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Re: Der Fall Berlitz
geschrieben von: Credentia ()
Datum: 27. Mai 2013 04:15

Zitat

Bei Bildungsträgern, die Maßnahmen lt. SGB II anbieten, gibt es ja inzwischen einen Mindestlohn i.H.v. 12,60 Euro (West).

Oh wei, das ist ja noch weniger als das, was die DaF-Lehrenden an Sprachklitschen bekommen, wenn man einmal von einem Betrag zwischen 15,00 und 18,00 Euro/UE ausgeht, was ja schon an sich ein Hungerlohn ist, der an Unverschämtheit kaum zu überbieten ist. Da gibt's aber noch gewaltigen Handlungsbedarf...

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Re: Der Fall Berlitz
geschrieben von: Georg321 ()
Datum: 28. Mai 2013 07:54

Zitat

Ich fürchte, dass sich selbst bei einem Mindestlohn für abhängig Beschäftigte nichts für die scheinselständigen Lehrkräfte entscheidend ändern wird. Neoliberale Poltik geht mit dem Klitschenprinzip und dem dahinter stehenden System Hand in Hand, weil es der gegenwärtigen Politik nützt. Auch unter einem SPD-Kanzler Steinbrück wird sich da wohl nicht viel ändern.

Richtig. Das zumindest haben die vielen Mails an die SPD und die Besprechung in Berlin gezeigt: die SPD fordert (im Bereich der Integrationskurse) 26 €, will aber nicht an das Thema der Scheinselbstständigkeit heran. Legal, Illegal, ist der SPD doch egal. Ach ja, mal will die Quote der fest Angestellten erhöhen, toll. Und man will direkt zu Beginn des Kurses ein Statusfeststellungsverfahren machen, damit die Lehrkraft nachher nicht klagen kann und damit die Träger aus der Schusslinie sind. Das ist reinste Klientelpolitik für die Träger.
Die SPD will m.E. nichts für die Integrationskurse tun, weil sie Angst hat, dass die CDU ihr vorwirft, zu viel für Ausländer zu machen. Wahrscheinlich hätten viele SPD-Wähler auch kein Verständnis dafür, wenn der Staat mehr Geld für Ausländer investieren würde. Wenn man an Sarrazin denkt möchte man nicht wissen, wie der typische SPD-Wähler so über Ausländer denkt. Von der CDU brauchen wir gar nicht erst reden.

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Re: Der Fall Berlitz
geschrieben von: Joseph Roth ()
Datum: 29. Mai 2013 13:38

Besonders viel ist von der SPD nicht zu erwarten was die Integrationskurse betrifft und in diesem Zusammenhang die Festanstellung der Lehrkräfte. Das ist traurig genug, allerdings gibt es für so was ja auch Gerichte. Die entsprechenden Gesetze sind ja bereits vorhanden.

Ein Mindestlohn hätte trotzdem auch Einfluss auf die Honorarlehrer. Denn wenn der Mindestlohn höher als das übliche Honorar bei Integrationskursen wäre, dürfte das ja keiner mehr machen, der mindestens das kleine Einmaleins beherrscht.
Vorteilhaft wäre ja auch schon, wenn die Rentenversicherung strenger kontrollieren würde, ob alle einzahlen die es eigentlich müssten. Dazu noch ein Zoll der wegen Scheinselbstständigkeit ermittelt und das ganze korrupte System würde zusammenbrechen.

Wie schon geschrieben: es müssten einfach mal die bestehenden Gesetze angewendet werden.

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Re: Der Fall Berlitz
geschrieben von: Maximilian ()
Datum: 30. Mai 2013 11:47

Angelo schrieb:
-------------------------------------------------------
> Lieber Maximilien, kannst du in ein Restaurant
> gehen und sagen: Ich möchte ein Sirloin-Steak,
> aber ich zahle nur 10,- €, auch wenn ihr dafür €
> 20,- nemhenn wollt/müsst. Der Wirt wird dich
> rauswerfen, Punkt.

Na ja, andererseits kämpfen viele Restaurantbesitzer mit der knallharten Konkurrenz, müssen Niedrigstpreise anbieten und müssen ihren Laden letztendlich dicht machen, weil die niedrigen Preise die Kosten nicht decken!

