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jeden Tag
geschrieben von:
Pedroski
()
Datum: 16. April 2011 11:21
Moin
Ich sitze hier und versuche Chinesisch auf Deutsch zu bringen, worin ich gar nicht begabt bin (Weder in Deutsch noch in Chinesisch). Jedenfalls komme ich auf diesen Satz:
Vielleicht lese ich jeden Tag, weil ich ungern untätig bin.
Nun denke ich, in dem Satz ist 'jeden Tag' ein Zeitadverb, denn sicher lese ich keine Tage, sondern Bücher. Seit wann gibt es Akkusativadverben??
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 16.04.11 11:22.
Ich sitze hier und versuche Chinesisch auf Deutsch zu bringen, worin ich gar nicht begabt bin (Weder in Deutsch noch in Chinesisch). Jedenfalls komme ich auf diesen Satz:
Vielleicht lese ich jeden Tag, weil ich ungern untätig bin.
Nun denke ich, in dem Satz ist 'jeden Tag' ein Zeitadverb, denn sicher lese ich keine Tage, sondern Bücher. Seit wann gibt es Akkusativadverben??
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 16.04.11 11:22.
Re: jeden Tag
geschrieben von:
jero
()
Datum: 16. April 2011 11:32
Hallo,
man nennt das ("jeden Tag") auch "Akkusativ der Zeit" oder "adverbialer Akkusativ".
[www.cafe-deutsch.de]
Vereinfacht gesagt:
(1) Zeitangaben ohne Präposition stehen meistens im Akkusativ (jeden Morgen, nächste Woche usw.).
(2) Zeitangaben mit Präposition stehen meistens im Dativ (am Morgen, in der nächsten Woche).
(3) Reine Adverbien stehen in "keinem Fall" (morgen, wöchentlich).
jero
www.cafe-deutsch.de
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 16.04.11 13:09.
man nennt das ("jeden Tag") auch "Akkusativ der Zeit" oder "adverbialer Akkusativ".
[www.cafe-deutsch.de]
Vereinfacht gesagt:
(1) Zeitangaben ohne Präposition stehen meistens im Akkusativ (jeden Morgen, nächste Woche usw.).
(2) Zeitangaben mit Präposition stehen meistens im Dativ (am Morgen, in der nächsten Woche).
(3) Reine Adverbien stehen in "keinem Fall" (morgen, wöchentlich).
jero
www.cafe-deutsch.de
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 16.04.11 13:09.
Re: jeden Tag
geschrieben von:
jero
()
Datum: 16. April 2011 11:36
Zitat
Pedroski
Seit wann gibt es Akkusativadverben??
Hm, meinen Sie das
a) (sprach-)historisch
oder
b) als Ausdruck der Verwunderung?
jero
www.cafe-deutsch.de
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 16.04.11 11:37.
Re: jeden Tag
geschrieben von:
Pedroski
()
Datum: 17. April 2011 01:40
Eher Verwunderung, warum ein Adverb Akkusativ sein soll.
Re: jeden Tag
geschrieben von:
suzana guoth
()
Datum: 17. April 2011 04:29
Vielleicht, um ihn vom Subjekt und Gleichsetzungsnominativ unterscheiden zu können?
spitzhaarig
geschrieben von:
Redeker, Bangkok
()
Datum: 17. April 2011 08:24
Guten Morgen zusammen,
es gibt keine Akkusativadverben.
1) Die kleinen Wörter (Wortart: Adverb, Adverbien) wie damals, heute, bald usw. werden nicht gebeugt, nicht wie Verben konjugiert und nicht wie Nomen dekliniert. Sie sind unveränderlich.
2) Wenn wir in einem Satz die Umstände der Handlung näher beschreiben, wann, wie, wo, warum etwas passiert, benutzen wir dazu ein Satzglied, "eine adverbiale Bestimmung", "eine Umstandsbeschreibung", "ein Adverbial".
3) Diese adverbiale Bestimmung hat verschiedene Formen und kann z. Bsp. durch ein Adverb, eine Präpositionalgruppe, ein adverbial gebrauchtes Adjektiv oder durch eine Nomengruppe dargestellt werden.
4) Die adverbial gebrauchte Nomengruppe kann im Akkusativ "jeden Tag" oder im Genitiv "eines schönen Tages" erscheinen.
