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extrem ernüchter nach b2-Prüfung
geschrieben von: integra1960 ()
Datum: 30. Juli 2016 19:16

Ich habe gerade eine B2-Prüfung abgenommen, schriftlich und mündlich, und bin extrem ernüchtert.

Ich habe das Gefühl, dass zurzeit Flüchtlinge durch Sprachmaßnahmen gepeitscht werden, die einfach nur ins große Nichts führen. Sie werden nach einer vorgebenen Zeit einfach für die doch recht anspruchsvolle B2-Prüfung angemeldet und sitzen dann wie ein Häuflein Elend vor einem Text, der sie kulturell und sprachlich haushoch überfordert.

Das ist so eine Geldverschwendung und zudem deprimiert es diese Menschen aufs Tiefste.
Die Kandidaten stellen sich kurz vor und erzählen dann, dass sie in Deutschland als Arzt arbeiten wollen, sind aber nicht in der Lage, einen kurzen Text in einfachsten Sätzen zusammenzufassen oder eine Mini-Diskussion zu führen.

Andere geben an, hier Erzieherinnen werden zu wollen, und ich wünsche mir während der ganzen Prüfung nur, dass jemand so ungebildetes hoffentlich nie einen Arbeitsplatz in einem deutschen Kindergarten bekommt.

Fazit: Der Weg zu B1 muss intensiver mit Grammatik gepflastert sein. Nach der B1- oder DTZ-Prüfung muss jeder die Basisgrammatik intus haben, bevor er zu einer weiteren Prüfung zugelassen wird.

DTZ darf nicht mehr B1 genannt werden. Wer weitermacht, muss erst auf echtes B1 getrimmt werden.

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Re: extrem ernüchter nach b2-Prüfung
geschrieben von: integra1960 ()
Datum: 30. Juli 2016 19:17

sorry, Tippfehler: ernüchtert im Titel, bitte korrigieren

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Re: extrem ernüchter nach b2-Prüfung
geschrieben von: Dracula ()
Datum: 30. Juli 2016 20:16

Diese Verwässerung ist ein echtes Problem, vor allem auch an der Uni: Dort werden die Studenten durch die Sprachniveaus gepeitscht, bekommen zum Teil gnadenmäßig A2, B1 etc. attestiert und wenn sie dann in B2 und C1 sitzen, sind sie verloren (zumindest bei Dozenten, die ihren Job ernst nehmen und die die Verwässerung nicht weiter fortführen).

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Re: extrem ernüchter nach b2-Prüfung
geschrieben von: ainja ()
Datum: 30. Juli 2016 22:55

Wenn ich das von Dir so lese, integra1960, habe ich vollstes Mitgefühl ... mit Dir, den TN, und könnte kxxxen ob dieses gruseligen Systems, was keinem hilft und völlig kontra ist. Normalerweise bin ich recht positiv gestimmt und versuche, aus jeder Situation und jedem Kurs und jedem Unterricht das Beste zu machen und das Beste, wenn möglich, aus den TN herauszuholen. Dem sind aber Grenzen gesetzt. Es gibt Tage, da macht einen dieses furchtbare System, die TN durchzuprügeln durch die Niveaustufen, nur noch fassungslos und so fällt mir heute leider nichts mehr dazu ein ... außer völlig ernüchtert den Job zu schmeißen - was ich natürlich nicht tue, aber mindestens wünschte, schon Rentner zu sein.

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Re: extrem ernüchter nach b2-Prüfung
geschrieben von: Susanne Schmidt-Lossau ()
Datum: 24. September 2016 11:04

DTZ und B1 sind nicht leicht! Die TN sind bereits bestens mit Grammatik versorgt. Daran liegt es nicht! Aber sie haben nie richtig geübt, diese Grammatik konkret anzuwenden.

In großen Kursen mit 25 TN ist das nicht immer möglich. Vor allem, wenn Sprachkurse sehr groß sind, wird oft zu wenig gesprochen und viel zu wenig geschrieben bzw. korrigiert. Und leider gibt es Träger, bei denen Kurse durch intensives Prüfungstraining über die B1-Hürde "gehoben" werden, sie machen im letzten Modul nur noch Modelltests und Übungstests.

