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Wortstellung
geschrieben von: suzana guoth ()
Datum: 18. August 2009 09:45

Guten Morgen!
Könnte mir bitte jemand erklären, warum im folgenden Satz das Subjekt nicht unmittelbar nach dem Prädikat steht?
"Seit 15 Jahren arbeiten dort Wissenschaftler an diesem Arzneimittel..."
Ich fühle, dass die Wortstellung so richtig ist, aber warum ist es so?
Laut Regeln, die ich kenne, kann jeweils nur ein Satzteil hervorgehoben werden, dessen Platz vor dem Prädikat ist, und das Subjekt sollte dann unmittelbar nach dem Prädikat stehen. Und hier ist es nicht so. Wie ließe sich diese Wortstellug erklären?

Mit freundlichen Grüßen
Charlotte

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ORT und ZEIT
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 18. August 2009 12:16

Guten Tag Charlotte,

die Stellung des Subjekts im Mittelfeld direkt nach dem finiten Verb

wird in der Canoo-Net-Grammatik als "Grundtendenz" oder "starkes Prinzip" bezeichnet. Und gleich darauf werden Ausnahmen beschrieben.

Bei Dreyer/Schmitt (606, § 22 Satzstellung, S. 132) gibt es eine Anmerkung

"Die wann-wo-Angaben: Zur Information über Ort und Zeit einer Handlung, z. Bsp. in Nachrichten und Berichten, gebraucht man diese beiden Angaben gerne vorn im Satz.

Im Frankfurter Hauptbahnhof fuhr gestern Nachmittag eine Lokomotive auf einen vollbesetzten Zug.

Am Ostersonntag fand in Rom ein feierlicher Gottesdienst statt."

Das Subjekt lässt sich in dem Beispielsatz sogar noch weiter nach hinten schieben:

An diesem Arzneimittel arbeiten dort seit fünfzehn Jahren Wissenschaftler...

ORT und ZEIT

Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker

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Re: Wortstellung
geschrieben von: suzana guoth ()
Datum: 18. August 2009 12:35

Guten Tag, Michael,
vielen Dank für die Erklärungen. Leider tauchen bei mir Tag für Tag neue Probleme auf, worauf ich keine Erklärungen finden kann. Es ist ebenso schwer sich bei einer Sprache auszukennen, wie ein Organismus kennen zu lernen, das sich aufgrund seiner eigenen Regeln unendlich lange Zeit entwickelt. Ich bewundere dein Wissen. Es muss sehr schön sein auf alle grammatischen Probleme eine Lösung, eine Erklärung zu wissen, oder zu finden.
Jetzt ist mir das Problem ganz klar geworden.
Danke.
Mit freundlichen Grüßen
Charlotte



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 18.08.09 19:57.

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Re: Wortstellung
geschrieben von: suzana guoth ()
Datum: 07. Februar 2010 13:18

Hallo!

[www.canoonet.eu]
Hier steht: "Diese Tendenz gilt nur für die Personalpronomen ich, du, er, sie, es, ihn, wir, ihr, sie,..."
Meine Frage: Für "mich, dich, mir, dir,ihm, uns, euch, ihnen" gilt diese Tendenz nicht?
Mit freundlichen Grüßen
Charlotte



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 07.02.10 13:28.

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Re: Wortstellung
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 07. Februar 2010 13:34

Guten Tag Charlotte,

die Beispiele auf der Canoo-Net-Seite schliessen die deklinierten Formen der Personalpronomen ein.

"Der Großvater hat ihm die Bücher geschenkt."

Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker

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Re: Wortstellung
geschrieben von: suzana guoth ()
Datum: 07. Februar 2010 13:39

Vielen Dank Michael für die schnelle Antwort.

Es war mir nur deshalb nicht eindeutig, weil "ihn" als einzige deklinierte Form doch dabei war.