5) Bei den so gebrauchten Nomengruppen müssen wir dann zwischen Objekten und Adverbialbestimmungen fein unterscheiden.
(Und die Regel ist: Kann ich die Nomengruppe durch ein Pronomen ersetzen, habe ich ein Objekt. Ich lese ein Buch (= es). Wenn nicht, eine adverbiale Bestimmung. (Ich lese jeden Tag.)
Mit freundlichen Grüßen
Michael Redeker
es gibt keine Akkusativadverben.
1) Die kleinen Wörter (Wortart: Adverb, Adverbien) wie damals, heute, bald usw. werden nicht gebeugt, nicht wie Verben konjugiert und nicht wie Nomen dekliniert. Sie sind unveränderlich.
2) Wenn wir in einem Satz die Umstände der Handlung näher beschreiben, wann, wie, wo, warum etwas passiert, benutzen wir dazu ein Satzglied, "eine adverbiale Bestimmung", "eine Umstandsbeschreibung", "ein Adverbial".
3) Diese adverbiale Bestimmung hat verschiedene Formen und kann z. Bsp. durch ein Adverb, eine Präpositionalgruppe, ein adverbial gebrauchtes Adjektiv oder durch eine Nomengruppe dargestellt werden.
4) Die adverbial gebrauchte Nomengruppe kann im Akkusativ "jeden Tag" oder im Genitiv "eines schönen Tages" erscheinen.
5) Bei den so gebrauchten Nomengruppen müssen wir dann zwischen Objekten und Adverbialbestimmungen fein unterscheiden.
(Und die Regel ist: Kann ich die Nomengruppe durch ein Pronomen ersetzen, habe ich ein Objekt. Ich lese ein Buch (= es). Wenn nicht, eine adverbiale Bestimmung. (Ich lese jeden Tag.)
Mit freundlichen Grüßen
Michael Redeker
Re: jeden Tag
geschrieben von:
Kostas
()
Datum: 17. April 2011 10:09
Guten Morgen!
Nur so nebenbei bemerkt: Der Adverbialakkusativ hat eine sehr lange Geschichte; er war schon im Althochdeutschen verbreitet und lässt sich sogar bis ins Altgriechische zurückverfolgen. Manchmal steht er verkürzt für eine im Dativ stehende Präpositionalkonstruktion, wobei es zu einem Kasuswechsel kommt (z.B. aus in der letzten Woche wird letzte Woche). In manchen anderen Fällen - aber eben nicht immer - ließe sich der Akkusativ meiner Meinung nach vielleicht auf eine Ellipse zurückführen:
......Er hat den ganzen Tag (= den ganzen Tag dauernd) gearbeitet.
Nur so nebenbei bemerkt: Der Adverbialakkusativ hat eine sehr lange Geschichte; er war schon im Althochdeutschen verbreitet und lässt sich sogar bis ins Altgriechische zurückverfolgen. Manchmal steht er verkürzt für eine im Dativ stehende Präpositionalkonstruktion, wobei es zu einem Kasuswechsel kommt (z.B. aus in der letzten Woche wird letzte Woche). In manchen anderen Fällen - aber eben nicht immer - ließe sich der Akkusativ meiner Meinung nach vielleicht auf eine Ellipse zurückführen:
......Er hat den ganzen Tag (= den ganzen Tag dauernd) gearbeitet.
Re: jeden Tag
geschrieben von:
Rachel
()
Datum: 18. April 2011 22:30
...da ist sie wieder, die Ellipse, mit der man sich Sinn in den Satz zaubern kann. Würde deinem verdacht aber beipflichten, Kostas.
Es ist immer wieder faszinierend, dass es doch so einige grammatische Parallelen zwischen Deutsch und Altgriechisch gibt! Wir sind die heimlichen Bewahrer altgriechischer Grammatikfinessen, oder?
Es ist immer wieder faszinierend, dass es doch so einige grammatische Parallelen zwischen Deutsch und Altgriechisch gibt! Wir sind die heimlichen Bewahrer altgriechischer Grammatikfinessen, oder?
