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Re: anscheinend - scheinbar
geschrieben von: Redaktion ()
Datum: 13. Oktober 2011 11:23

jero schrieb:
-------------------------------------------------------
> So recht überzeugt mich das jedenfalls nicht...
> zumal die Frage der Frequenz der beiden Wörter da
> ja nicht angesprochen wird. Wenn eigentlich eh
> jeder immer nur "anscheinend" sagte, und so gut
> wie niemand "scheinbar" benutzte, stellt sich eine
> etwaige Gleichbedeutung schon in einem anderen
> Licht dar.
>
> Aber woraus schließt du das? Ich habe das dort
> weder gelesen noch geschlussfolgert.
>

ich auch nicht :-) Ich sagte ja, dass die Frequenz dort nicht erwähnt wird. Meine weitere Aussage sollte nur als Beispiel dafür dienen, was bei stark unterschiedlicher Frequenz möglich wäre.

Jürgen

Online-Redaktion deutsch-als-fremdsprache.de
[www.iik-duesseldorf.de]

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anscheinend peinlich
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 13. Oktober 2011 17:35

Guten Abend,

das Thema ist anscheinend populär.


Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker

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Re: anscheinend - scheinbar
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 13. Oktober 2011 18:45

Tach, ich mal wieder! Nur scheinbar verschwunden ...
Ich halte die Unterscheidung von scheinbar - anscheinend für einen reizvollen Gewinn in unserer Sprache, auf den ich nicht gerne verzichten würde, obwohl ich im Alltag natürlich verstehe, was einer meint, auch wenn er / sie wahllos scheinbar oder anscheinend verwendet. Was wäre die Literatur ohne Sätze mit feinen Nuancen wie "Scheinbar legte er das Geld zurück", "Er wollte sie anscheinend doch nicht heiraten", "Nur scheinbar willigte er ein"? Ärmer, sage ich! Warum sollten wir also die Zeit um 200 Jahre zurückdrehen, wenn wir doch etwas gewonnen haben? Allerdings gehöre ich auch nicht zu denen, die im Alltag andere auf scheinbare "Fehler" hinweisen. Das ist langweilig und unnötig. Die einen erfreuen sich eben an Feinheiten, die anderen ahnen nichts davon. So ist das Leben anscheinend.

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Re: anscheinend - scheinbar
geschrieben von: cxyrz ()
Datum: 13. Oktober 2011 20:05

@ jero

"es ist eine interessante Frage, WER denn die Mehrheit repräsentiert, wer also Maßstab sein soll für die Norm und u.U. für neue Normen. Und wer gehört zur Mehrheit, wollte man den mehrheitlichen Sprachgebrauch zur Grundlage nehmen?"

Ich denke, die Frage, wer oder was Maßstab für eine Norm ist, beantwortet die Norm selbst. Die Norm ist ihr eigener Maßstab. Eine Norm teilt sich in einem Medium mit, was in diesem Falle das Medium Sprache ist. Unterscheidungen zwischen einzelnen Sprechern oder Sprechergruppen (Mehrheit / Minderheit) ergäben sich durch den Grad der Abweichung von der Norm, wobei es diejenigen Sprecher gibt, die Normabweichungen beobachten können, und diese Beobachtung wiederum der Beobachtung aussetzen (wie z.B. in diesem Forum) und diejenigen, die es nicht können oder wollen.

Man darf vermuten, dass unterhalb einer Norm, die Abweichungen zulässt, ein Code schlummert, der jede unzulässige Normabweichung mit dem Ausschluss aus dem Kreis der kommunizierenden Gemeinschaft bestraft. Ein Sprecher erhält dann einfach keine Antwort mehr. Insofern wird jeder Sprecher sich wohl stets so gut und richtig ausdrücken wollen, wie es ihm gegeben ist.

Im Übrigen können über das, was sprachlich richtig ist, also in Regeln erfasst, nur diejenigen diskutieren, die diese Regeln kennen.

