Hallo,

ich möchte DaF-Lehrerin werden, weiß aber noch nicht genau, welche Qualifikationen ich dafür brauche. Ich habe einen Magister in Allgemeiner Sprachwissenschaft und möchte jetzt noch den Master DaF in Mainz oder Berlin machen. Könnte ich auch ohne den Master einsteigen oder ist der unverzichtbar?

liebe Grüße
Nadine

Hallo,

m.E. solltest du dir eher überlegen, ob du wirklich DaF-Lehrerin werden möchtest. Dann sollte es echt eine Berufung, nein, eine Leidenschaft sein. Der Beruf ist nämlich nur dann ökonomisch tragfähig und sinnvoll, wenn...

...man im Lotto gewonnen hat.

oder

...man einen gut vedienenden Partner hat.

oder

...man etwas Karitatives machen möchte und von Luft und Liebe leben kann.

Grund: Katastropale Arbeitsbedingungen landauf, landab, Honorar- und Sozialdumping auch bei vermeintlich renommierten Institutionen, selbstherrliches Gehabe von Vorgesetzten, immens hohe Abgabenlast auf meist niedrigste Einnahmen. Insgesamt ein Job, der mich letzten Endes mehr Nerven kostet, als er mir Freude gamacht hat, obwohl die Arbeit an sich sehr interessant sein kann. Nur irgendwann wiegt es das nicht mehr auf, wenn die Rahmenbedingungen so zum Kotzen sind.

Meistens ist der Sozialhilfeempfänger ökonomisch besser gestellt als der sich bucklig schuftende DaF-Lehrer. Lies dir mal die Beiträge im Foum durch, dann wirst du schlauer.

Fazit: Eine solche Berufswahl will gut, nein sehr gut überlegt sein. Ich kenne viele DaF-ler, die nur noch raus wollen aus dieser "Branche", in der es oftmals so seriös zugeht wie bei Zeitungsabodrückerkolonnen.

Aber, wie gesagt, lies dich durch das Forum oder kontaktiere mich persönlich:

poliziano2004@yahoo.it

Angelo



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.05.08 14:17.

Oh Mann! Ich habe schon gelesen, dass es verdienstmäßig nicht so gut aussieht. Ich bin gerade in Spanien und arbeite als Deutschlehrerin in einer privaten Sprachschule. Die Arbeit macht mir sehr Spaß! Im Juli komme ich wieder nach Deutschland und möchte dann ab Oktober mit dem Master anfangen.

Gibt es denn keine Institution, in der man gut verdient? Wie sieht es denn mit den Sprachzentren an der Uni aus?

Hat denn niemand aufmunternde, motivierende Nachrichten für mich???

liebe Grüße
Nadine

Hallo Nadine,

gerne nochmal Klartext:

Alles unter 20,- EUR/UE stellt dich ökonomisch objektiv schlechter als einen Hartz-4-Empfänger. Ich habe dazu einen Beitrag mit exemplarischer Berechnung gepostet. Titel: "Wie hoch muss ein Honorar pro UE mindestens sein."

Alle Honorare drunter führen dich geradewegs in die Armutsfalle. Ohne Wenn und Aber. Es sei denn, du hast keine Krankenversicherung oder hinterziehst Abgaben, was ein hohes Risiko darstellt.

Am besten zahlen manche Unis und das Goethe-Institut mit 26,- bis 30,- EUR/UE.

An die Jobs ist aber schwer ranzukommen und auch die sind höchst unsicher und bieten meistens keinerlei Perspektive.

Ich kann momentan einfach nur dringendst davon abraten, in Deutschland als DaF-Lehrer zu arbeiten. Es ist eigentlich ein Sch....job, zumindest, was die Arbeitsbedingungen anbelangt. Bitte lies dir die Beiträge in duiesem Forum aufmerksam durch.

Wenn du wirklich als DaF-Dozentin arbeiten willst, dann bleib im Ausland!

Die Unis vermarkten ihre DaF-Master-Programme, ohne die Studis darüber aufzuklären, welche grottenschlechten Arbeitsbedingungen und was für ein kaputter Arbeitsmarkt diese nach dem Abschluss erwartet. Auch so eines von vielen Ärgernissen.

Es tut mir Leid, dass ich dir nix Besseres sagen kann. Du kannst mich gerne anschreiben, wenn du mehr wissen willst.