Re: jeden Tag
geschrieben von:
suzana guoth
()
Datum: 19. April 2011 01:52
Ja, die "Welt" hat nicht nur "die Kunst der Künste" von den Griechen erlernt, sondern die römischen Welteroberer haben auch über die etruskische Vermittlung von den Griechen ihre Schrift gelernt. So entstand das lateinische Alphabet, das auch heute noch in den neulateinischen Sprachen gebraucht wird. Sie bildet also auch die Grundlage des gotischen Alphabets, aber auch des kyrillischen.
"Der gute Geschmack, welcher sich mehr und mehr durch die Welt ausbreitet, hat sich angefangen zuerst unter dem griechischen Himmel zu bilden. Alle Erfindungen fremder Völker kamen gleichsam nur als der erste Same nach Griechenland...." (Johann Joachim Winckelmann:
Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst)
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 19.04.11 02:08.
"Der gute Geschmack, welcher sich mehr und mehr durch die Welt ausbreitet, hat sich angefangen zuerst unter dem griechischen Himmel zu bilden. Alle Erfindungen fremder Völker kamen gleichsam nur als der erste Same nach Griechenland...." (Johann Joachim Winckelmann:
Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst)
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 19.04.11 02:08.
Re: jeden Tag
geschrieben von:
Kostas
()
Datum: 19. April 2011 08:10
Zitat
Ja, die "Welt" hat nicht nur "die Kunst der Künste" von den Griechen erlernt, sondern die römischen Welteroberer haben auch über die etruskische Vermittlung von den Griechen ihre Schrift gelernt.
Jaja - aber das hilft uns nun leider nicht viel weiter ... :-(
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 19.04.11 08:11.
Re: jeden Tag
geschrieben von:
Franziska
()
Datum: 19. April 2011 16:47
... vor allem, wenn Pedroski das seinen Chinesen vermitteln soll!
;-)
;-)
Re: jeden Tag
geschrieben von:
jülirö
()
Datum: 19. April 2011 17:33
Kostas schrieb:
-------------------------------------------------------
>... ließe sich der Akkusativ
> meiner Meinung nach vielleicht auf eine Ellipse
> zurückführen:
>
> ......Er hat den ganzen Tag (= den ganzen Tag
> dauernd) gearbeitet.
Was würde das erklären? Bei "Es dauert den ganzen Tag" hat man ja wieder nur den gleichen Akkusativ der Zeit, wie bei "Er arbeitet den ganzen
Tag". "Jemanden dauern", also mit echtem Akkusativobjekt, ist ja was ganz anderes.
-------------------------------------------------------
>... ließe sich der Akkusativ
> meiner Meinung nach vielleicht auf eine Ellipse
> zurückführen:
>
> ......Er hat den ganzen Tag (= den ganzen Tag
> dauernd) gearbeitet.
Was würde das erklären? Bei "Es dauert den ganzen Tag" hat man ja wieder nur den gleichen Akkusativ der Zeit, wie bei "Er arbeitet den ganzen
Tag". "Jemanden dauern", also mit echtem Akkusativobjekt, ist ja was ganz anderes.
Re: jeden Tag
geschrieben von:
Rachel
()
Datum: 19. April 2011 22:19
aber als Ellipse für "den ganzen Tag lang" würde es doch Sinn ergeben.
Und was die Griechen betrifft, lieber vergangener Ruhm als gar keiner!
Und was die Griechen betrifft, lieber vergangener Ruhm als gar keiner!
Kreisellipse
geschrieben von:
Redeker, Bangkok
()
Datum: 20. April 2011 07:05
Guten Morgen Rachel,
Aber, warum sollte diese deutsche Ausnahme die auch in anderen Sprachen verbreitete Erscheinung des Akkusativs der Zeit erklären?
*Ich lese jeden Tag lang in Büchern?
Und dann benutzen wir auch noch den Genitiv der Zeit:
Des Abends sitzen wir sommers wie winters die halbe Nacht (lang) vor dem heimeligen Leuchten des Computers.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Redeker
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 20.04.11 07:46.
Zitat
Kostas formulierte sehr vorsichtig:
In manchen anderen Fällen - aber eben nicht immer - ließe sich der Akkusativ meiner Meinung nach vielleicht auf eine Ellipse zurückführen...
Aber, warum sollte diese deutsche Ausnahme die auch in anderen Sprachen verbreitete Erscheinung des Akkusativs der Zeit erklären?
*Ich lese jeden Tag lang in Büchern?
