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Assistenzlehrer + Lehrerausbildung in Niederlanden
geschrieben von: Peter Pausenbrot ()
Datum: 05. Juni 2015 17:55

Hallo allerseits,

in den vergangenen Jahren habe ich jetzt schon öfter Stellenausschreibungen für dieses DaF-Lehrerprogramm in den Niederlanden gesehen. Wahrscheinlich wisst ihr, wovon ich rede. Das Programm ist für zwei Jahre angesetzt, wobei man im ersten Jahr anscheinend eher hospitiert und lernt und im zweiten Jahr dann selbst unterrichtet.

Da am Ende angeblich die Aussicht besteht, dass man in den regulären niederländischen Schuldienst aufgenommen wird, klingt das gar nicht so schlecht. Trotzdem bin ich ein bisschen skeptisch: Zum einen handelt es sich im zweiten Jahr (und, wenn ich das richtig sehe, vermutlich auch danach) um eine Teilzeitstelle, und zweitens werden da natürlich keine Versprechen gemacht, was die Aufnahme in den staatlichen Schuldienst angeht.

Darum möchte ich hier mal fragen, ob es Leute gibt, die etwas Genaueres wissen oder schon selbst Erfahrung mit diesem Programm gemacht haben.

Gruß,
Peter

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Re: Assistenzlehrer + Lehrerausbildung in Niederlanden
geschrieben von: FransDaF ()
Datum: 11. Juni 2015 05:18

Hallo Peter,

ich kenne jemanden, der tatsächlich durch beide Jahre gekommen ist und danach in den regulären Schuldienst übernommen wurde; geschah nach seiner Schilderung allerdings nur, weil sein Schulleiter wie ein Löwe um ihn gekämpft hat UND er inzwischen fließend(!) Niederländisch sprach UND weil er bereit war, das, was man hier Lehramtsstudium nennt, nachzuholen!

Er erzählte, dass die allermeisten nach dem ersten Jahr wieder nach Hause geschickt werden, egal ob gut oder schlecht, denn so kann man immer wieder Erstlinge nehmen, die nicht über den regulären Haushalt laufen (das Stipendium bezahlt meines Wissens das holländische Bildungsministerium aus einem Extratopf oder irgendein anderes Ministerium). - Für das zweite Jahr muss man sich eben BEWERBEN und ja, es ist in jedem Fall eine Teilzeitstelle.

Als Erfahrung sicherlich nicht schlecht für Einsteiger und wenn man für sich verabreden kann, dass auch ein Jahr i. O. wäre. Beachten sollte man, dass 900 Euronen in Holland auf existentielle Sachen bezogen weniger wert sind als in den meisten deutschen Gegenden. Stell Dir vor, Du musst in München mit dem Geld auskommen, vor allem Wohnung oder Zimmer finden - ist etwa so ähnlich ...

Der vielzitierte Satz, dass es für die ERFOLGREICHEN so tolle Berufsaussichten gibt, weil es GENERELL einen Lehrermangel in NL gibt ... na, den kann jeder Geisteswissenschaftler auch ohne genaue Hintergrundinfos überführen ... aber eine Lüge ist die Aussage natürlich nicht ... man gibt bloß nicht alle Informationen preis ... und definiert nicht, was "erfolgreich" bedeutet ... und meint schlichtweg, dass es keinen Unterschied macht, ob es in absoluten Zahlen durchschnittlich so allgemein oder etwa nur in einem bestimmten Fächerkanon Lehrermangel gibt ...

Ich will Dich nicht davon abbringen, aber noch tiefer hinterfragen, was Du schon angefangen hast, das lohnt sich sicherlich.

Frans

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Re: Assistenzlehrer + Lehrerausbildung in Niederlanden
geschrieben von: DaF2000 ()
Datum: 11. Juni 2015 20:37

Danke für den Einblick. Bisher bin ich immer davon ausgegangen, dass wenigstens dieses Programm eine der besseren Möglichkeiten auf dem an würdigen Stellen doch recht armen DaF-Markt wäre.

