wir haben ein weithin hör- und sichtbares Zeichen gesetzt: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!
Eure kreative Gestaltung unserer Protestaktion war einfach super: gute Slogans auf den vielen Transparenten, Sprechgesang, Flyer für die Aussteller*innen und Besucher*innen der Exolingua, Samba-Trommeln ...
Und letztlich (zumindest) so viele Demonstrant*innen, dass die Berliner Friedrichstraße von der Polizei abgesperrt werden konnte/musste!

Und noch etwas möchte ich allen Leser*innen meines Beitrags sagen. Wir haben zu unserer Protestaktion der "freien" Lehrer*innen auch (gewerkschaftliche) Initiativen anderer prekär Beschäftigter eingeladen, und sie haben ihre Gruppen in kurzen Redebeiträgen vorgestellt.

Wir von der BKSL freuen uns auf weitere gemeinsame Aktionen im nächsten Jahr!

Viele Grüße
Roger


Beitrag zur Bekanntmachung der Aktion

Liebe Kolleg*innen,
ein breites Aktionsbündnis von Interessenvertretungen prekär Beschäftigter im Bildungsbereich
ruft Euch zu einer Protestaktion vor der Expolingua in Berlin auf.

Wann?
Samstag, 21.11.2015, 12 bis 14 Uhr
Wo?
Vor dem Russisches Haus der Wissenschaft und Kultur
Berlin, Friedrichstraße 176-179
(Nähe U-Bahnhof Stadtmitte, U2 und U6)
Wer?
AG Lehrbeauftragte, Berlin LW GAS (Freelance Language Workers),
Berliner VHS-Dozent*innen-Vertretung, Bundeskonferenz der Sprachlehrbeauftragten (BKSL),
DaZ-Netzwerk, Dozent*innen der Freien Träger, Freie am Goethe-Institut u.a.
Warum?
Der Verdienstunterschied zwischen Festangestellten und uns Honorarlehrkräften mit gleicher Arbeitsaufgabe beträgt meist mehr als 50 Prozent.
Bei gleicher Unterrichtstundenanzahl wie Festangestellte haben wir einen Nettoverdienst,
der kaum für Miete und Ernährung ausreicht.
Und dann erwartet uns eine Rente, von der wir nicht leben können.

Lasst uns deshalb gemeinsam demonstrieren und folgende Forderungen erheben:
Festanstellung
oder bei Freiberuflichkeit:
- Vergütung pro Unterrichtseinheit wie angestellte Lehrkräfte
- Erhöhungen wie im öffentlichen Dienst
- Beteiligung der Auftraggeber an den Sozialversicherungsbeiträgen
- Absicherung bei Krankheit: 100 % Ausfallzahlung
- Beiträge zur Krankenkasse proportional zum Einkommen
- angemessene Absicherung im Alter

- Personalvertretungsrechte

Während unserer Protestaktion werden wir auch bei den Besuchern der Expolingua,
die ja oft auch Lehrkräfte sind, um Unterstützung unserer Forderungen werben.

Viele Grüße
Roger

sprachlehrbeauftragte@yahoo.de
[sprachlehrbeauftragte.wordpress.com]



8-mal bearbeitet. Zuletzt am 25.01.16 10:58.

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Re: Protestaktion der Berliner Honorarlehrkräfte am 21.11.15
geschrieben von: Georg321 ()
Datum: 03. November 2015 22:47

Hallo Roger,

dazu hätte ich mal ein paar Fragen:
1. wenn man Freiberufler ist, z.B. einen eigenen Eiswagen hat oder Gitarrenunterricht gibt und davon nicht leben kann, wieso sollte dann der Staat den Kunden vorschreiben, dass sie mehr zahlen müssen? Wir leben in einer freien Marktwirtschaft, da kann der Staat nicht einfach Preise festlegen.

2. Was versteht ihr eigentlich unter "freiberuflich"? Haben die VHS-DozentInnen einen eigenen Marktauftritt? Können sie sich Arbeitsort und -zeit selber aussuchen? Kommen sie mit eigenem Arbeitsmaterial zur VHS (Kopien, Bücher usw)?