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Re: anscheinend - scheinbar
geschrieben von: jero ()
Datum: 14. Oktober 2011 06:48

Guten Morgen allerseits,
(oder wie man heutzutage in schlechtem Deutsch schreibt: @ all)

ich vermute, man macht sich doch irgendwie immer selbst zur Norm und vergleicht sich dann mit anderen (sucht Bestätigung bei anderen?). Für mich (in meiner Heimatregion?) bedeuten -scheinbar- und -anscheinend- einfach nur "dem Anschein nach" (vgl. das Wörterbuch von 1878). Vielleicht ist der neuere Gebrauch nie zu uns gedrungen? Es scheint mir aber immer zu passen. Ich habe sehr gut verstanden, wenn ich die Beispiele lese, wie ihr die Wörter versteht, aber sollte ich es jetzt wiederholen, hätte ich schon wieder Schwierigkeiten. Franziska hat natürlich Recht, wenn sie sagt, man muss einen alten Sprachstand (keine Differenzierung) ja nicht konservieren. Ich bin ja selbst sonst nie dafür - jedenfalls was Rechtschreibung und Grammatik anbelangt. Das müsste doch dann aber auch für die außer Gebrauch geratenen, alten Konjunktivvarianten gelten, oder? Mir fällt auf, dass anscheinend (?) immer der IST-Zustand verteidigt wird und sowohl das Alte als auch das Neue eher abgelehnt wird. Da sind wir wieder bei dem Maßstab, zu dem man sich wohl letztlich immer selbst macht - "gemeinsam mit anderen" (die ihn auch vertreten). In der Psychologie haben auch -Angst- und -Furcht- unterschiedliche Bedeutungen; im Alltag nicht. Ich vermute, die meisten von euch beachten diesen Unterschied - eine Feinheit der deutschen Sprache? - auch nicht. Hat das was mit Intelligenz zu tun?

jero
www.cafe-deutsch.de

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Re: anscheinend - scheinbar
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 14. Oktober 2011 06:56

Guten Morgen zusammen,

Zitat
cxyrz schrieb:
Man darf vermuten, dass unterhalb einer Norm, die Abweichungen zulässt, ein Code schlummert, der jede unzulässige Normabweichung mit dem Ausschluss aus dem Kreis der kommunizierenden Gemeinschaft bestraft.

Ja, wobei die kommunizierende Gemeinschaft wechselnde Teilnehmer und Zusammensetzungen haben mag.

Fiele ich in dieser Gemeinschaft kommunizierender Deutschlehrender und -lernender mit dem überkorrekten Gebrauch des Konjunktivs nicht weiter auf, könnte ich mich doch etwa mit der betonten Behauptung maskuliner Endungen arg in die Nesseln setzen. Hier darf ich als und wie oder seid und seit nur ersichtlich spielerisch verwechseln. Nur seltene Tippfehler bleiben unbemerkt, Sprachmarotten werden angezeigt. Wer in ein Sprachforum schreibt, tut dies unter den Argusaugen der Sprach- (beflissenen?; besessenen?;) spezialisten.

Und dann die Geschichte mit der normierenden Instanz. Reicht der Hinweis auf Nachbarn und Verwandte (Kennen wir so nicht!), ist ein Link auf die Online-Grammatik, ein Zitat aus dem DUDEN, dem Wahrig, Helbig/Buscha ein Argument? Und ist so ein Verweis stärker, schwächer oder nur egal stark als wie "Tante Hedwig und Onkel Franz"?

(Ich erinnere mich da z. Bsp. an die noch manchmal aufblubbernde alternierende Perfektform zu "altern". Die wird nun in der DUDEN-Grammatik (4. Aufl. 1984) Abschnitt 199 beschrieben, im DUDEN 9 unter dem Stichwort, bei Helbig/Buscha (10. Aufl. 1987) Anschnitt 1.7.2.3. und wird trotzdem wiederholt bescherzt.)

Wann ist ein Argument ein Argument?

Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker

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Re: anscheinend - scheinbar
geschrieben von: jero ()
Datum: 14. Oktober 2011 07:10

Zitat

Und dann die Geschichte mit der normierenden Instanz. Reicht der Hinweis auf Nachbarn und Verwandte (Kennen wir so nicht!), ist ein Link auf die Online-Grammatik, ein Zitat aus dem DUDEN, dem Wahrig, Helbig/Buscha ein Argument? Und ist so ein Verweis stärker, schwächer oder nur egal stark als wie "Tante Hedwig und Onkel Franz"?

... wobei ja interessant ist, dass auch offizielle Nachschlagewerke sich am "mehrheitlichen", realen Sprachgebrauch orientieren und nach und nach übernehmen, was "gelebte Sprache" ist.

jero
www.cafe-deutsch.de

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Re: anscheinend - scheinbar
geschrieben von: cxyrz ()
Datum: 14. Oktober 2011 08:55

Ist es der Form denn wichtig, wenn ihr Inhalt sich ändert? Dass Begriffe einem Bedeutungswandel unterliegen ist doch normal. Vielleicht geht es hier (wie aber oft hier), weniger um eine Frage der Norm, als um die Frage nach der Referenz. Wem soll man trauen? Wenn in großen "Werken" etwas steht, das man selbst aber ganz anders beobachtet, ist das einfach nur der Hinweis darauf, dass neben diesen autorisierten Referenzen immer auch die Referenz auf sich selbst möglich ist - eine Letztgültigkeit im Sinne einer Ausdifferenzierung von Bedeutung wird es nie geben. Eher tritt das Gegenteil ein.

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Re: anscheinend - scheinbar
geschrieben von: jero ()
Datum: 14. Oktober 2011 22:58

Zitat
cxyrz
Ist es der Form denn wichtig, wenn ihr Inhalt sich ändert?

Hm, was willst du denn damit sagen?

Ist es dem Inhalt wichtig, wenn sich die Form ändert, frage ich zurück. *schmunzel*

Für mich tritt eigentlich noch etwas anderes zutage, nämlich dass die Norm eigentlich ein recht "wackliges Gebilde" ist. Sie darf nicht so fest (dogmatisch) sein, dass sie sich an Neues nicht anpassen kann, dann würde sie eines Tages ganz zerbrechen. Sie darf aber auch nicht so schwammig (beliebig) sein, dass alles möglich ist, dann würde sie sich selber überflüssig machen. Man muss - wohl wie so oft im Leben - die Mitte finden und die ist vermutlich im Kern zwar für viele gleich, "franst" aber an den Rändern aus - wenn ich das mal so salopp formulieren darf. Wo der eine das Neue noch als Normabweichung ablehnt, da ist der andere bereits bereit, es zu akzeptieren. Wo der eine etwas als altbacken zurückweist, beharrt der andere auf bewahrenswerter Tradition. Die Mitte bildet sich vermutlich immer im Widerstreit all jener heraus, die noch ablehnen und schon zustimmen und all der vielen, die schwanken oder bereits in diese oder jene Richtung tendieren - vielleicht bedarf es ja eben ihrer aller, damit sich unter ihnen eine Mitte "austarieren" kann. Nicht wie eine Kugel also mit festen Abgrenzungen und das eine gehört dazu und das andere halt nicht, sondern eher ein gelartiges, bewegliches, unförmiges Gebilde, das sich mal mehr in diese und mal mehr in jene Richtung verschiebt, sich ausdehnt und zusammenzieht, Nicht-Benötigtes aussondert und anderes aufnimmt.

jero
www.cafe-deutsch.de



3-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.10.11 23:59.

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Re: anscheinend - scheinbar
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 15. Oktober 2011 20:31

Wow, das Ganze erinnert mich an Begegnungen mit fremden Welten in Raumschiff Enterprise ... doll. Scheinbar bestechend. Mir aber zu schwammig und am Rande zu ausgefranst ...
Wahrscheinlich bin ich doch zu sehr Deutschlehrerin und zu wenig Metaphysikerin.