Sprachschulbesitzer haben schließlich auch sehr viele Abgaben zu zahlen (so wie alle gewerbetreibenden Selbstständigen).

Was bringt es, wenn ich sage, unter 30 Euro/UE arbeite ich nicht? Gar nichts, da ich dann nämlich gar keine Stunden angeboten bekomme!

Also arbeite ich ab einer persönlichen Schmerzgrenze von 20 Euro/UE.

Klar könnte ich mich auch komplett selbst um Schüler kümmern. Aber dann müsste ich auch wahnsinnig viel Zeit in Aquise etc. stecken. Und ich hätte trotzdem nicht die Auslastung. Da unterrichte ich dann lieber ganz bequem bei Sprachschulen, die sich ihrerseits um den ganzen administrativen Part sowie die Kundenwerbung kümmern.

Maximilian

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Re: Der Fall Berlitz
geschrieben von: Credentia ()
Datum: 30. Mai 2013 17:42

Zitat

Sprachschulbesitzer haben schließlich auch sehr viele Abgaben zu zahlen (so wie alle gewerbetreibenden Selbstständigen).

Sieh es doch mal so: Wer ein Unternehmen aufmacht, das auch noch Arbeistkräfte (z.B. Lehrkröfte) beschäftigen muss, benötigt die erforderliche Kapitaldecke dafür schon beim Einstieg in den Markt. Und derjenige benötigt auch ein entsprechend funktionierendes Geschäftsmodell.

Sprach"schulen" sind in der Regel kleine Unternehmen, die jeder ohne einschlägige Fachvorbildung eröffnen kann. Die Damen von Kapitel Zwei, die nur 13,50 Euro/UE zahlen, sind z.B. ehemalige BWL-Absolventen, also kein Schimmer von fachlicher Vorbelastung in DaF. Die sind wohl auch noch ziemlich jung, noch nicht lange auf dem Markt, und - schwuppdiwupp - wird als "Unternehmensidee" eine Sprach"schule" in die Welt gesetzt. Was haben die sonst an laufenden UNkosten? - Gewerbemiete für Räume, vielleicht Personalausgaben für eine Vollzeitbürokrfat, die die Zahlungen abwickelt, Ausstattung der Räume mit Tafeln und sonstigen Medien, und das war's dann auch schon. Alles andere geht zum Dumping-Lohn- die eigentlich Produktiven, die Lehrkräfte, die den Gesamtumsatz der "Schule" mit ihrer Arbeit eigentlich erst erwirtschaften, werden mit einem Almosen abgespeist. Man braucht also keine Millionen, um so einen Laden zu eröffnen.

Wenn nun die Betreiber behaupten, sie könnten angeblich nicht mehr zahlen, dann ist die Frage, warum. Dazu muss man einmal die Strukturen in der einschlägigen Branche analysierenm, die von vorneherein auf ein solches Geschäftsmodell a la Billigheimer setzt und die eigentlich Produktiven, die den Unterhalt für den ganzen Laden erwirtshaften (die Lehrkräfte) immer die Dummen sind. Der ganze "Markt" ist so, und jeder, der daran partizipieren will, kann es sich nicht leisten, es anders zu machen.

[Absatz wegen Verstoßes gegen die Nutzungsbedingungen gelöscht; d. Red.]



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 31.05.13 10:09.

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Re: Der Fall Berlitz
geschrieben von: Credentia ()
Datum: 30. Mai 2013 18:04

Zitat

Also arbeite ich ab einer persönlichen Schmerzgrenze von 20 Euro/UE.

Kann man davon leben, selbst dann, wenn man einen recht einfachen Lebensstil hat?
Ich glaube kaum, dass das funktionieren würde; es sei denn, Du schuftest Dich zu Tode...

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Re: Der Fall Berlitz
geschrieben von: Joseph Roth ()
Datum: 30. Mai 2013 19:51

Und kann man davon auch die Rentenversicherung bezahlen, wozu man ja verpflichtet ist?