In diesem Zeitraum fließend Niederländisch zu lernen, sollte allerdings kein großes Ding sein. Die Sprache ist dem Deutschen so ähnlich, dass das schnell gehen sollte. Kenne einige Deutsche, die ausgewandert sind und Niederländisch in drei Monaten bis zu einem sehr hohen Niveau gelernt haben.

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Re: Assistenzlehrer + Lehrerausbildung in Niederlanden
geschrieben von: Danielson ()
Datum: 11. Oktober 2015 21:47

Das Ganze würde sich lohnen, wenn es Vollzeitstellen in den Niederlanden gäbe. Das ist aber sehr selten.

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Re: Assistenzlehrer + Lehrerausbildung in Niederlanden
geschrieben von: Georg321 ()
Datum: 12. Oktober 2015 23:41

DaF2000 schrieb:
> In diesem Zeitraum fließend Niederländisch zu
> lernen, sollte allerdings kein großes Ding sein.
> Die Sprache ist dem Deutschen so ähnlich, dass das
> schnell gehen sollte.

Naja, pro Quartal 5 Seminararbeiten auf NL schreiben und vorher die ganze Literatur gelesen zu haben ist nicht ganz ohne.

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Re: Assistenzlehrer + Lehrerausbildung in Niederlanden
geschrieben von: DreaHahn ()
Datum: 17. Dezember 2015 20:45

@Peter

Also ich habe diese Assistenzlehrerausbildung (VADDI) erfolgreich abgeschlossen und kann sie bedingt empfehlen.

Auf jeden Fall, sollte man die Ausbildung überhaupt nur in Betracht ziehen, wenn man
1. wirklich in die Niederlande will.
2. Und sich darüber bewusst ist, dass das große Geld dort nicht zu verdienen ist (dafür ist es dort einfach zu teuer).

Wenn du dir darüber bewusst bist, dann ist die Ausbildung nicht das Schlechteste, denn man ist nicht in einer so prekären Situation wie als DaF-Lehrer auf Honorarbasis in Deutschland.

Die ersten paar Wochen (ich glaube es waren 6) bekommt man einen Intensivsprachkurs. In unserem Jahrgang haben den alle problemlos bestanden. Niederländisch ist nicht so schwer. Nach dem Kurs ist man auf B1+. Texte an der Uni kann man damit lesen (auch wenn man gerade am Anfang noch viele Wörter nachschlagen muss). Sobald man einen ersten Einblick in die Sprache hat, dann kann man sich vieles auch aus dem Deutschen ableiten (was aber auch eine Fehlerquelle sein kann).

An der Uni wird auf Niederländisch unterrichtet - und man muss alle Arbeiten auch auf Niederländisch schreiben. Das ist eine Herausforderung, aber auch schaffbar. In unserem Jahrgang haben alle Personen, die das Programm nicht vorzeitig abgebrochen haben, auch die Uni bestanden.

Im ersten Jahr ist man Assistenzlehrer. Das wird von verschiedenen Schulen unterschiedlich interpretiert. Vorgesehen sind Hospitationen sowie eigenen Unterricht begleitet zu absolvieren und Feedback zu bekommen. Wie gut dieses Assistenzlehrerjahr abläuft, hängt dabei sehr stark von der Schule ab. Leider lernt man seine Schule erst kennen, wenn man das Programm antritt. Bei mir war die erste Schule nicht wirklich als Ausbildungsschule geeignet. Dabei muss man berücksichtigen: Wenn man bereits Lehrerfahrung mitbringt und hohe Ansprüche an seine Entwicklung als Lehrkraft hat, dann ist die Gefahr hoch, dass man am Anfang enttäuscht ist.

Der Tipp meiner Uni-Begleiterin, beim zweiten Jahr die Schule sehr gut auszuwählen, war äußerst hilfreich. Meine zweite Schule war wie für mich gemacht und mir hat die Zeit dort viel Freude bereitet.