3. Könnte es sein, dass es auch Leute gibt, die nur bei einer VHS arbeiten und deshalb mindestens "arbeitnehmerähnlich" sind? Die haben sowieso schon Anspruch auf Urlaubsentgelt, das muss gar nicht extra gefordert werden, ist schon geltendes Recht.

4. Und was ist mit den Scheinselbstständigen, z.B. den Lehrkräften in Integrationskursen? Die haben heute schon Anspruch auf die Hälfte der Sozialleistungen. Das wird leider nur von den VHSn ignoriert. Die haben auf alles ein Anrecht, was ihr fordert. Aber sie werden nicht erwähnt, denn bei euch geht es nur um die paar echten Freiberuflichen, die es vielleicht gibt.

5. Ihr fordert eine "angemessene" Bezahlung. Dazu sagt die Bundesregierung, dass die schon vorliegt. Jeder bekommt das, was der Träger bezahlen kann, der eine 15 €, die andere 25 €. "Angemessen" ist ja das Gegenteil von einem Tarifvertrag, der für alle gilt. Falls ihr das anders seht, wovon ich ausgehe, dann würde ich gerne wissen, welches Honorar für euch angemessen ist. Netto 1200 €? Oder 1500 € oder 2000 € für 25 UE? Ver.di fordert für die LK in Integrationskursen 60 €, welche Zahl schwebt euch vor?

6. Im Grunde wollt ihr doch genau dieselben Rechte und Pflichten wie abhängig Beschäftigte. Trotzdem bezeichnet ihr euch als Freiberufler. Da kann sich jeder Träger und auch Vater Staat zurücklehnen und sagen: Seht her, die Lehrkräfte sagen ja selber, dass sie freiberuflich sind und deshalb keinerlei Ansprüche haben. Die Bundesregierung hat immer wieder ausführlich dargelegt, dass man Träger nicht dazu verpflichten kann, ihren "freiberuflichen" DozentInnen ein festgelegtes Honorar zu zahlen, weil das gegen die Vertragsfreiheit verstoße. Trotzdem fordern die Leute immer munter das, was es nur für abhängig Beschäftigte gibt, wollen aber gleichzeitig unbedingt Freiberufler sein. Welcher echte Freiberufler (z.B. Zahnarzt) fordert denn von seinem Kunden (Patient) ne Absicherung bei Krankheit oder eine "angemessene" (!) Absicherung im Alter? Dafür sorgt er selbst vor, dafür ist er ja gerade Freiberufler!

LG Georg

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Re: Protestaktion der Berliner Honorarlehrkräfte am 21.11.15
geschrieben von: marinasala ()
Datum: 04. November 2015 19:29

...wie wir alle wissen, ist der `freiberufliche` Status bei den VHS-Instituten kein auserwählter, sondern aufgezwungen und ein scheinselbstständiger. Vor etwa 20 Jahren gab es auch noch Zuzahlungen zu KV und Rentenversicherung, das ist dann abgeschafft worden.
In Südtirol z.B. werden die VHS-Dozenten angestellt. Italien, was wirtschaftlich wirklich `glänzend` dasteht - leistet sich das- Deutschland nicht...
Theoretisch müsste man auf Festanstellung klagen....

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Re: Protestaktion der Berliner Honorarlehrkräfte am 21.11.15
geschrieben von: elise ()
Datum: 04. November 2015 20:18

Findet die Protestaktion nicht am 14.11. statt, siehe Event hier (oder sind das zwei verschieden Veranstaltungen?):
[www.facebook.com]

Außerdem gibts läuft zu dem Thema gerade eine Petition:
[www.openpetition.de]

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Re: Protestaktion der Berliner Honorarlehrkräfte am 21.11.15
geschrieben von: DaF2000 ()
Datum: 05. November 2015 09:58

Georg hat mit seinen kritischen Nachfragen vollkommen recht. Mit solchen Forderungen für Freiberufler wird man nichts erreichen. Eine klare Trennung wäre konstruktiver und erfolgversprechender.

Für Angestellte oder Scheinselbständige mit den üblichen katastrophalen Konditionen lässt sich vielleicht etwas rausholen. Daran sollte man auch arbeiten.