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Re: Der Fall Berlitz
geschrieben von: Johannes Berndt ()
Datum: 30. Mai 2013 21:14

Joseph Roth schrieb:
-------------------------------------------------------
> Und kann man davon auch die Rentenversicherung
> bezahlen, wozu man ja verpflichtet ist?

Zahlt doch eh kaum einer.

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Re: Der Fall Berlitz
geschrieben von: Joseph Roth ()
Datum: 30. Mai 2013 21:33

Und warum zahlt die eh keiner?
Ich kenne zumindest drei freiberufliche Lehrer die einzahlen, mich eingeschlossen.

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Re: Der Fall Berlitz
geschrieben von: Credentia ()
Datum: 30. Mai 2013 21:40

Zitat

Und kann man davon auch die Rentenversicherung bezahlen, wozu man ja verpflichtet ist?

Nee, kann man sicher nicht davon zahlen; zumal ungewiss ist, wieviele Stunden man hat/bezahlt bekommt, um solche laufenden Kosten auch abdecken zu können. Es gibt ja auch Zeiten, wo nicht unterrichet wird und wo man dann folglich auch kein Geld bekommt. Keine Planungssicherheit, nix...- das Ganze ist einfach zu sehr risikobehaftet und dürfte eine Milchmädchenrechnung sein, wenn man meint, mit 20 E/UE auskommen zu können.

Zitat

Zahlt doch eh kaum einer.
Die Folge wären Altersarmut und Bedürftigkeit im Alter, obwohl man sein ganzes Leben lang gearbeitet hat. Wie fühlt sich das denn an?
In manchen Fällen wird die Rentenversicherung auch die nicht geleisteten Zahlungen nachfordern, und dann hat man ein dickes Ding am Hals. Und nur deswegen, weil eine Klitsche keine Sozialabgaben bezahlt? Lohnt sich das?

Für die, die es anscheinend noch nicht kapiert haben: Für Klitschen scheinselbständig zu arbeiten, lohnt sich einfach nicht, und es zahlt sich auch nicht aus. Sucht Euch was anderes, womit Ihr besser fahrt!

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Re: Der Fall Berlitz
geschrieben von: Johannes Berndt ()
Datum: 30. Mai 2013 22:43

Joseph Roth schrieb:
-------------------------------------------------------
> Und warum zahlt die eh keiner?
> Ich kenne zumindest drei freiberufliche Lehrer die
> einzahlen, mich eingeschlossen.


Dann sind wir immerhin schon fünf. Ich zahle auch ein und kenne noch jemanden. Vielleicht ist das aber auch eine gemeinsame Bekannte, dann wären wir doch nur vier.

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Re: Der Fall Berlitz
geschrieben von: Johannes Berndt ()
Datum: 30. Mai 2013 22:54

Credentia schrieb:
-------------------------------------------------------
Es gibt ja auch Zeiten, wo nicht
> unterrichet wird und wo man dann folglich auch
> kein Geld bekommt.

Aber wenn an der einen "Klitsche" gerade nicht unterrichtet wird, muss ich ja deshalb nicht untätig auf dem Sofa sitzen und nasebohrend darauf warten, dass es weitergeht. Man kann nicht DaF studieren und erwarten, dass man Bedingungen geboten bekommt, als sei man Beamter. Und wo ich gerade mal dabei bin: Ich verstehe absolut nicht, warum 25 X 45 Minuten an einer "Klitsche" Vollzeit sein sollen. Das mit der Vor- und Nachbereitungszeit können Sie nämlich dem Weihnachtsmann erzählen.
Natürlich stimmt es, dass die Bedingungen an den meisten "Klitschen" katastrophal sind. Die Erwartungshaltung einiger Klitschendienstanwärter ist allerdings auch fragwürdig. Die hätten dann wohl besser mal auf Lehramt studiert.