;-)

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Hermetische Hermeneutik
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 16. Oktober 2011 06:22

Zitat
Nescio:
Wenn das Gesagte das anscheinend Gemeinte nicht in ein eineindeutiges Etwas ausformen kann, wird das scheinbar Bedeutende mittig schwammig, an den Rändern fransig und beleuchtet allenfalls ein Nichts. Damit wird Kommunikation nach allen Seiten verstehensoffen.


Mit freundlichen Grड-ाल

Michael Redeker

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Re: anscheinend - scheinbar
geschrieben von: jero ()
Datum: 16. Oktober 2011 09:43

Zitat

Wow, das Ganze erinnert mich an Begegnungen mit fremden Welten in Raumschiff Enterprise ... doll. Scheinbar bestechend. Mir aber zu schwammig und am Rande zu ausgefranst ...
Wahrscheinlich bin ich doch zu sehr Deutschlehrerin und zu wenig Metaphysikerin.

;-)

Du bist aber boshaft, Franziska. *lach*

(Oder sind das die Rückzugsgefechte der "Schwarz-weiß-Denker"? :-)))

jero
www.cafe-deutsch.de

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Re: anscheinend - scheinbar
geschrieben von: jero ()
Datum: 16. Oktober 2011 09:47

@ Michael,

DEIN Satz gefällt mir besser: Wir korrigieren, ergänzen, interpretieren das Gesagte zum Gemeinten.

Den finde ich sehr richtig.

jero
www.cafe-deutsch.de

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Re: anscheinend - scheinbar
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 16. Oktober 2011 09:55

Guten Morgen Jero,

wunders wie in alten Zeiten. "Schwarz-auf-Weiß-Denker", da ich mich ja gerne auf DUDEN, Wahrig, Canoo & Gedrucktes berufe.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker

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Re: anscheinend - scheinbar
geschrieben von: Franziska ()
Datum: 16. Oktober 2011 12:35

Boshaft? Aber nein, Jero, ich möchte nur gerne verstehen und mich verständlich machen.
Nenn es Schwarz-Weiß, wenn du willst. Aber Fransig-Schwammiges mag ich nicht.
Das ist mir einfach zu viel Blaba. Damit können auch meine Lerner nichts anfangen.

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Re: anscheinend - scheinbar
geschrieben von: jero ()
Datum: 16. Oktober 2011 13:21

Hm, ich bin dafür, dass wir das jetzt nicht unnötig in die Länge ziehen, Leute. :-) Es hat ja jeder seine Position dargelegt und wird erfahrungsgemäß auch dabei bleiben und sie natürlich verteidigen. *schmunzel*

Mir war ja nur der Umstand wichtig, dass "anscheinend" und "scheinbar" inhaltlich erst seit (sprach-)historisch kurzer Zeit differenziert werden und dass das nicht nur heute viele Muttersprachler nicht "mitmachen", sondern dass es sich scheinbar/anscheinend auch in den letzten gut 200 Jahren (seit Aufkommen der Differenzierung) nie wirklich durchgesetzt hatte (siehe Wörterbuch von 1878).

Dazu mag sich nun jeder verhalten, wie er will und mit welchen Argumenten auch immer. '-)

jero
www.cafe-deutsch.de

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Der Balken im Auge...
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 16. Oktober 2011 14:37

Guten Tag (Seltsam ist es, im Nebel zu wandern...),


Zitat
Jero findet:
Dazu mag sich nun jeder verhalten, wie er will und mit welchen Argumenten auch immer. '-)

Wir wandern also zurück zur Referenz. Wenn Argumente nicht mehr bedeuten, ist eh dasselbe das Gleiche, also alles egal.