Es gibt (selten) auch Vollzeitstellen. Meistens kriegt man Teilzeitstellen und anfangs arbeiten viele Lehrer an mehreren Schulen (um genug zu verdienen). Ein weiteres Problem kenne ich nur vom Hörensagen: Zeitverträge, die nur 3x verlängert werden dürfen... dann muss man die Schule wechseln. Bei allen Studierenden in meinem Jahrgang war es so, dass die Teilzeitstellen nach und nach ausgebaut wurden, sodass nun die meisten auch Vollzeit arbeiten.

Allerdings muss man eben auch differenziert sehen. Die einzelnen Schulen sind sehr unterschiedlich und man wird keiner Schule zugeteilt (wie bei uns, wenn man Beamter ist), sondern man kann sich seine Schule letztendlich selbst aussuchen und auch kündigen. Selbst unter dem Schuljahr werden (vereinzelt) Stellen gesucht und man muss nicht an einer Schule bleiben, mit der man gar nicht zurecht kommt.

Auf Niederländischkenntnisse wird bei Einstellung übrigens sehr viel Wert gelegt. Häufig besteht das Vorurteil, man könne z.B. Grammatik ohne Niederländisch nicht erklären oder keine Anfänger unterrichten. Aber auch diese Auffassung ist von Schule zu Schule unterschiedlich.

Generell sind die Niederländer sehr nett. Die Niederlande unterscheiden sich dafür ziemlich von Deutschland. Mein Eindruck war, dass bei Besprechungen viel geredet aber wenig getan wird. Mit meiner Problem identifzieren-Problem lösen-Mentalität bin ich da ziemlich angeeckt und wurde als zu kritisch empfunden.

Mir waren letztlich die Niederlande viel zu teuer. Vor allem weil ich die ersten zwei Jahre eigenes Geld zuschießen musste und ich habe mit Minus das Land verlassen. Vielleicht hätte das anders ausgesehen, wenn ich nach der Ausbildung noch ein, zwei Schuljahre dort unterrichtet hätte. Aber an meiner Schule gab es nur einen sehr kleinen Teilzeitvertrag (10 UE/pro Woche) und ich wollte nicht zwischen verschiedenen Schulen hin- und herhetzen. Außerdem war meine Wohnung viel zu teuer und die Frage war: nochmal in den Niederlanden umziehen, Schulen suchen, sich stressen oder eben zurück nach Deutschland (und dort studieren). Ich habe mich für letzteres Entschieden.

Von 10 Leuten aus unserem Kurs sind fünf dort geblieben. Von diesen 10 haben vier vorzeitig abgebrochen (d.h. sind teilweise mit Miesen und ohne Abschluss wieder nach Deutschland) - und ich hatte zwar meinen Abschluss, aber auch Verlust gemacht.
Die anderen 5 sind jetzt glückliche Deutschlehrer an niederländischen Gymnasien.

Wenn du noch Fragen zum Programm hast, kannst du mir ja gerne mailen. Und ich kann dir auch ein paar Adressen von Leuten geben, die nach dem Programm in den Niederlanden Fuß gefasst haben.

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Re: Assistenzlehrer + Lehrerausbildung in Niederlanden
geschrieben von: Georg321 ()
Datum: 19. Dezember 2015 09:45

"Vor allem weil ich die ersten zwei Jahre eigenes Geld zuschießen musste und ich habe mit Minus das Land verlassen."

Dabei gibt es doch preiswerte Studentenzimmerchen für schlappe 380 € im Monat bei 14 qm in einer Vierer-WG. Dann noch die Krankenkasse (100 €), dann bleiben von den 950 €, die man als Vergütung bekommt 470 € zum Leben übrig. Es wäre sinnvoll, monatlich 500 € selbst zuzusteuern, also für die Dauer der Ausbildung 12.000 €.

Fragen: wo kann man das am besten studieren? Ist die Uni-Ausbildung gut und bereitet sie auf die Arbeit in Schulen gut vor? ZB im Bereich online-Lernen? Und sind die Schulen in Holland besser ausgestattet als in Deutschland?

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