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Re: Der Fall Berlitz
geschrieben von: Anonymer Teilnehmer ()
Datum: 30. Mai 2013 23:27

Johannes Berndt schrieb:
-------------------------------------------------------

>
> Aber wenn an der einen "Klitsche" gerade nicht
> unterrichtet wird, muss ich ja deshalb nicht
> untätig auf dem Sofa sitzen und nasebohrend darauf
> warten, dass es weitergeht. Man kann nicht DaF
> studieren und erwarten, dass man Bedingungen
> geboten bekommt, als sei man Beamter. Und wo ich
> gerade mal dabei bin: Ich verstehe absolut nicht,
> warum 25 X 45 Minuten an einer "Klitsche" Vollzeit
> sein sollen. Das mit der Vor- und
> Nachbereitungszeit können Sie nämlich dem
> Weihnachtsmann erzählen.
> Natürlich stimmt es, dass die Bedingungen an den
> meisten "Klitschen" katastrophal sind. Die
> Erwartungshaltung einiger Klitschendienstanwärter
> ist allerdings auch fragwürdig. Die hätten dann
> wohl besser mal auf Lehramt studiert.

Dazu möchte ich dann doch einmal etwas äußern: Selbst wenn ich mich absolut bemühe
Vor.-und Nachbereitungen auf ein Minimum zu beschränken, verwende ich dafür 1-2 Stunden pro Tag (Wochenenden eingeschlossen). Mein Vorteil ist einfach, dass ich meine Zeit dabei relativ frei einteilen kann, aber auf die Wünsche und Bedürfnisse meiner Schüler muss ich mich doch einstellen. Das bedeutet Materialsuche.,-erstellung,-vervielfältigung etc. Auch der Emailverkehr, Telefonate etc. gehören dazu, Gespräche nach dem eigentlichen Unterricht und so weiter. Das alles ist meine unbezahlte Freizeit und summiert sich, wenn man genau hinsieht, enorm.
Kurzzeitig sind bei mir auch mal 30 Stunden/Woche auf dem Stundenplan, aber mehr ist einfach nicht machbar, ohne dass ich im Unterricht nur müde und lustlos rumsitze. Das ist nicht meine Vorstellung von meiner Arbeit. Ich versuche meist bei 20 Stunden/Woche zu liegen und nehme halt einfach nur die guten Aufträge an.
Genau deshalb bestehe ich auf ein Mindesthonorar von 30€/45 Minuten (und auch das kann ich mir nur leisten, weil ich einen festangestellten Partner habe), bei Absagen weniger als 48 Stunden vorher wird bei mir voll abgerechnet. Das zahlen und akzeptieren übrigens auch die Vermittler/Sprachschulen, für die ich arbeite.
Allerdings mache ich auch vor allem Firmenschulungen, da ist natürlich mehr Geld im Budget.
Rentenversicherung ist Pflicht, auch wenn fast 20% natürlich auch mir weh tun.

Generell werfe ich noch einmal die These in den Raum, dass wir als Lehrkräfte uns den Markt sebst kaputt machen, indem wir uns zu billig verkaufen. Ich zähle mich dazu, weil auch mein Mindesthonorar noch nicht das Optimum ist. Meine Auftraggeber machen allerdings viel durch extrem gute und angenehme Arbeitsbedingungen wett.

Allerdings rege ich mich über schlechte Honorare auch schon lange nicht mehr wirklich auf, ich nehme solche Aufträge nicht an und fertig. Wer es dennoch macht und sich keine Alternative sucht, hat diese Entscheidung halt für sich getroffen und muss das Beste daraus machen.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 30.05.13 23:31.

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Re: Der Fall Berlitz
geschrieben von: Credentia ()
Datum: 31. Mai 2013 00:18

Zitat

Die hätten dann wohl besser mal auf Lehramt studiert.

Auch wenn man nicht verbeamtet ist, sollte in jedem Fall immer eine volle einschlägige Fachausbildung der Lehrkräfte vorhanden sein. Leute, die unterhalb dieses Ausbildungsniveaus unterrichten, machen den anderen nicht nur die Preise kaputt, sondern betrügen auch die Schüler, die viel Geld für einen Sprachkurs bezahlen, wohl aber nicht immer die Qualität geliefert bekommen, die sie eigentlich erwarten dürfen.

Auch das ist ein Teil des Billigheimer Systems, und auch deswegen ist der Klitschenmarkt, so wie er nun mal ist. Man sollte da einfach nicht mehr arbeiten gehen.