Und dann benutzen wir auch noch den Genitiv der Zeit:
Des Abends sitzen wir sommers wie winters die halbe Nacht (lang) vor dem heimeligen Leuchten des Computers.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Redeker
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 20.04.11 07:46.
Re: jeden Tag
geschrieben von:
Kostas
()
Datum: 20. April 2011 13:23
Zitat
Herr Redeker schrieb:
Aber, warum sollte diese deutsche Ausnahme die auch in anderen Sprachen verbreitete Erscheinung des Akkusativs der Zeit erklären?
Es hat hat aber niemand behauptet, der deutsche Adverbialakkusativ erkläre äquivalente Konstruktionen in anderen Sprachen! Oder hab ich da wieder mal gepennt? :-)
Re: jeden Tag
geschrieben von:
Kostas
()
Datum: 20. April 2011 13:30
Oder bezog sich die Ausnahme nicht auf den Adverbialakkusativ im Allgemeinen, sondern lediglich auf den Ausdruck den ganzen Tag lang?
Re: jeden Tag
geschrieben von:
Redeker, Bangkok
()
Datum: 20. April 2011 15:00
Guten Tag Herr Kostas,
ja. Mit "Ausnahme" bezog ich mich die ganze Zeit, den ganzen Tag auf die das eine Mal sehr wohl mögliche Ellipse "den ganzen Tag (lang)".
Der adverbiale Akkusativ bei räumlicher und zeitlicher Ausdehnung erscheint aber ja auch in Wendungen, die nicht als Ellipse zu erklären sind (jeden Tag).
Ich lese jeden Tag ein Gedicht. (adverbialer Akkusativ)
Ich lese jeden Tag wie ein Gedicht. (Akkusativobjekt)
Mit freundlichen Grüßen
Michael Redeker
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 20.04.11 15:06.
ja. Mit "Ausnahme" bezog ich mich die ganze Zeit, den ganzen Tag auf die das eine Mal sehr wohl mögliche Ellipse "den ganzen Tag (lang)".
Der adverbiale Akkusativ bei räumlicher und zeitlicher Ausdehnung erscheint aber ja auch in Wendungen, die nicht als Ellipse zu erklären sind (jeden Tag).
Ich lese jeden Tag ein Gedicht. (adverbialer Akkusativ)
Ich lese jeden Tag wie ein Gedicht. (Akkusativobjekt)
Mit freundlichen Grüßen
Michael Redeker
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 20.04.11 15:06.
Re: jeden Tag
geschrieben von:
Kostas
()
Datum: 20. April 2011 18:42
Ja gut, aber ich verstehe immer noch nicht, was Ihr Hinweis auf die anderen Sprachen damit zu tun hat.
Adverbialakkusativsgeschichte
geschrieben von:
Redeker, Bangkok
()
Datum: 20. April 2011 19:41
Guten Abend Herr Kostas,
Herr Kostas schrieb:
-------------------------------------------------------
> Ja gut, aber ich verstehe immer noch nicht, was
> Ihr Hinweis auf die anderen Sprachen damit zu tun
> hat.
Hatten Sie nicht weiter oben einen geographisch, geschichtlichen Zusammenhang angemerkt? Vom Neuhochdeutschen übers Althochdeutsche bis ins Altgriechische?
Mit freundlichen Grüßen
Michael Redeker
Herr Kostas schrieb:
-------------------------------------------------------
> Ja gut, aber ich verstehe immer noch nicht, was
> Ihr Hinweis auf die anderen Sprachen damit zu tun
> hat.
Hatten Sie nicht weiter oben einen geographisch, geschichtlichen Zusammenhang angemerkt? Vom Neuhochdeutschen übers Althochdeutsche bis ins Altgriechische?
Zitat
Nur so nebenbei bemerkt: Der Adverbialakkusativ hat eine sehr lange Geschichte; er war schon im Althochdeutschen verbreitet und lässt sich sogar bis ins Altgriechische zurückverfolgen. Manchmal steht er verkürzt für eine im Dativ stehende Präpositionalkonstruktion, wobei es zu einem Kasuswechsel kommt (z.B. aus in der letzten Woche wird letzte Woche). In manchen anderen Fällen - aber eben nicht immer - ließe sich der Akkusativ meiner Meinung nach vielleicht auf eine Ellipse zurückführen.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Redeker
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