Viele TN schlängeln sich so mit vielen Tricks durch den DTZ. Sie bestehen zwar B1, aber Deutsch können sie nicht. Etliche TN haben auch ein begrenztes Interesse an der Sprache, sie brauchen das Zertifikat als Anlage für Bewerbungen, um an besser bezahlte Stellen auf dem Arbeitsmarkt zu kommen.

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Re: extrem ernüchter nach b2-Prüfung
geschrieben von: Bingo ()
Datum: 24. September 2016 11:20

Hier gibt es wohl genau das gleiche Problem, das ich an meiner Arbeitsstelle auf den Phlippinen beobachtet hatte: Dort wurde erwartet, dass die Lehrkraft innerhalb von drei Wochen die TN vo A1 auf A2 und dann von A2 nach B1 und schließlich von B1 auf B2 bringt. Wenn die TN dann natürlich die internen Probe-Tests nicht bestanden hatten, war natürlich die Lehrkraft "schuld".

Die Träger solcher Unsinns-Kurse gehen immer wieder davon aus, dass Zeit Geld ist, und wenn man den TN nicht genug Zeit zum Lernen gibt, wird eben nichts daraus.

Dahinter steckt doch System - ein Unsinnssystem eben!
Was sollte die Lehrkraft tun?
Antwort: Aussteigen!

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Re: extrem ernüchter nach b2-Prüfung
geschrieben von: Barbara Konstanze ()
Datum: 26. Februar 2018 16:11

Dem kann ich nur zustimmen. Als Lehrerin und Prüferin bin ich genauso entsetzt, was da momentan in den Sprachprüfungen abläuft. Ich weiß sogar von Fällen, wo die Kandidaten vor der Prüfung auf B2-Niveau die Themen bekommen haben um sie zuhause vorzubereiten. Eine "Organisation" bringt die Kandidaten (meist Krankenschwestern und Krankenpfleger) z.B. aus Indien nach Italien. Dort machen sie einen Intensivkurs Deutsch bei einem derzeit sehr beliebten deutschen Prüfungsträger, zahlen Kurs und Aufenthalt pauschal und dürfen dann mit bestandener B2 Prüfung nach Deutschland einreisen. Die Organisation hat natürlich ein großes Interesse daran, dass sie bestehen und arbeitet dann mit unlauteren Mitteln.
Desweiteren gibt es viele Prüflinge (besonders aus Afghanistan), die mit den Inhalten der Prüfung kulturell so überfordert sind, dass sie sie einfach nicht schaffen. Was machen sie dann? Sie lernen alles auswendig und hoffen, dass eine Aufgabe drankommt, die jemand in der Prüfung fotografiert und dann auf Facebook veröffentlicht hat.
Viele Deutsche verschließen ja immer noch die Augen vor der Realität und glauben an diesen Unsinn von "Wir schaffen das". Was wir hier schaffen, ist ein Riesenproblem, das auf dem Rücken derer ausgetragen wird, die sich nicht wehren können, nämlich Migranten, ihre Lehrer und all jene, die dann einen Schaden durch die mangelnden Deutschkenntnisse erleiden, wie Patienten in Krankenhäusern, Menschen in Altenheimen usw.
Natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber die kann man an 5 Fingern abzählen.

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Re: extrem ernüchter nach b2-Prüfung
geschrieben von: bobaka ()
Datum: 22. April 2018 13:40

Telc ist ein typisches Beispiel für die Rolle eines "Prüfungs"-Dienstleisters mit unausgegorenen Prüfungskonzepten für Sprachklitschen aller Art, die zwar gerne als sog. "Schulen" auftreten, es aber deswegen nicht sind, weil nur der schnelle Rubel, den man machen kann, zählt.


Zitat

Viele Deutsche verschließen ja immer noch die Augen vor der Realität und glauben an diesen Unsinn von "Wir schaffen das". Was wir hier schaffen, ist ein Riesenproblem, das auf dem Rücken derer ausgetragen wird, die sich nicht wehren können, nämlich Migranten, ihre Lehrer und all jene, die dann einen Schaden durch die mangelnden Deutschkenntnisse erleiden, wie Patienten in Krankenhäusern, Menschen in Altenheimen usw.
Natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber die kann man an 5 Fingern abzählen.