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Re: Der Fall Berlitz
geschrieben von: Johannes Berndt ()
Datum: 31. Mai 2013 07:08

Credentia schrieb:
-------------------------------------------------------

> Leute, die unterhalb dieses Ausbildungsniveaus
> unterrichten, machen den anderen nicht nur die
> Preise kaputt, sondern betrügen auch die Schüler,
> die viel Geld für einen Sprachkurs bezahlen, wohl
> aber nicht immer die Qualität geliefert bekommen,
> die sie eigentlich erwarten dürfen.

Wenn sie viel Geld bezahlen. Bezahlen sie aber einen Dumpingpreis, so um die 200 Euro pro Monat Intensivkurs oder weniger, dann dürfen sie auch nicht allzuviel erwarten. Wenn Sie ein Kilo Hackfleisch für 59 Cent kaufen, schmeckt es vielleicht auch nicht.

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Re: Der Fall Berlitz
geschrieben von: Credentia ()
Datum: 31. Mai 2013 08:19

Zitat

Wenn sie viel Geld bezahlen. Bezahlen sie aber einen Dumpingpreis, so um die 200 Euro pro Monat Intensivkurs oder weniger, dann dürfen sie auch nicht allzuviel erwarten. Wenn Sie ein Kilo Hackfleisch für 59 Cent kaufen, schmeckt es vielleicht auch nicht.

Im Grunde genommen ist das richtig. Andererseits sind die Teilnehmer an Integrationskursen oder solche, die sich jetzt wie aus anderen EU-Ländern für den deutschen Arbeitsmarkt fit machen, nun nicht gerade diejenigen, die aus betuchten Verhältnissen kommen. Für die sind auch 200 Euro pro Monat viel Geld, und die wissen auch nicht, wie dieser "Markt" funktioniert.

Man kann es denen also nicht unbedingt ankreiden, ansetzen muss man woanders - die Strukturen in ihrer jetztigen Form konsequent zerschlagen und neue erforderliche Rahmenbedinmgungen setzen - für den gesamten privaten "Bildungs"markt, denn nicht nur für DaFler und andere Sprachen sind die Klitschenpraktiken ein Problem.

Übrigens würde ich auch für Quereinsteiger in DaF ein institutuionelles Verfahren/Stelle einrichten, damit die, die nicht aus dem traditionellen germanistischen Bereich kommen, sich qualifizieren und ihre Qualifikation durch einen offiziell anerkannten Abschkluss nachweisen können. Für mich ein Teil des notwendigen Maßnahmepakets. Das hätte zwei aus meiner Sicht positive Effekte:

1. Es wertet den Status von Quereinsteigern gegenüber den traditionell vorgebildeten Kollegen, die aus der Germanistik kommen, auf und stellt die ersteren im besten Fall mit den letzteren (evtl,. auch nur annähernd) gleich,

2. Klitschenbetreiber können die beiden Gruppen nicht mehr gegeneinander ausspielen und müssten beiden die (annähernd) gleichen anständigen Vergütungen zahlen.

Die Friedländer Schule in Berlin bietet übrigens ein Schulungsprogramm für Quereinsteiger in den DaF-Unterrichtsmarkt, das mich üerzeugt. Wenn man hier noch eine allgemein anerkannte Instanz hätte, die nach einer solchen Schulung eine entsprechende Prüfung abnehmen und dann ein allgemein anerkanntes Zertifikat ausstellen könnte, wäre schon einmal viel gewonnen. Wir bräuchten dann auch keine BamF-Bürokratie mehr, die über die Ausbildunsgqualität von DaF-Lehrkräften entscheidet, und auch so manche Geschäftemacher, die sogenannte In-House-Trainings anbieten, wären dann überflüssig.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 31.05.13 08:22.