Gruß!

Angelo

Aber ist es denn bei der momentanen Wirtschaftslage nicht besser sich noch weiter zu qualifizieren als sich jetzt auf die Suche nach einem Job zu machen?

Zitat
*Nadine
Ich bin
> gerade in Spanien und arbeite als Deutschlehrerin
> in einer privaten Sprachschule. Die Arbeit macht
> mir sehr Spaß!

Hallo Nadine! Ich stecke noch mitten im DaF-Studium (werde nächstes Semester mit dem Bachelor fertig) und habe auch vor danach den Master anzuschließen. Zwischendrin würde ich gern ein Praktikum machen oder arbeiten. Würdest du die Sprachschule in Spanien, mit der du so gute Erfahrung gemacht hast, nennen und weiterempfehlen?
Würde mich wahnsinnig freuen!
Danke.
Liebe Grüße,
chriri

Ich würde alles, was Angelo hier geschrieben hat, sofort unterschreiben. Besser kann ich es auch nicht beschreiben. Ich liebe meinen Beruf,habe aber echt keine Lust mehr, die Hälfte des Monats (wenn nicht mehr) für Versicherungen zu arbeiten. Such dir etwas anderes aus oder bleib im Ausland. Falls du aber wirklich im Ausland bleiben und Deutsch unterrichten willst, dann ist ein Master-DaF sehr empfehlenswert, ich habe dabei unheimlich viel gelernt.

Hi,

ich studiere DaF im Bachelor und bin fast fertig. Habe vorher eine Ausbildung zur Sozialversicherungsfachangestellten gamcht und es hat mir nicht gefallen. Man arbeitet den ganzen Tag in Büro, muss sich mit schlechtgelaunten Kunden rumplagen etc. Dann hab ich mir gedacht: Hej, DaF klingt doch ganz nett. Aber: Durch diverse Praktikas in Deutschland kann ich sagen, dass es sich echt nicht lohnt hier DaF-Lehrer zu werden. Machmal finden Kurse nicht statt, ergo kein Geld; es kommen nicht genug Teilnehmer, ergo kein Geld; Ferien in den Sprachschulen (das gibt es wirklich), ergo kein Geld etc. Ich wollte eigentlich nach dem Bachelor aufhören und arbeiten gehen. Pustekuchen! Mache weiter und wahrscheinlich in einer anderen Richtung.

Es mach riesig viel Spaß, aber reich wird man in diesem brotlosen Job nicht!

...wie recht du hast... aus dem selben Grund werde ich wohl ebenfalls bald hinschemissen. Und das nach 10 Jahren "im Geschäft" und mehr als 15000 Unterrichtsstunden. Es lohnt sich einfach nicht, man kann davon nicht existieren. Sei froh, dass du es noch rechtzeitig gemerkt hast!

Tja, hinschmeißen und was tun? Würde ich auch gerne, obwohl ich meinen Beruf so gern habe und so viel Zeit ins Studium investiert habe, weiß aber echt nicht, was man sonst machen könnte...

Bin nach entbehrungsreicher Ausbildung und Arbeitssuche endlich am Ziel meiner DaF-Lehrer-Träume angekommen und arbeite seit einem Jahr für den möglicherweise renommiertesten "Verein" in dieser Branche im fern(st)en Ausland.

Ich bin ganz traurig, was ich hier über unsere Berufsbedingungen lesen muss. Aber Ihr habt leider mit jedem Wort Recht. Und das sieht im Ausland nicht unbedingt anders aus.

10¤/UE brutto=netto. Keine Krankenversicherung, kein gar nichts. Die Lebenshaltungskosten sind hier für Ausländer besonders hoch (und bewusst ausverschämt), eine Wohnung unter 500 US$ ist für uns nicht zu haben, Lebensmittel sind sehr teuer. Ich bin eigentlich ziemlich anspruchslos, aber es reicht gerade zum Leben. Diesen Monat werde ich mir eine neue Hose leisten (müssen). Zu mehr wird es nicht reichen. Durch den Euro-Verfall der letzten Monate bleibt nun gar nichts mehr übrig.