Ich würde zunächst mehr Material beibringen, z. Bsp. über das Wörterbuchnetz zu

Zitat

Adelung = Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen. Zweyte, vermehrte und verbesserte Ausgabe. Leipzig 1793-1801:

Zitat

Scheinbar, -er, -ste, adj. et adv. welches nach Maßgebung des Hauptwortes Schein verschiedene Bedeutungen hat. 1. * Was sehr merklich gesehen wird, für augenscheinlich; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung, in welcher Scimbar schon bey dem Notker vorkommt.
Liebt nicht mit Worten nur allein
Laßt eure Liebe scheinbar seyn,
Durch wahren Mund und rechte Thaten,
Opitz. Im gemeinen Leben einiger Gegenden ist das verlängerte scheinbarlich noch in diesem Verstande gangbar. Gott hat ihn scheinbarlich gestraft. Ein scheinbarliches Wunder. Beydes für augenscheinlich. Ottfried gebraucht dafür das gleichfalls veraltete seinhalt. 2. Was einen Schein, d. i. ein helles Licht hat. 1) * Eigentlich; wo es gleichfalls veraltet ist. 2) Figürlich, ein gutes äußeres Ansehen habend; in welchem Verstande es noch hin und wieder gebraucht wird. Eine Waare scheinbar machen, ihr ein gutes äußeres Ansehen geben. So auch der Gegensatz unscheinbar. Nach einer noch weitern Figur gebraucht Notker scinbar für berühmt. 3. Den Schein von etwas habend, ohne es wirklich zu seyn, und in engerer Bedeutung, den Schein der Wahrheit habend. Die scheinbare Unschuld des Spieles verleitete ihn zur Sicherheit. Sie stand in einer scheinbaren Verlegenheit auf. Ein scheinbarer Vorwand, eine scheinbare Entschuldigung, scheinbare Gründe. Eine scheinbare Tugend. Der scheinbare Ort eines Sternes, der Ort, wo der Stern gesehen wird, aus welchem er uns in die Augen fällt; im Gegensatze des wahren Ortes, wo er wirklich befindlich ist. In allen diesen Fällen wird Schein, dem was die Sache wirklich ist, mehr oder weniger entgegen gesetzet.

Dann müsste in Quellen gezeigt werden, was unter "augenscheinlich" zu verstehen ist und wann, in welcher Umgebung Schein "dem was die Sache wirklich ist, mehr oder weniger entgegen gesetzet." erscheint.


Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 16.10.11 14:39.

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Re: Der Balken im Auge...
geschrieben von: Redeker, Bangkok ()
Datum: 16. Oktober 2011 15:28

Guten Tag und weiter im Sauseschritt,

augenscheinlich bewusst, dass das Grimmsche Wörterbuch scheinbar schwer lesbar ist, möchte ich es dennoch quotieren. Hier nämlich wird der Übergang, der Wandel dokumentiert:


Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971.

Daraus aber passend gemacht:

f) in die augen fallend, augenscheinlich, offenbar, offenkundig: ein scheinbarer beweis, argumentum perspicuum Steinbach 2, 417, als ausdruck der gewiszheit und überzeugungskraft u. ähnl.: aber der unerfahrne disputator, gibt nicht gewonnen ... sintemal sein vorgefaster wahn ihn so sehr blendet, das er die scheinbare klahrheit der folgerey nicht sehen .. kan. Butschky Pathm. 204; nun ist es ja die scheinbare warheit.

wird spötter:

4) was nur dem scheine nach existiert, nicht wirklich, trügerisch, wesenlos, vergeblich, erdichtet u. s. w. diese bedeutung ist jetzt die üblichste; scheinbar, adj.: das scheint als wann es etwas wäre, speciosus, simulatus Frisch 2, 171b (im gegensatz zu scheinbar, das würcklich etwas ist, perspicuus, manifestus); eine scheinbare liebe, amor simulatus Steinbach 2, 417.


Da also ist der Übergang von dem würcklichen zu dem trügerischen festgehalten. Und wird grimmig behauptet, das sei nun "die üblichste" Bedeutung.

Jetzt sollten wir also noch mal Tandte Hertha befragen: "Ist es Ihnen anscheinend wirklich oder doch nur scheinbar egal, wenn diese Differenzierung mehrheitlich nicht angenommen wird?"

Ja oder Nein (Bitte ankreuzen)

Sintemalen es draußen nicht nur nebelig zu sein scheint, sondern augenscheinlich auch kalt ist.

Sorry, der Link aufs Wörterbuch linkte nicht.


Mit freundlichen Grüßen

Michael Redeker



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 16.10.11 15:48.

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