Die wenigsten DaF-Lehrer wollen wirklich selbständig arbeiten. Ich bin eine Ausnahme. Aber ich brauche auch keine der Forderungen. Dafür bin allein ich zuständig.

Viel Erfolg!

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Re: Protestaktion der Berliner Honorarlehrkräfte am 21.11.15
geschrieben von: Roger1 ()
Datum: 05. November 2015 13:26

Lieber Georg,

vielen Dank, dass du auch zu diesem Beitrag einen Kommentar verfasst hast.

Zunächst möchte ich unbedingt sagen, dass wir Berliner Aktive der Bundeskonferenz der Sprachlehrbeauftragten es sehr gut, sehr zielführend finden, dass in Berlin verschiedene Initiativen prekär Beschäftigter im Bereich der Bildung seit diesem Jahr verstärkt zusammenarbeiten und wir am 5. Oktober die erste gemeinsame Protestaktion Berliner Honorarlehrkräfte durchgeführt haben. Und nun wird innerhalb weniger Wochen die zweite gemeinsame Aktion stattfinden. Viele Aktive bereiten sie vor, investieren viel Zeit.
Die Organisator*innen der beiden Aktionen haben im Konsens die von mir im Forumsbeitrag genannten Forderungen (von mir leicht gekürzt) aufgestellt.

Ich arbeite als Sprachlehrbeauftragter an Berliner Hochschulen und will jetzt kurz darstellen, was unsere Forderungen an den Hochschulen sind:
Wir Lehrbeauftragte übernehmen Daueraufgaben (Sprachkurse sind in fast allen Studiengängen verankert, ein fester Bestandteil der curricularen Lehre). Deshalb fordern wir Dauerstellen: die Schaffung von Stellen von Lehrkräften für besondere Aufgaben (LfbA). Wir übernehmen die gleichen Arbeitsaufgaben wie Kolleg*innen, die eine solche Stelle haben.
Das Instrument „Lehrauftrag“ in seiner jetzigen Ausgestaltung lehnen wir ab: unakzeptable Vergütung, Erschwernisse für die Gestaltung hochwertiger Lehre, Zementierung von Ungleichheiten zwischen festangestellten und „freien“ Mitarbeitern, eingeschränkte Mitbestimmungsrechte an den Hochschulen u.a.m.
Bei gleicher Arbeitsaufgabe und gleicher Anzahl von Lehrveranstaltungsstunden verdienen wir meist weniger als 50 Prozent (brutto) dessen, was unsere festangestellten Kolleg*innen erhalten. Deshalb fordern wir einen Honorarsatz, der dem Bruttoverdienst der LfbA entspricht, und die finanzielle Berücksichtigung der Leistungen, die die Hochschulen als Arbeitgeber ihren festangestellten Mitarbeitern gewähren, in den Honorarsätzen.

Lieber Georg,
wir haben unsere Auffassungen hier im Forum schon mehrfach ausgetauscht.
Mein Vorschlag: Wollen wir uns nicht mal treffen (im Gespräch lässt sich oft vieles leichter klären), vielleicht gleich im Anschluss an die Protestaktion am 21. November?

Viele Grüße
Roger

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Re: Protestaktion der Berliner Honorarlehrkräfte am 21.11.15
geschrieben von: DaF2000 ()
Datum: 06. November 2015 10:12

Die Forderungen von Roger sind alle unterstützenswert, allerdings werden sie keine Chancen auf Umsetzung haben, wenn nicht klar zwischen richtiger und erzwungener Selbständigkeit unterschieden wird.

Die Forderung nach Festanstellung finde ich richtig, da wird sich vielleicht auch was tun.

Die Forderungen bei Freiberuflichkeit halte ich für aussichtslos. Ich bin
selbständig im Bereich DaF und fände es schön, wenn mir meine Auftraggeber auch noch Sozial- und Rentenbeiträge zahlen würden. Aber ich brauche es nicht, denn als Selbständiger berücksichtige ich das bei der Berechnung meines Stundensatzes, der entsprechend hoch ist.

Ein größeres Problem ist doch die erzwungene Selbständigkeit.

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