Feiertage, freie Tage am Wochenende oder beim Kurswechsel zB, Pech gehabt = kein Einkommen. Arbeitsvertrag nur pro Kurs und die dafür berechneten UEs. Vorbereitungs- und Nachbereitungszeit ist Privatvergnügen.
Die Ansprüche, die allerdings gestellt werden, sind die an die eierlegende Wollmichsau; eigentlich sind sie sogar noch leicht sauer, dass ich nicht promoviert habe.

Ich hatte nie vor, reich zu werden. Aber wenn trotz 10stündigem Arbeitstag und Vollbeschäftigung eine einfache Hose zum Zielsparobjekt wird, dann stimmt etwas nicht.

Könnte noch stundenlang weiter jammern, aber es hilft ja auch nicht.

Dennoch gibt es etwas einmaliges: meine KT sind so wissbegierig, dankbar und glücklich. Für sie sind die (hohen) Kursgebühren eine Investition in die eigene Zukunft. Darum ist jede einzelne UM (Unterrichtsminute) ein ganz besonderes Erlebnis, an dem ich mindestens genauso viel Freude habe, wie sie....

Nun bleibt zu hoffen, dass sich auch für unseren Berufsstand die Zeiten einmal ändern werden.

Also im obigen Beitrag ist wohl vom Goethe Institut die Rede, ich finde den Laden voll cool. Erstmal wird abkassiert bei einer "Nachqualifizierung" für die Bamf Kurse und zwar vom Goethe Institut, wobei keiner weiß, woher die die Qualifikation haben, das überhaupt durchzuführen, denn mit der Klientel machen die sich ja nicht die Hände schmutzig. Dann kassiert man nochmal ordentlich Staatsknete, für allen möglichen Hokuspokus, der irgendwas mit "Kultur" zu tun haben soll. Dann spannt man alle öffentlichen Institutionen vor seinen Karren, die ordentlich die Werbetrommel rühren und schwingt sich auf zur einzigen Institution, die Prüfungen im Ausland abnehmen darf bei Nachzug. Zu guter letzt zockt man noch ordentlich bei Dozenten ab und sichert sich gut bezahlte Dauerjobs in den Gegenden der Welt, wo es halt schön ist, man verarscht die Leute also so richtig vollkommen und alle spielen brav mit. Also wenn ich soviel Leute hätte, die sich einfach verarschen lassen wollen, dann würde ich die auch verarschen, ich glaube da kann nicht mal Jesus Christus in personam widerstehen.

Micha schrieb:
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> ...wie recht du hast... aus dem selben Grund werde
> ich wohl ebenfalls bald hinschemissen. Und das
> nach 10 Jahren "im Geschäft" und mehr als 15000
> Unterrichtsstunden. Es lohnt sich einfach nicht,
> man kann davon nicht existieren. Sei froh, dass du
> es noch rechtzeitig gemerkt hast!


Seh ich nicht ganz so schwarz. SPD, Grüne und Linke finden auch, dass das Honorar erhöht werden soll. Eigentlich sehen das alle so, zumal Bildung ein Thema ist, bei dem nicht gespart werden soll, wie sie alle sagen.
Wir müssen nur mehr Druck machen, dann klappt das schon.

Ich finde den Job als DaF Lehrer gar nicht mal so schlecht. Vor allem, wenn man viel Freizeit haben und trotzdem genügend Geld für seine Fixkosten haben will. Denn mit wenigen Stunden kann man die eigenen Grundkosten abdecken und man kann die restliche Zeit in der Sonne liegen :-)

Hallo an alle!
Ich kann garnicht glauben, was ich da lese! Ich sudiere momentan deutsche Philologie in Spanien und bin in einem Jahr fertig. Eigentlich wollte ich danach einen DaF-Master in Berlin machen. Mein WUnsch war es, entweder in Deutschland oder in Spanien in einer Sprachschule zu arbeiten (Erwachsenenkurse,...) oder vielleicht in Spanien an einer deutschen Privatschule.
Ihr habt mich allerdings ganz schön erschreckt und ich werde weiterhin Foren durchforsten, um zu sehen, ob es wirklich alles so schrecklich ist, wie es hier dargestellt wird.
Habt ihr Tips für mich, zB. wo man noch ein einigermaßen "normales" Gehalt verdient, d.h. kein Harz-IV-Niveau, oder was ich alternativ studieren könnte, irgendetwas verwandtes mit besseren Berufschancen.
Freue mich auf jede Antwort.
LG

Hallo,

der Verdienst ist eigentlich in Ordnung. Bei 20 ¤ pro Unterrichtseinheit kannst du auf 1875 ¤ brutto im Monat kommen. Davon zieht der Staat dir 50% an Steuern und Versicherungen ab, dann bist du bei 929 ¤, weil wir ja "Selbständige" sind. Das Problem sind einfach die Abzüge für RV und KV.