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Re: extrem ernüchter nach b2-Prüfung
geschrieben von: Wagner ()
Datum: 04. Oktober 2019 18:32

Bei diesem "Pseudo-Integrationskurs" wird das Wunschdenken unserer Politiker auf dem Rücken der Teilnehmer ausgelebt.
Meine Ehefrau ist Thailänderin und wurde ebenfalls als Zuwanderer an diesem Kasperltheater verplichtet.
Ich kann die Aussagen der Vorschreiber nur bestätigen. Eine Methodik und Didaktik ist hier nicht gegeben und anscheinend auch nicht gewollt. Die angewandte "Lernmethode" kann nicht zum Erfolg führen. Eine statistische Erfolgsquote von ca. 50 % bestätigt meine Annahme.
"Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast."
Im Unterricht null Ansatz um überhaupt ausführlich die Grammatik zu üben, keine Zeit die "Fremdwörter" aus den Übungen ins Deutsche zu übersetzen. Keine Zeit die deutschen Umlaute überhaupt den Teilnehmer anhand einer Lautsprache zu vermitteln.... und... und... und...
Ich weiss wovon ich spreche, ich hatte 7 Jahre lang tschechisch gelernt und weiss wie eine Fremdsprache... die auch ja richtig ausgesprochen werden muss.. gelehrt wird.
Aber wir schaffen das.

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Re: extrem ernüchter nach b2-Prüfung
geschrieben von: Dracula ()
Datum: 05. Oktober 2019 11:30

@Wagner:

IKs können durchaus gut gelingen - aber NUR, wenn der Kursleiter sein Handwerk wirklich beherrscht. Und das ist leider in immer weniger Fällen der Fall.

Ich habe 10 Jahre lang IKs geleitet und hatte tolle Kolleginnen, die ebenfalls das Maximale aus ihren Kursen rausgeholt haben.

Heute sieht das Ganze mehr wie ein Trauerspiel aus und zwar nicht nur wegen der Flüchtlinge in den IKs, die das Gesamtniveau im Kurs eher nach unten ziehen, sondern eben auch weil die Qualität der Lehrkräfte gesunken ist.

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Re: extrem ernüchter nach b2-Prüfung
geschrieben von: DaZ ()
Datum: 23. Juli 2020 22:29

@Dracula

Es freut mich, dass Ihr Unterricht so gut war/ist. Können Sie mal beschreiben, was gute LK von schlechten unterscheidet? Es interessiert mich wirklich.

VG und VD

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Re: extrem ernüchter nach b2-Prüfung
geschrieben von: Dracula ()
Datum: 29. Juli 2020 08:55

@DaZ:

Naja, ich versuch's mal, basierend auf meinen eigenen Erfahrungen:

Guter IK

* der KL versteht sein Handwerk (kennt die Sprachniveaus A1-B1 aus dem FF, weiß alles über die entsprechende Grammatikprogression und Wortschatzarbeit, kennt die Lehrbücher)
* der KL macht seine Arbeit (trotz schlechter Bezahlung) gern und strahlt das auch aus
* der KL ist sympathisch und die TN kommen gern zu ihm
* der KL gibt allem dasselbe Gewicht: Grammatik, Wortschatz, Texten, Textproduktion, Sprechübungen etc.
* der KL hat das richtige Tempo, orientiert sich nicht an den zwei oder drei schwächsten TN, sondern am Mittelfeld
* der KL gibt reichlich Hausaufgaben, die auch jedesmal überprüft werden
* der Kurs ist nicht zu groß (mehr als 20 TN ist schwierig, idealerweise sind es vielleicht 15 TN)
* der KL hat auch mal ein offenes Ohr für Fragen der TN, die eigentlich nicht in den Unterricht gehören (also private Sachen)
* der KL lässt die TN mehr als einen Modellsatz DTZ durchexerzieren
* der KL kann gut erklären