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Re: Der Fall Berlitz / Aktueller Fall
geschrieben von: Robert Wagner ()
Datum: 26. März 2015 11:38

Ich habe aufgrund eines aktuellen Falles die Einträge in diesem Forum gefunden und möchte das nutzen, um einen aktuellen Fall neutral zu schildern, um Beteiligten Unannehmlichkeiten zu ersparen.
In einer grossen norddeutschen Stadt wurde meiner Freundin vom Jobcenter über Bildungsgutschein ein Englischkurs genehmigt; weil man davon ausgeht, dass Berlitz einen guten Namen hat, hat sie sich für ein Angebot dieses Institutes entschieden. Vor einigen Wochen hat dieser "Grundkurs" begonnen. Es gibt im Gebäude drei angemietete Etagen, von denen eine gerade hinzugekommen ist und renoviert wird. Dort sind 5-7 Teilnehmer im einzigen belegten Raum dieser Etage untergebracht, der Raum ist für diese Menge viel zu klein.
Dann hat man bei der Zusammenstellung der Teilnehmer wohl versucht, das Sprachniveau bzw. die Vorkenntnisse zu berücksichtigen, nicht aber das grundsätzliche Bildungsniveau dieser Gruppenmitglieder. Meine Freundin wird von fast allen Teilnehmern gemobt, weil sie sich auf einer anderen geistigen Ebene bewegt, wie die übrigen Schülerinnen. Unterschiedliche Intelligenz- und Niveauebenen sollten ja kein Problem darstellen; aber in diesem Fall ist es leider anders. Mehrere Male ist die Situation eskaliert und eine richtige Abhilfe gab es nicht. Von grossem Nachteil ist es auch, dass der Grossteil der Lehrkräfte Muttersprachler sind und einige kein Wort Deutsch sprechen. Unter diesen Umständen kann eine solche Lehrkraft nicht registrieren, was unter den Schülern teilweise abläuft und kann schon gar nicht ordnend einwirken, wenn es zu eskalieren droht. Seitens der Schulleitung ist offenbar auch kein Interesse vorhanden, hier einzugreifen - man solle sich doch an das Jobcenter wenden.
Ein versprochener Umzug in einen grösseren Raum steht seit zwei Wochen im Raum und bleibt wohl das Geheimnis der Dame bei Berlitz, die dies von sich gegeben hatte.
Was soll ich dazu sagen? Es ist für mich Situationen, die ich nicht kenne, nicht gewöhnt bin und die mich sehr traurig machen; meine Freundin ist voller Motivation und Vorfreude zu diesem Kurs gegangen - jetzt ist es ihr schon ein Graus, jeden Tag dorthin gehen zu müssen!!! Zum Glück ist das Ganze bald beendet.

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Re: Der Fall Berlitz / Aktueller Fall
geschrieben von: Roswitha Haala ()
Datum: 27. März 2015 14:36

So etwas finde ich unmöglich!

"jetzt ist es ihr schon ein Graus, jeden Tag dorthin gehen zu müssen!!!" Hier würde ich mit dem Jobcenter sprechen oder ans Jc schreiben - Situation schildern. Sind die Räume zu klein, dann entsprechend im Arbeitsschutzgesetz googeln und anzeigen.

"Meine Freundin wird von fast allen Teilnehmern gemobbt, (...) Mehrere Male ist die Situation eskaliert und eine richtige Abhilfe gab es nicht. Von großem Nachteil ist es auch, dass der Großteil der Lehrkräfte Muttersprachler sind und einige kein Wort Deutsch sprechen. Unter diesen Umständen kann eine solche Lehrkraft nicht registrieren, was unter den Schülern teilweise abläuft und kann schon gar nicht ordnend einwirken, wenn es zu eskalieren droht."
Dem kann ich nicht zustimmen. In Integrationskursen sind Menschen unterschiedlichster Sprachen, Nationen, evt. konfliktgeladen durch Kriege. Eine gemeinsame Sprache - Deutsch - wird gerade gelernt. Als Lehrende registriere ich sehr wohl Stimmungslagen, da Gefühlsausdrücke international sind. Entsprechend kann ich als Frau und ausgebildete Pädagogin darauf reagieren.

Das Problem sehe ich in der miserablen Bezahlung der Lehrenden. Wodurch viele die Haltung einnehmen:"Ich ziehe meinen Streifen durch (um zu überleben). Nach mir die Sintflut."

Motto: Desinteresse an mir - Desinteresse an dir.
Qualität (auch menschliche) entsprechend der Jobcenter-Bezahlung des Trägers und der Lehrkraft Tendenz Null.

Wenn Ihre Freundin dadurch krank wird, dann Attest ans Jobcenter.

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