Ist die folgende Wortstellung nicht richtig?
Der Großvater hat die Bücher ihm geschenkt.
Und hier wäre die Betonung auf"ihm".

Mit freundlichen Grüßen
Charlotte



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 07.02.10 13:44.

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Re: Wortstellung
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 07. Februar 2010 13:57

Du musst sagen: Der Großvater hat ihm die Bücher geschenkt. Personalpronomen vor Nomen.
Wenn du "ihm" wirklich betonen willst, sagst du:
Ihm hat der Großvater die Bücher geschenkt (und nicht ihr).

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Re: Wortstellung
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 07. Februar 2010 13:58

Guten Tag Charlotte,

ja, diese Variante mit der Betonung auf dem Dativ ist auch richtig.

Das ist das Wunderbare an Tendenz-Regeln. Sie erlauben viele Varianten, die dann jeweils andere Betonungen tragen.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker

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Re: Wortstellung
geschrieben von: suzana guoth ()
Datum: 07. Februar 2010 14:01

Hallo Franziska!

Danke für Deine Hilfe.
Also ist für die Betonung die einzige Möglichkeit das Vorfeld.

Mit freundlichen Grüßen
Charlotte

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Re: Wortstellung
geschrieben von: suzana guoth ()
Datum: 07. Februar 2010 14:07

Es freut mich sehr, dass doch alles möglich ist.
Mir scheint, als ob die strengen Regeln der Wortstellung in den letzten Jahrzehnten etwas liberalisiert wurden.

Mit freundlichen Grüßen
Charlotte

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Re: Wortstellung
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 07. Februar 2010 14:30

Na gut ...
Gesprochen geht das, aber ohne die extreme Betonung des nachgestellten "ihm" auch nicht.
Und schriftlich würde ich das wirklich nicht empfehlen.

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Re: Wortstellung
geschrieben von: suzana guoth ()
Datum: 07. Februar 2010 14:48

Hallo Franziska!

Ich habe inzwischen folgendes gefunden:
[www.canoonet.eu]
"Bei umgekehrter Reihenfolge der Objekte wird das Pronomen hervorgehoben. In der gesprochenen Sprache ist das Pronomen betont:

Der Großvater hat die Bücher ihm geschenkt (und nicht jemand anderem)."

Ja, aber was ist "gesprochene Sprache?"
1/ Keine Fachsprache?
2/ Ein Satz, der kein Papier "gesehen" hat?

Ich glaube, ein wissenschaftlicher Vortrag gehört auch dann zur Schriftsprache, wenn er nicht geschrieben wurde.

Und "unser Satz" gehört auch dann zur gesprochenen Sprache, wenn man ihn z.B. in einem Brief liest. Oder irre ich mich?

Mit freundlichen Grüßen
Charlotte

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Re: Wortstellung
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 07. Februar 2010 16:03

Das Problem ist, dass du die etwas unnatürliche Betonung in einem Brief nicht hervorheben könntest - der Satz wäre also seltsam! Die gesprochene Sprache ist tatsächlich gesprochen, auch wenn es sich um einen Vortrag handelt. Denn du hast durch die Betonung eben noch andere Möglichkeiten.

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Re: Wortstellung
geschrieben von: S. ()
Datum: 07. Februar 2010 17:05

Ich denke auch, dass man diesen Satz

(Der Großvater hat die Bücher ihm geschenkt)


hören muss, mit der besonderen Betonung auf ihm, um die Syntax so nicht als irgendwie "holprig" zu empfinden.

Hier ist also nicht der Sprachregister ausschlaggebend , sondern die Unterscheidung "mündliche Äußerung" versus "verschriftlichter Satz".

Schriftlich könnte ich mir den Satz als "wörtliche Rede" oder "inneren Monolog" vorstellen, dann aber evtl. mit der Partikel doch, also z. Bsp.:

....
"Der Großvater hat[te] die Bücher [doch] ihm geschenkt!". Er konnte sich noch gut an das Verprechen erinnern und wunderte sich, wieso nun plötzlich seine Schwester den gesamten Buchbestand des Großvaters reklamierte.