Schwacher IK

* das Tempo ist viel zu niedrig, weil der KL darauf besteht, dass alles erst zu 100% sitzen muss, bevor er im Stoff weitergeht (Kardinalfehler)
* der KL hat eigentlich keine echte Ahnung von Grammatik, Spracherwerb etc.
* der KL ist genervt oder frustriert und lässt sich das oft anmerken
* der KL kommt unnahbar oder gar arrogant rüber
* der Kurs ist zu groß (mehr als 20 TN)
* der KL kann nicht gut erklären

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Re: extrem ernüchtert von Alphakurs bis B2-Prüfung
geschrieben von: scholi ()
Datum: 10. Januar 2021 22:08

Allem Obigen, außer einigen Punkten von Dracula, stimme ich leidenschaftlich zu. Ich kenne das DaF-Geschäft aus China - großes Aha über Fremdsprachenunterricht in Schwellenländern: Alles in der gemeinsamen Muttersprache, die Lehrkraft übersetzt z.B. den Hörtext Stückchen für Stückchen in jene und erklärt... Muttersprachliche Lehrkräfte - Affen zum Anfassen für Einige - trifft auf bisher ungeahnte Voraussetzungen, in aller Kürze: Fremdsprachen für Prüfungen, nicht um sie kommunikativ zu benutzen. Fach Deutsch als Füllmaterial der akademisch völlig hohlen Zähne der seit ca. 1998 aus dem Boden geschossenen Hochschulen. Die meisten "Studenten" in dem von dem "Fremdlehrer" (tja, Unkenntnis deutscher Geschichte, wenig Kontakt zu Muttersprachlern und dann immer nur zu Einzelnen, die sich nicht den Mund verbrennen dürfen) zu erteilenden "mündlichen Unterricht" verstehen kaum einen gesprochene Satz - es sei denn es verschlägt einen mal an eine nationale "Schlüsseluniversität".

DaZ in Deutschland dann ein Traum? Ein Alptraum - die Studienvorbereitung, v.a. Vorbereitung auf die DSH: ein Import der orientalischen Cram School. Ich habe mal naiv, nicht genug gewarnt v.d. Kolleginnen, einen C1-Kurs (Wiederholer) kommunikativ anzufangen. Beim nächsten Termin hatte ich die Hälfte der Teilnehmer verloren. Auch bei der Probe-DSH (interne Ürüfung für Zugang zur DSH) versagte ich, da ungewarnt, dass es ums Bestehen, und sei es mit Smartphone unterm Tisch geht, aber auch Beschwerden über Lehrkräfte im Büro. Bei Vertiefung des Komparativ: Warum so viel Zeit bei Sie, bei Frau Olga mehr schnell?"

Alles clar? Nicht nur im Integrationskurs Benennung Lehrkraft: Frau/Herr Vorname. Alles bleibt möglichst so wie z.B. auf Arabisch. Nach 1000 Unterrichtsstunden Alphakurs: Wann ist Weihnachten? - Was Weihnachten? / "Das ist ein Nikolaus. Gestern war der 6. Dez., der Nikolaustag." - "papa no'el" Auch der Afghane am nächsten Tag "papa n'el", denn er kann noch immer besser Arabisch als Deutsch. Doch ich komme der Erwartung, doch endlich mal was auf Arabisch zu erklären kaum nach. Die Übungsprüfung Start Deutsch 1 besteht derzeit keiner im Kurs. Einige lernen jetzt online, auf dem VHS-Lernportal, mit dem Smartphone, das ansonsten nur Arabisch anzeigt. Alphakurs? Die können ja sogar ein bisschen Englisch - lesen, schreiben. Waren ja auch schon über 10 Jahre im Libanon.

Hatte kürzlich Schüler, die derzeit Deufö B1 zum vierten oder fünften Mal machen und teils schon zum Abbruch aufgefordert worden waren, um die "Berechtigung" nicht zu verlieren. FÜR GESTERN ODER MORGEN UNTERSCHREIBEN? Ja, auch das. Ich musste schon Teilnehmerunterschriften quittieren, die waren an dem Tag gar nicht da.

Esbäähaa, bääeefzett... werden fett.

Wir schaffen das, sagte Angela Merkel. Merke, Merke? Ah, Mama Merkel gut gut!

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