Dann hast du aber noch keine Arbeitslosenversicherung.

20 ¤ sind schon sehr hoch gerechnet. Geh mal von 17 ¤ pro UE aus, dann hast du brutto knapp 1600 im Monat und netto ugf. 780 ¤.

Wir brauchen ugf. 30 ¤ mindestens, um KV und RV selbst bezahlen zu können, aber der Staat gibt nur 2,35¤, mit denen Träger und Dozenten auskommen müssen. Folge: nur wenige DozentInnen können in die Rentenversicherung einzahlen, was aber Blödsinn ist, denn für sowas gibt es Hartz IV. Zu dem Thema finden gerade parlamentarische Anfragen statt.

[www.daz-netzwerk.de]

Hierzu habe ich eine Frage: sowohl hier als auch in der Antwort auf die Stellenanzeige aus Osnabrück werden 50% Abzüge vom Honorar als Richtwert(?) genannt. Woher kommt dieser Wert? Ist das ein allgemeiner Wert, den man pauschal ansetzen darf?

Hallo,

Hier ist eine Tabelle, die zeigt, wieviel man an Einkommenssteuer, Kranken- und Rentenversicherung zahlen muss:
[www.daz-netzwerk.de]

Bei 16 ¤ und 25 UE verdient man 1500 brutto im Monat, davon gehen 765 ¤ ab, es bleiben 734 ¤.

Bei 26 ¤ bleiben netto immerhin schon 1131 ¤ übrig. Aber welcher Träger zahlt schon 26 ¤?

Worauf ich hinaus will: man kann den Job nicht ohne ergänzendes Hartz IV machen, entweder weil die Honorare so niedrig sind, oder weil die Sozialabgaben viel zu hoch sind.

Die Rentenkasse fordert von uns Beiträge ein, die das BAMF uns nicht gibt! Ein Teil des Staates weiß anscheinend nicht, was im anderen Teil des Staates vor sich geht.

So wie es aussieht müssten fast 100% aller DaZ-DozentInnen Anspruch auf ergänzendes Hartz IV haben. Statt die RV einfach nicht zu zahlen ist es vielleicht besser, sie vom Job-Center bezahlen zu lassen.

Mein Gott...Ich studiere auch DaF und im Sommer schreibe ich die BA Arbeit.
Mein Problem ist noch schlimmer als das von deutschen DaF Kollegen. Ich bin nämmlich polnischer Staatsangehörigkeit. Am Anfang wollte ich mit DaF nach Warschau jetzt aber habe ich mich entschieden hier zu bleiben. Nun suche ich in voller Panik nach einer Lösung... Was kann man denn als Pole mit Daf weiter machen? Lohnt sich den MA zu machen? Ahhh... Vielleicht kann man den Master als Übersetzer D-P, P-D absolvieren. (In Germersheim gibt es so was in der Richtung?. Kann mir jemand mit ner Info weiterhelfen?
Danke

Hallo an alle,
ich habe mich im Internet mal umgesehen nach Berufschancen im Bereich DaF und bin auf dieses Forum gestoßen. Ich studiere Sprache und Kommunikation auf BA, also das typische "und was willst du später damit anfangen"-Fach... Und genau diese Frage stelle ich mir im Moment auch, da ich nächstes Jahr fertig werde.
Ich habe zwei Semester in Frankreich studiert und dort in Deutsch Nachhilfe gegeben, was mir großen Spaß gemacht hat. Nun bin ich am überlegen, ob ich den DaF-Master anschließe. Aber nach dem, was ich hier lese, tue ich mir damit wohl selber keinen Gefallen.
Ich hatte vor, an den Master ein Lektorat an einer Uni im Ausland anzuschließen, hierfür gibt es zB vom Daad Stipendien. Hat damit jemand Erfahrungen?
@bartheque: an den Master Übersetzung in Germersheim hab ich auch schon gedacht ;)
Danke schonmal