Oder so ähnlich;)

S.

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Re: Wortstellung
geschrieben von: suzana guoth ()
Datum: 07. Februar 2010 18:41

Alles klar, danke für die Erklärungen.

Mit freundlichen Grüßen
Charlotte

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Re: Wortstellung
geschrieben von: S. ()
Datum: 07. Februar 2010 19:31

ooops

es heißt natürlich:


das Sprachregister


S.

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Re: Wortstellung
geschrieben von: suzana guoth ()
Datum: 08. Februar 2010 13:58

Hallo!

Sind hier beide Wortstellungen richtig?

Voriges Jahr hat mein Neffe sie geheiratet.
Voriges Jahr hat sie mein Neffe geheiratet.

"Pronomen steht vor Nomen."
Aber irgendwo habe ich noch gelesen, dass dies im Fall mit Subjekt nicht obligatorisch ist. Vielleicht erinnere ich mich nicht richtig,

Mit freundlichen Grüßen
Charlotte

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Re: Wortstellung
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 08. Februar 2010 16:09

Du hast Recht, Charlotte: Ich würde hier erst das Subjekt nennen (mein Neffe), dann das Objekt (sie).
Das ist verständlicher, aber nicht obligatorisch.

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Re: Wortstellung
geschrieben von: suzana guoth ()
Datum: 13. Februar 2010 19:35

Guten Abend!

In der Canoonet Grammatik habe ich zwar die verschiedenen Adverbialbestimmungen gefunden, aber deren Reihenfolge nicht.
Irgedwann und irgendwo habe ich ihre Reihenfolge gelernt: Kausal-, Temporal-, Modal-, Lokal- und ??...bestimmung.
Meine Frage: Wenn in einem Satz alle diese Adverbialbestimmungen vorkommen, und zwar innerhalb des Satzklammers, ist die genannte Reihenfolge richtig? Und eine fehlt noch.
Und meine zweite Bitte: Könnte mir jemand einen Satz bilden, in dem alle die genannten Adverbialbestimmungen vorkommen?
Ich bedanke mich im voraus.

Mit freundlichen Grüßen
Charlotte

Mit freundlichen Grüßen
Charlotte

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Re: Wortstellung
geschrieben von: Kostas ()
Datum: 13. Februar 2010 20:30

Hallo, Charlotte,

die richtige, sprich ideale Reihenfolge sieht so aus:

(Wer? - Verb -) wann? - Dativobjekt - warum? - wie? - Akkusativobjekt - wo(hin/her)?

Wenn aber die Objekte Pronomen sind, stehen sie am besten direkt hinter dem konjugierten Verb.

Mein Bruder schickt morgen seiner Freundin zu ihrem 20. Geburtstag mit Kurier ein Geschenk nach Hause.

Mein Bruder schickt es morgen seiner Freundin zu ihrem 20. Geburtstag mit Kurier nach Hause.

Mein Bruder schickt ihr morgen zu ihrem 20. Geburtstag mit Kurier ein Geschenk nach Hause.

Mein Bruder schickt es ihr morgen zu ihrem 20. Geburtstag mit Kurier nach Hause.

Inversion:

Morgen schickt es mein Bruder seiner Freundin zu ihrem 20. Geburtstag mit Kurier nach Hause.

Morgen schickt ihr mein Bruder zu ihrem 20. Geburtstag mit Kurier ein Geschenk nach Hause.

Morgen schickt es ihr mein Bruder zu ihrem 20. Geburtstag mit Kurier nach Hause.

Die Regel, dass die Akkusativ- und Dativpronomen direkt hinter dem Finitum stehen sollten, gilt demnach, wie obige Beispiele zeigen, auch bei der Umstellung.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 13.02.10 20:36.

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